Körperwelten Teil 1 - Traumfrauen mit Traumkörpern

10. September 2017

Momentan ist die Welle groß. Jene die uns sagt, und uns dazu ermutigen möchte, dass wir Frauen doch mehr, oder endlich, zu unseren Körpern stehen sollen.

Photoshop und Medien werden an den Pranger gestellt, Unternehmen geben vor, oder versuchen tatsächlich, Body Positivity zu betreiben. Sich für seinen Körper zu schämen ist out.

Frauen wie du und ich werden auf den Laufsteg geschickt um zu provozieren, Augen zu öffnen, oder gar zu schockieren. Hauptsache es klappt, es bewirkt etwas, es wird darüber gesprochen und es macht Mut.

Aber wie lange hält das an? Ist es nur ein Trend, ein kurzweiliger Aufschrei?

Wer macht was?

Vor allem frage ich mich: Sitzen tatsächlich nur Männer hinter dieser ‚die-Frau-hat-hübsch-und-schlank-auszusehen ‘-Strategie, oder machen da nicht auch genug weibliche Personen mit?

Fakt ist: Medien sind Supermächte gegen die wir als Einzelne nicht ankommen. Wen interessiert es schon, dass ich zu meiner Cellulitis oder zu meinen dünnen Haaren stehe?

Ständig wird den Frauen suggeriert, dass sie mithalten und tip-top aussehen müssen: Hungern, verjüngern, operieren, trainieren, verschönern, verbessern. Seitdem die Menschheit existiert, wird dem weiblichen Geschlecht vorgegeben, wie es sein soll oder auszusehen hat. Dies passiert mit einer solchen Selbstverständlichkeit, dass es kaum noch wegzudenken, ja sogar normal ist.

Ich spüre dennoch, dass Frauen jetzt den Fuß in der Türe haben, womöglich der erste größere Stein für unser körperliches Eigentum ins Rollen gebracht wurde, wir uns wirklich nichts mehr sagen lassen wollen.

Creme und Co.

Wie viele Unternehmen würden wohl pleite gehen, wenn Frauen den kompletten Schönheitswahn ignorieren und dem Ganzen somit ein Ende setzen würden? Großkonzerne verdienen Milliarden damit, uns Damen zu sagen, wie hübsch und dünn wir nicht auszusehen haben.

Silikon, Botox, Kleidung, Kosmetik, Diäten, Sport, usw. nur noch dann einsetzen, wenn es notwendig ist, oder wenn frau es tatsächlich aus eigenem, freien Willen heraus möchte, ohne vermittelt bekommen zu haben, dass sie sonst nicht schön oder gut genug sei - was für ein anderes Lebensgefühl das wohl wäre?

Steiniger Weg

Ja, wir sollten diesen Weg unbeirrt und zielsicher weitergehen.

Wir können zu unseren Körper stehen! Sportlich oder nicht, klein oder groß, ohne oder mit körperlicher Einschränkung: Ein gesundes Bewusstsein für den einen – einzigen, wertvollen – Körper zu haben, stärkt irrsinnig. Ihn fit halten zu wollen, unabhängig davon, wie er aussieht, sollte unser Ziel sein!

Vitalität lässt sich nicht in eine 90-60-90-Form pressen. Dennoch lassen wir es uns einreden. Dabei ist wichtiger als alles andere, sich niemals selbst zu belügen. Jede Frau spürt für sich alleine, wie sie sich am wohlsten fühlt, und sieht im Spiegel, was sie schön an sich findet. Wenn es fünf Kilo mehr sind als die Vorgaben eines besserwisserischen Magazins, dann ist es eben so!

model

Früh versteht sich

Natürlich ist es schwer, voll und ganz zu sich und seinem Körper zu stehen, wenn man durch eine Welt spaziert, in welcher einem an jeder Ecke bearbeitete Traumfrauen mit Traumkörpern unter die Nase gerieben werden.

Daher ist es wichtig, besonders kleinen Mädchen so früh wie möglich zu vermitteln, dass Schönheit von innen kommt, und mit ihnen darüber zu reden, was es mit den ganzen Werbungen auf sich hat. Hier zählt es, ein Vorbild zu sein.

Bereits als Mädchen, oder gerade als ebendieses, fangen viele von uns an zu glauben, was Medien einem sagen. Wie eine Hypnose, ein wiedergekautes Mantra, frisst es sich in uns hinein und ist im späteren Alter kaum noch wegzukriegen. So kommt es tatsächlich dazu, dass unser erwachsenes Gehirn, dem durch Bilder beigebracht wurde, dass nur eine Miss Bündchen hübsch ist, den eigenen Körper fertig macht – wir uns somit selbst mobben! Dabei gehört diese ‚Wahrheit‘ weder zu uns, noch hat sie etwas mit der Weiblichkeit zu tun.

Surreale Suggestionen

„Ihr seid schon arm, weil man den Männern vorgaukelt, dass diese Frauen auf den Bildern perfekt sind, und dann genau das von euch im realen Leben erwartet“, sagte ein Freund.

Diese bittere Wahrheit lässt Wut in mir aufkommen - auf die Gesellschaft - weil sie mitmacht.

Den meisten Männern ist sehr wohl klar, dass Unterwäsche-Plakate völliger Unsinn sind. Trotzdem ist der Druck für die Frauen groß.

Weibliche Körper werden vermarktet: Geschmälert, lang gezogen, bis zum gewünschten Endprodukt retuschiert, und abgedruckt.

Dass Frauen sich immer wieder dagegen wehren, ist nicht neu.

Ich hoffe, dass es diesmal nicht nur eine Auflehnung ist.

Es ist wünschenswert, dass es endlich zu einem Durchbruch kommt, auch wenn die Glättung der Schäden, und das Einführen des Bildes einer Frau, die der Norm entspricht, noch etwas auf sich warten lassen wird. Aber dieser Irrsinn hat ja nun schon lang genug gedauert.

 

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