Herr Strache, Österreich zuerst

18. Januar 2018

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Strache, Fairness, Plakat
Ernst Weingartner / picturedesk.com

Ausländische Konflikte darf man nicht nach Österreich importieren - Ein Spruch, den man von Vizekanzler Strache in der Vergangenheit oft gehört hat. Blöd nur, dass er sich selbst nicht daran hält.


"Die Erdogan-Fans, welche heute in Österreich für Erdogan demonstriert haben, sollten rasch in die Türkei heim und zurückkehren und sich vor Ort in der Türkei einbringen", forderte FPÖ-Obmann und Vizekanzler Strache am 24. Juni 2013.

Mehr als vier Jahre später: Stellvertretender Bundesparteiobmann Johann Gudenus reist nach Banja Luka, Bosnien und Herzegowina, um einen Preis entgegenzunehmen. Es handelt sich um einen Ehrenpreis des serbisch-bosnischen Politikers Milorad Dodik am Nationalfeiertag der „Republika Srpska“. Problem dabei: Die „Republika Srpska“ ist kein souveräner Staat, sondern ein Teil von Bosnien und Herzegowina. Noch größeres Problem: Die Liste der vergangenen Gewinner liest sich wie ein „Who is Who“ der Haager Kriegsverbrecherbande. Radovan Karadzic ist  auf der Liste der Gewinner zu finden, genauso wie der damalige Oberbefehlshaber des Heeres Ratko Mladic oder Slobodan Milosevic, mittlerweile verstorbener ehemaliger serbischer Präsident. Was den Fall noch pikanter macht: Auch der aktuelle Vizekanzler HC Strache bekam einen Preis zugesprochen – ließ sich allerdings entschuldigen und von Gudenus vertreten.

Strache, Ceca, 2013, Pyramide, Serben, Politik
Serbenfreund Strache - auf dem Foto mit der Pop-Sängerin Ceca während ihres Konzerts in Wien 2013

Balkankrieg in Wien

Wer im Fernbleiben Straches eine symbolische Geste vermutete, lag falsch, wie ein Fernsehinterview mit dem serbischen Sender „RTRS“ von Ende September belegt. Dort spricht sich der Serbenfreund Strache für eine Unabhängigkeit der „Republika Sprska“ aus, was übrigens nicht nur verfassungswidrig ist, sondern auch gegen den Daytoner Friedensvertrag spricht. Strache spricht im Interview von wirtschaftlichem Erfolg der Teilrepublik, der allerdings nicht mit Zahlen belegbar ist. Über die Funktionstüchtigkeit des klinisch toten Staates Bosnien und Herzegowina muss man reden. Da die Entstehung des Staates komplex ist, bedarf es auch einer fundierten Diskussion darüber. Geschönte Statistiken verwenden, auf einer Liste mit Kriegsverbrechern stehen und das Klima von bosnisch-stämmigen Menschen in Österreich vergiften, zählt nicht zu den staatstragenden Aufgaben eines Vizekanzlers. Erinnern wir uns: Vor vier Jahren hat der Politiker den Import von ausländischen Konflikten (im damaligen Fall aus der Türkei) nach Österreich kritisiert. Deswegen mein Appell an den Herrn Vizekanzler: „Herr Strache, Österreich zuerst.“

rajkovic@dasbiber.at

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