Ich bin eine Woche lang auf Dates mit mir selbst gegangen.

16. Mai 2017

In Zeiten von Gspusi’s, Tinder und ONS kann die Suche nach einer ,,Fix zam‘‘ – Beziehung sich als ziemlich schwierig erweisen. Betrügen, ghosten, friendzonen – das hat schon fast jeder erlebt. Doch schlimmer als eine dysfunktionale Beziehung zu haben, ist anscheinend gar keine Beziehung zu haben. Neben den typischen ,,Warum hast du noch immer keinen Freund?‘‘-Aussagen der Familie über die ,,Lass mich dich verkuppeln‘‘-Vorschläge der Freunde bis zu Gerüchten, dass ich vermutlich gar nicht auf Typen stehe – als Dauersingle musste ich mir schon einiges anhören. Doch nicht jeder, der alleine ist, ist automatisch einsam. Die Annahme, dass man  als Single weinend und nach Liebe sehnend vor dem Fenster warten muss, bis irgendeine(r) einen findet, ist einfach nicht wahr. Und wenn dies doch jemand gerade tun sollte: Heul dich aus und mach dich bereit. Denn als ich eines Abends so auf jemanden wartete, traf mich ein Geistesblitz: Ich beschloss, keine Zeit, Energie und kein Geld mehr in jemanden einfach so zu verschwenden, sondern in etwas Bedeutenderes zu investieren: In mich selbst. Keine Panik, dies wird kein Selbstfindungsroman à la Eat, Pray, Love, nur ein großes bisschen Selbstliebe in einer Single-bemitleidenden Welt: Denn ich habe mich eine Woche lang selbst gedatet. Vom Essengehen bis zum Stadtspaziergang war alles dabei. Ich habe viel dabei gelernt. Ach ja, und meine Angst vor dem Alleinesein besiegt.

Aller Anfang ist schwer

Ganz ehrlich: So richtig Lust hatte ich nicht wirklich auf mich. Als ich mich für mein Date mit mir selbst fertigmachte, war es so, als würde ich mich mit einer Person treffen wollen, die ich nur so halb interessant finde. Ein Date mit meinem Netflixaccount wäre mir eindeutig lieber gewesen. Doch irgendwie überwand ich mich. Ich zog mir etwas Schönes an, schminkte mich und machte mir die Haare. Und ging los, wenn auch voller Angst. Denn alleine irgendwo zu sitzen war immer schon irgendwie unangenehm für mich. Abgesehen vom Lernen in der Bibliothek verband ich damit immer alte, verlassene Menschen, die einsam über ihrem Essen hocken. Und nun würde ich eine von ihnen sein. Ich bestellte mein Essen und saß einfach nur da. Lustigerweise fühlte es sich wirklich wie ein Date an. Ein Date mit einer noch etwas unbekannten Person. Awkward Silence und so inklusive. Denn mein Handy drehte ich ab und meine Bücher blieben in der Tasche. Es gab nur Mich und mich.

Es könnte etwas werden

Doch was macht man bloß alleine in einem Restaurant, umgeben von Pärchen, ohne sich wie der größte Idiot vorzukommen? Wie viele von uns fühlen uns dabei unwohl, alleine zu Essen oder ins Kino zu gehen? Wie viele von uns zücken sofort ihr Handy und machen auf beschäftigt, sobald sie alleine sind? Damit wollte ich aufhören. Ich wollte mich beim Alleinsein wohlfühlen. So komisch es anfangs war, so leichter wurde es mit der Zeit. So wie es in echten Beziehungen ist, war irgendwann das Eis gebrochen. Ich hörte auf, die anderen Leute zu beobachten und konzentrierte mich auf mich. Ich war bewusst und freiwillig alleine. Und es fühlte sich nicht schlecht an. Denn was ist der eigentliche Sinn von Dates? Eine andere Person kennenzulernen. Und ich begann, mich selbst richtig kennenzulernen. Wenn man nur unter sich, ganz alleine ist, findet man eine ganze Menge über sich selbst heraus. Je mehr man sich selbst kennt, desto angenehmer wird es, alleine zu sein. Ich stellte mir Fragen, wie ,,Wie fühlst du dich? Was brauchst du?‘‘. Also Fragen, die man einer Person stellt, die man gerne hat. Mit jedem weiteren Date wurde es wirklich entspannter. Und machte auch irgendwann richtig Spaß.

Fix zam

Ich ging Essen, in eine Bar, Spazieren, ins Kino – ich gönnte mir das ganze Datingprogramm. Kosten und Mühen scheute ich nicht. Ich wusste, dass es sich lohnen würde, in die Beziehung mit mir selbst zu investieren. Vor allem, da ich mit mir wirklich forever together bin. Ich bin mein eigener Partner, mein eigener Bae geworden. Sprich: Ich bin jetzt fix zamm mit mir selbst. Wie eigenartig es auch klingen mag, wie in jeder gesunden Beziehung achte ich natürlich auch auf Sachen wie: Wie zeige ich dieser Person meine Liebe? Wie kann sie sich wertgeschätzt fühlen? Wie kann ich sie glücklich machen? Was macht sie unglücklich und wie ändere ich das?

Die Dates werden also nicht aufhören. Es ist viel mehr er Anfang einer lebenslangen Beziehung. Ich hoffe, dass auch du diesen Schritt wagen wirst. #dateyourself

 

Falls du Lust bekommen hast, dich selbst zu daten und mir davon erzählen willst, schreib mir: mohammadi@dasbiber.at

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Kommentare

 

super Text, Sara. Hab echt einige Male schmunzeln müssen!

Und, ging was beim ersten Date? ;)

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