Der Frühling kommt – die Tradition vom Märzischor

23. Februar 2016

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Märzischor
Printscreen Wikipedia

Für Rumänen bedeutet der erste März eines: Mărțișor (ausgesprochen Märzischor).  Ein Märzischor ist ein Talisman, der aus einer roten und einer weißen Schnur besteht, auf der manchmal ein Stückchen Schmuck aufgehängt wird.  Man schenkt es Freunden und Familie, damit sie stark und gesund bleiben im kommenden Jahr. Es ist ein Symbol für den Frühling und wird an der Kleidung festgesteckt oder am Handgelenk getragen. Am letzten Tag im März hängt man den Märzischor an die Zweige eines blühenden Baumes, damit er viele leckere Früchte trägt. 

Die alte Tradition wird mit vielen unterschiedlichen Legenden in Verbindung gebracht. Die bekannteste davon erzählt von der Sonne, die auf die Erde in der Gestalt eines jungen Mannes kam und von einem Drachen entführt wurde. Ein mutiger Junge hat ihn befreit, starb aber an den tiefen Wunden, die im Kampf mit dem Drachen entstanden sind. Das Blut aus seinen Wunden floss in den weißen Schnee und daraus stiegen Schneeglöckchen auf. Seitdem weben die Menschen zwei Quasten: eine rote und eine weiße. Die rote Farbe steht für die Liebe zu allem, was schön ist, und erinnert an das Blut des tapferen Jungen, während die weiße Farbe Gesundheit, Reinheit und Schneeglöckchen – die ersten Blumen, die im Frühling erscheinen – symbolisiert. 

Eine ähnliche Tradition gibt´s auch in Bulgarien, wo der Märzischor den Namen "Martenitsa" hat. Beginnend mit dem ersten März wird die Martenitsa am Handgelenk, um den Hals oder an der Kleidung getragen, bis der Träger einen blühenden Baum oder einen von der Wintermigration zurückkehrenden Storch oder eine Schwalbe sieht. Dann hängt man die Martenitsa auf einen Fruchtbaum, genauso wie in Rumänien. 

Märzischor
Foto: Corina Mocanu

Überall in Rumänien werden Märzischormärkte organisiert, wo hauptsächlich handgefertigte Märzischoare (pl.) verkauft werden. Aus der Tradition ist daher auch ein Handwerk entstanden. Eine meiner Freundinnen aus Timisoara (Rumänien) entwirft selber jährlich die kleinen Talismane und geht damit zum lokalen Markt. Für die Märzischoare aus den Bildern benutzt sie Materialien wie Holz, Caju-Schalen, trockene Blumen oder Saatgut. Die Märtzischoare aus Saatgut haben eine eigene Geschichte: Sie stehen für das Reichtum der Erde und für einen erfolgreichen Haushalt.  Früher füllten die Bauern das Saatgut in Leinensäcke oder in Keramiktöpfe und sagten: „Wie das Saatgut in der Erde zu sprießen beginnt, so sollten auch unsere Leben zu sprießen beginnen“.

Märzischor
Foto: Corina Mocanu

Ich bin mit dieser Sitte aufgewachsen und fand es schade, dass es in Wien keinen Ort gab, wo man einen Märtzischor erwerben konnte. Bis jetzt. Das rumänische Kulturinstitut organisiert dieses Jahr ein Märzchenfest, wo Märzischoare ausgestellt und verkauft werden. Die Veranstaltung dauert zwei Tage, vom 29. Februar bis zum1. März, und findet am Institut in der Argentinierstrasse 29 statt.

Märzischor
Foto: Corina Mocanu
Märzischor
Foto: Corina Mocanu

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Was ist mit meinem Martisor???

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