"Du kommst hier nicht rein" - Wieso ich mit Gudenus mitfühle

10. Januar 2017

 

 

Ein Mann wird aufgrund seiner Ideologie nicht bedient und aus einem Lokal geworfen. „Wie kann man nur so etwas tun“, möchte man fast meinen. Wenn man dann merkt, dass dieser Mann Herr Gudenus ist, dann liegt einem ein „Geschieht ihm recht!“ auf der Zunge.

Wie laut war der Aufschrei (auch meiner), als wir erfahren haben, dass Asylbewerber aus Schwimmbädern geworfen werden. Wie empört waren wir, als wir hörten, dass Araber aufgrund ihrer Sprache aus einem Flugzeug verwiesen wurden. Und wie schadenfroh waren wir, als wir gelesen haben, dass Herr Gudenus nichts zu essen bestellen durfte, weil ihm der Service verweigert wurde.

Aber jemand von der FPÖ hat es nicht anders verdient, oder?

Ich erinnere mich hin und wieder an meine „Fortgeh“-Zeiten. Der Typ dafür war ich nie so wirklich, aber man wollte eben cool sein und dazu gehören. Nur war ich immer wieder ein Risikofaktor für die Gruppe. Dadurch, dass ich schon in relativ jungen Jahren mit einem Bartwuchs gesegnet war, nutzte ich diese Begünstigung der Natur und ließ mein Gesichtshaar sprießen. Gemischt mit meinem etwas dünkleren Teint war das aber keine gute Idee, wenn man in das Nachtleben eintauchen wollte. Nicht nur ein Mal wurde mir einfach aufgrund meines südländischen Erscheinens der Eintritt in einen Club verwehrt.

Auge um Auge, Zahn um Zahn

Heute setzt sich vor allem die FPÖ für eine Verschärfung solcher Aktionen ein. Es soll ein Generalverdacht gegen alle Muslime gelten. Im Januar letzten Jahres postete Gudenus einen Artikel, in welchem berichtet wurde, dass die Ischler Bar Asylwerbern ein Lokalverbot erteilte. Er fügte noch hinzu:Gudenus Post

Und jetzt, wo es ihn selbst erwischt, möchte man lautstark „In your face!“ rufen. Ob ihn das zum Nachdenken anregt, bleibt jedoch fraglich.

Klar gibt es das Argument, dass der Besitzer darüber entscheiden darf, wen er bedienen möchte und wen nicht. Dann muss dieses Argument aber auch beidseitig gelten. Man dürfe demnach nach Hautfarbe, Religionsbekenntnis und Geschlecht trennen. Wir dürfen uns also nicht beschweren, wenn auch eine Frau Duzdar aus Clubs geworfen wird.

So etwas gab es schon mal in Österreich und ich denke, wir sind uns alle einig, dass wir die Zeit nicht wieder zurückdrehen möchten. Nur fängt das alles mit solchen Aktionen an. Heute darf der Gudenus nicht in einen Club, morgen dürfen alle Jugos nicht mehr in ein bestimmtes Restaurant und übermorgen werden an Lokalen Schilder angebracht, auf denen steht „Kauft nicht bei Moslems“.

Eine „Auge um Auge“-Mentalität ist so ziemlich das Letzte, was wir zurzeit brauchen. Einfach ins Essen spucken hätte auch gereicht…

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