„Es wäre cool, wenn ich die neue Musiker-Generation werde“ - Slomo im Interview

14. April 2017

Mit seinen Songs über Wien und die Donaustadt hat es David Slomo schon in diverse österreichische Zeitungen geschafft. Wir haben uns mit dem ehemaligen Biber-Akademiker getroffen, um über den Zweiundzwanzigsten Bezirk, Individualität und sein zukünftiges Album zu sprechen.

Als Ur-Donaustädterin konnte ich gar nicht anders, als mich mit dem Künstler zu treffen, der wohl als einer der Wenigen den Mut hat, unseren schönen Bezirk als den besten in Wien zu bezeichnen. Um auch eine authentische Atmosphäre zu schaffen, traf ich David Slomo in einem Café im Donauplex – nur wenige Meter von dem legendären Club Couture Bollwerk, das auch ein Cameo in seinem Donaustadt-Song hat.

Der Mann, der Politiker zum Singen bringt

David kommt in seinem Go-to-Outfit: Hemd, Fliege, Hut und Lederjacke. Er reißt Witze, redet sehr offen und zeigt sich bescheiden. Als ich nach seinem musikalischen Vorbild frage und er antwortet, dass er ein großer Michael Jackson-Fan ist, ergänzt er sofort: „Aber ich will auf keinen Fall sagen, dass ich wie Michael sein werde. Da mache ich mir nichts vor.“ Auch über die zunehmende Aufmerksamkeit der österreichischen Medien spricht er mit Nüchternheit und Selbstironie. Mit einem Grinsen erzählt er von den Artikeln, in denen er als Rapper bezeichnet wird. „Ich hätte nicht gedacht, dass man meine Musik als Rap sehen könnte“, lacht er. Nicht mal das plötzliche Interesse mancher Politiker lässt ihn in einen kleinen Größenwahn verfallen. „Meine Band und ich wollen nicht politisch werden und machen deshalb auch nicht wirklich Fotos mit Politikern“, stellt er klar. „Wenn ich dann mal doch ein Foto mache, verlange ich gerne auch etwas zurück.“ Wenn die Politiker also Werbung haben wollen, um besser bei den Jugendlichen anzukommen, sollen sie auch etwas für ihn tun. Spitzbübisch erzählt er von seinem Treffen mit dem Bezirksvorsteher des 22sten, den er im Austausch für ein Foto um ein gemeinsames Ständchen bat.

Sie fragt woher ich bin – 22ster

Durch seine letzten Songs über die Hauptstadt und den 22sten  ist er schon mal auf einem guten Weg ins Radio. Auch in unserem Gespräch macht er, wie in seinem Song, ein paar liebevolle Witze über den Bezirk oder seine alte Schule. Trotzdem steht er zu seiner Liebe zu seinem Grätzel und der Hauptstadt – auch wenn die wenigsten Österreicher oder Wiener selbst je ein gutes Wort darüber verlieren würden. „Mit der Kombination Wien und Donaustadt hab ich mir wahrscheinlich das Unbeliebteste von beiden Seiten ausgewählt“, gibt er lachend zu. „Aber wenn man sich den Zweiundzwanzigsten ansieht, mit der Aussicht auf die Donau und den ganzen schönen Ecken, können die anderen Bezirke einpacken.“ Obwohl er behauptet, wahrscheinlich jedes Eckerl des Bezirks zu kennen, wohnt er selbst noch nicht sein ganzes Leben hier. Mit sechs Jahren kam der Wiener mit kroatischem Migrationshintergrund nach Wien und wohnte eine Zeit lang in Favoriten, doch seitdem er hier lebt, hat er beschlossen, hier auch zu bleiben. Sein Lieblingsort in Donaustadt ist ein kleiner, versteckter Platz auf der Donauinsel, wo keine Leute hinkommen. „Ich hab ihn vor einer Zeit entdeckt und nur ein paar Leuten gezeigt, damit er auch so ruhig bleibt.“

Authentisch oder gar nicht

In die Fußstapfen eines bestimmten Künstlers treten oder in ein bestimmtes Genre von Musik gesteckt werden möchte er jedoch nicht. Mit seiner Musik will er sich lieber selbst ausdrücken und ihr seinen ganz eigenen Stempel draufsetzen. „Es würde mich wirklich freuen, wenn man irgendwann mal ein Lied von mir im Radio hört und die Leute schon bei den ersten Tönen denken: ‚Ah, das ist ja dieser Kerl!‘“, erklärt mir der Musiker. Seine Musik soll hundertprozentig er selbst sein, Individualität ist für den 24-Jährigen das A und O. Auch mit seinem neuen Vertrag und der Arbeit an seinem ersten Album soll sich nichts daran ändern: Er will seine Texte selbst schreiben und über jeden seiner Songs das letzte Wort haben. „Ich würde lieber gar keine Musik mehr machen, als welche zu verkaufen, die nicht wirklich von mir kommt.“ Slomo sieht hier auch einen Trend bei den jungen Künstlern: Immer mehr arbeiten sehr genre-fluid und lassen sich schlecht in eine bestimmte Kategorie Musik einteilen, wie die junge Linzerin Mavi Phoenix. „Es kommt eine neue Generation von Musikern und es wäre cool, wenn ich dabei wäre.“ Für diese neue Generation hat Slomo einen Tipp: Auch wenn es schwer ist, soll man versuchen, sehr viel live zu spielen – wie er es schon 2015 bei Bibers Austrovision Contest gemacht hat. An den Abend erinnert er sich gerne zurück. „Die Jury fand uns nicht so toll, aber wir hatten trotzdem richtig viel Spaß. Manchmal reden wir noch darüber – ganz besonders über das tolle Catering“, grinst er.

Für die Zukunft hat Slomo auch schon ein ganz bestimmtes Ziel: Ein Konzert am Mond! Wer bis dahin nicht warten will, kann David Slomo und seine Band am Hirschstettner Kulturfest am 27. Mai 2017 sehen.

Tipp: Wer den Bezirksvorsteher der Donaustadt, Ernst Nevrivy, mit Slomo zusammen singen hören möchte, sollte am Sonntag auf jeden Fall auf Slomos Facebook-Seite schauen!

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