Menstruationsurlaub in Spanien

20. Mai 2022

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Foto: pixabay.com

Auf Grund von Unterleibsschmerzen, Übelkeit und Schwindel sollen Frauen in Spanien zukünftig während ihrer Periode Urlaub bekommen. Die Meinungen dazu sind gespalten und vor allem die Freude der Männer hält sich in Grenzen.

 

„Ihr Frauen wollt doch immer irgendwelche Extrawürste.“ schreibt mein Unikollege Mark* in unseren Publizistik-WhatsApp-Gruppenchat. „Wenn wir einen Tritt in die Eier bekommen, kriegen wir auch keinen Urlaub. Weißt du was das für Schmerzen sind?“ fährt er fort. Leicht entsetzt und angewidert verlasse ich die App wieder. Auslöser für seinen melodramatischen Wutausbruch war ein Link meinerseits. Der führte nämlich zu einem Artikel der Tagesschau mit dem Titel „Gesetzesentwurf in Spanien: keine Arbeit bei Regelschmerzen“. Ich wusste, dass es nicht jeder geil finden wird, aber so eine große Abneigung habe ich nicht erwartet.

Spanien veröffentlichte am Dienstag offiziell einen revolutionären Gesetzesentwurf. Frauen sollen künftig bei starken Regelschmerzen bis zu vier extra Urlaubstage genehmigt bekommen. Viele menstruierende Personen leiden jeden Monat unter starken Unterleibsschmerzen, welche sie im Alltag beeinträchtigen. Jeden Tag 500mg Schmerztabletten einzunehmen ist bei weitem keine gesunde Lösung. Darum will Spanien den Frauen diese monatliche Zeitspanne erleichtern.

Marks Argument mit dem Tritt in die Weichteile ist sowieso totaler Unsinn. Ich glaube kaum, dass jeder Mann sieben Tage im Monat Tritte verpasst bekommt. Wenn doch handelt es sich wohl eher um eine sexuelle Vorliebe als um eine natürliche Gegebenheit. Wenn man(n) sich etwas mehr mit dem weiblichen Zyklus beschäftigen würde, würde das Gesetz gar nicht diskutiert werden. Die Gebärmutter stößt jeden Monat durch unkontrollierte Muskelzuckungen die erste Schleimhaut ab. Allein vom Lesen müsste jedem klar sein, dass das unglaubliche Schmerzen sein können.

Schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt

„Vielleicht finden Frauen dadurch aber noch schwerer einen Arbeitsplatz.“, argumentiert Lara in der Gruppe. Ich öffne die App wieder, weil mich dieser Ansatz doch etwas interessiert. „Während der Periode Urlaub zu haben klingt ur gut. Das könnte aber dann ein Kriterium sein, weshalb man einen Job nicht kriegt.“ Stimmt, aus dieser Perspektive hatte ich das noch gar nicht gesehen. Bedeutet das, dass Frauen sich künftig durch dieses Gesetz noch mehr Diskriminierungen am Arbeitsmarkt gefallen lassen müssen? Wir sollten damit beginnen, generell gegen sexistische Aufnahmekriterien und Befragungen anzukämpfen. Wir können doch nicht auf Grund unseres Geschlechts schlechtere Chancen am Arbeitsmarkt haben. Man kommt uns einen Schritt entgegen und wir müssen Angst haben, dass dieser uns wieder eine ganze Marathonlänge zurückkatapultiert.

Prinzipiell ist die Debatte um diesen Gesetzesentwurf sehr fragwürdig. Niemand würde einen Nachteil erhalten, wenn die Kollegin mal zwei Tage nicht im Büro sitzt. Diese „whataboutthism**“- Gesellschaft, in der sich Menschen benachteiligt fühlen, nur weil man Frauen etwas entlastet, ist echt zum Heulen. Außerdem würde nicht jede Frau von dem Gesetz Gebrauch machen. Es geht lediglich um die, die kaum gehen können und sich vor Schmerzen im Bett krümmen. Es geht nicht um einen Partyurlaub am Strand in Nizza, sondern darum, sich im Bett auskurieren zu können. Vor allem Männer sollten sich mal genauer mit der Anatomie einer Frau auseinandersetzen, dann würden sie niemals einen Tritt in die Weichteile mit der Periode vergleichen. Übrigens würde ihnen dieses Wissen auch in anderen Lebenssituationen weiterhelfen.

 

*Mein Unikollege heißt nicht wirklich Mark. Der Name wurde geändert um ihn (und seine geliebten Eier) zu schützen

**Beim “whataboutthism“ wird nicht auf das momentan besprochene Thema eingegangen, sondern mit einem anderen ersetzt und relativiert. Häufig passiert dies mit der Frage: „Und was ist mit….?“

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