Politischer Populismus betrifft uns alle

04. November 2015

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kultur, kunsthalle wien, politischer populismus
Politischer Populismus in der Kunsthalle Wien (Foto: Minouk Lim, Navigation ID, 2014)

 

„Politischer Populismus ist der ausgesprochen populistische Titel einer Ausstellung, die versucht, ein Phänomen kritisch und mit künstlerischen Mitteln zu hinterfragen.“

Migration, Asyl- und Flüchtlingspolitik, Überwachung und Spionage, Zensur, Renationalisierung, Gentrifizierung oder globale Finanzwirtschaft stellen die wichtigsten Themen der Gegenwart dar und sind oft gefundenes Fressen für populistische Manipulationen. Vor allem in Zeiten von Social Media ist politischer Populismus allgegenwärtig und geschieht mittlerweile subtiler, als uns allen lieb sein sollte. Denn rappende Politiker, speziell auf Youngster abgestimmte YouTube-Clips, Fernsehformate oder Popkonzerte, die politische Themen besetzen, gehören zum modernen Medienalltag. Politischer Populismus ist ästhetischer und gesellschaftsfähiger geworden.

Politischer Populismus von 7. November bis 7. Februar

Die Ausstellung in der Kunsthalle zeigt Reaktionen auf spezifische populistische Argumentationsmuster von über zwanzig internationalen KünstlerInnen. Zum Beispiel setzen sich Simon Denny und Trevor Paglen mit NSA, Geheimgefängnissen, Drohnen, und Abhörstationen auseinander. Sie machen Dinge sichtbar, die eigentlich unsichtbar sein sollten und kehren damit die Logik der Überwachungspolitik um. Erik Van Lieshout führt in seiner Installation „Dog“ die praktischen Auswirkungen der europäischen Flüchtlingspolitik am Fall des russischen Raketenforschers und Oppositionspolitikers Aleksandr Dolmatov vor Augen. Dolmatov hatte in den Niederlanden um Asyl angesucht und beging 2013 in einem Auffanglager Selbstmord, nachdem er einen negativen Asylbescheid erhalten hatte. Wie sich im Nachhinein herausstellte, lag der Ablehnung ein Computerfehler zugrunde. Die aus dem Kosovo stammende Künstlerin Flaka Haliti beschäftigt sich mit Flucht und Migration und positioniert mit blauem Sand gefüllte Taschen an unterschiedlichen Orten in der Ausstellung und verweist damit auf Entwurzelung und Besitzverlust, die mit einer Flucht einhergehen.

Mit Vertreibung durch Gentrifizierung befasst sich Ahmet Ögüt, der für die Ausstellung zwei neue, mit "Nail Houses" betitelte Installationen produziert. „Nail House“ ist ein aus dem Chinesischen stammender Begriff für Gebäude, deren Besitzer sich im Zuge großer Bau- oder Modernisierungsprojekte weigern, ihre Häuser aufzugeben. Lawrence Abu Hamdan untersucht in seiner Installation „Contra Diction (Speech Against Itself)“ den Stellenwert der Lüge und setzt sich mit der Taqiyya auseinander, dem schiitischen Gesetz, wonach bei Gefahr die eigene Religionszugehörigkeit verheimlicht werden kann – eine Form der Lüge also, die in diesem Kontext erlaubt ist.

Der Eintritt in die Ausstellung Politischer Populismus sowie zu den begleitenden Programmen ist frei. „Es ist Teil des Konzepts, ein populistisches Argument wie freien Eintritt zu nutzen“, sagt Kurator und Kunsthalle-Wien-Direktor Nicolaus Schafhausen. „Ich hoffe, dass wir das in Zukunft in einem großen Teil unseres Programms so handhaben können“, fügt er hinzu.

Was: Politischer Populismus
Wann: Eröffnung am 6. November, danach 7. November 2015 bis 7. Februar 2016
Wo: Kunsthalle Wien, Museumsplatz 1, 1070 Wien 
Eintritt: FREI
Führungen auf BKS und Türkisch

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