Gastkommentar: "Mir reichts!"

22. Januar 2019

Oh, was für eine Überraschung. Eine ehemalige biber-Stipendiatin schickt mir heute ganz unverhofft (habe sicher fünf Jahre nichts mehr von ihr gehört) einen wütenden Text. Er handelt von der aufkommenden Gewalt gegenüber Frauen und dem Versuch der Politik, diese den Ausländern in die Schuhe zu schieben. Lest am besten selbst.


Ich halte es nicht mehr aus – diese Ausländerhetze in Österreich macht mich verrückt! Gewalt gegen Frauen ist ein ständiges, allgegenwärtiges Problem, es hat nichts mit dem Migrationshintergrund zu tun. Viele Medien präsentieren Gewalt an Frauen als Ausländerproblem. Ich habe die Nase voll davon! Es geht schon so weit, dass mein erster Gedanke beim Lesen der Schlagzeile „Frau ermordet“ mittlerweile „Bitte mach, dass es kein Ausländer war“ ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass die „Ich-hab-ja-nichts-gegen-Ausländer-ABER-Menschen“, denken: „Fix ein Tschusch!“ Ich schäme mich für meinen Gedanken, denn eigentlich sollte es wirklich nicht darum gehen!

Meiner Meinung nach, ist das Problem nicht die Nationalität des Täters. (Kroneleser und Co sehen das natürlich ganz anders), sondern die Einstellung Frauen gegenüber, und die so ziemlich überall herrschende, ungleiche Machtverteilung zwischen den Geschlechtern. Ungeachtet vom Herkunftsland scheint es so, als wären Männer den Frauen hierarchisch übergeordnet. Selbst wenn es viele von uns nicht wahrhaben wollen: Auch hier bei uns gibt es immer noch Machtunterschiede zwischen den Geschlechtern. Diese fallen uns beinahe gar nicht auf, weil sie unsere Gesellschaft bereits akzeptiert hat.

Ich rede hier nicht nur davon, dass Männer aus irgendeinem Grund, für dieselbe Arbeit, immer noch besser bezahlt werden als Frauen, und es ihnen leichter gemacht wird die Karriereleiter hochzuklettern. Mir geht es mehr darum wie Frauen in den Medien dargestellt werden, und welche Frauenbilder der Gesellschaft als „normal“ vermittelt werden.

Die Frau als Sexobjekt ist zum alltäglichen Bild geworden. Es ist „normal“ mit Brüsten für Bier zu werben, an Werbeflächen vorbei zu gehen, an denen zu sehen ist wie zwei Männer die nackten Brüste einer Frau halten. Ja, selbst wenn ich eine Frauenzeitschrift aufmache, springen mir Werbungen entgegen, die Frauen in zweideutigen Posen zeigen, ohne erkennbaren Zusammenhang zum Produkt. Manchmal sind diese Werbungen auch mit sexueller Gewalt verbunden.

Ich habe den Eindruck, dass diese Frauenbilder keine Würde vermitteln. Stattdessen geben sie der Frau einen Wert und dem Mann das Gefühl, er könnte sie besitzen. Sichtwort besitzen: In Österreich wurde das Gesetz, welches das vergewaltigen der Ehefrau verbietet erst 1989 – also erst vor 30 Jahren - in Deutschland sogar erst 1997(!) erlassen. Bis dahin galt die Frau sozusagen als (sexuelles) Eigentum des Mannes. Bis vor einigen Jahren war es noch okay Frauen ungestraft an den Hintern zu fassen. Noch heute wird Vergewaltigungsopfern vorgeworfen, dass sie ja damit rechnen mussten, denn der Rock, den sie getragen haben, war viel zu kurz.

Was ich damit sagen will ist: Es ist nicht wichtig, welcher Nationalität der Täter oder das Opfer angehören, es geht darum dass Männer Macht gegenüber Frauen ausüben. Es beginnt mit beleidigenden Worten, geht über (häusliche) körperliche Gewalt und endet oft leider mit dem Tod. Und der Schmerz der dadurch entsteht ist, egal aus welchem Herkunftsland, gleich groß.

Gastkommentar von Adela Mult

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