SALE TUT WEH!

05. Januar 2017

Wer denkt, dass die dazugewonnenen Kilos nach den Feiertagen wehtun, liegt falsch. Richtig weh tut es, wenn man während der Abverkaufszeit nach Weihnachten einkaufen geht, und so etwas dabei heraus kommt, wie bei mir:

Eigentlich war es ein ganz normaler Tag. Ich ging auf die Hilfer, um, wie ich plante, einige sorgfältig aufgeschriebene Notwendigkeiten zu besorgen. Dass Sale-Saison war, hatte ich dabei nicht einmal bedacht. Und schon war ich mittendrin.

Make-up gefällig?

Wusstet ihr, dass es sogar auf Schminksachen minus 50 % gibt? Ich war ganz aus dem Häuschen! Natürlich habe ich genug Make-up zuhause, aber das wird ja irgendwann einmal alles leer, richtig? Also musste ich hamstermäßig Vorrat beschaffen. Ich schlug richtig zu und erweiterte meine bereits bestehende Lipgloss-Großfamilie einfach mal um fünf weitere Mitglieder. Es setzte sich fort mit Nagellacken, Eyelinern, Wimperntuschen, Lidschatten, Rouge - den Jahreszeiten entsprechend natürlich, und und und... Nach circa einer Stunde verließ ich, mit einem relativ schweren Sackerl, das Geschäft. Hätte man mich überfallen, hätte man annehmen können, dass ich für den gesamten Kardashian-Clan eingekauft habe. Ein wenig schämte ich mich. „War das jetzt wirklich notwendig? So viel Geld nur für Make-up?“ Zu spät. Ich spazierte weiter.

Das verhängnisvolle Kleid

Was mich in das nächste Geschäft getrieben hat, weiß ich bis heute noch immer nicht ganz genau, aber ich hatte auf einmal den Zwang, das gelbe Kleid aus der Auslage anzuprobieren. Ich fühlte mich wie ferngesteuert. Geplagt von dem Gewissen soeben abnormal viel Geld für Make-up ausgegeben zu haben, freute ich mich, dass mir das Kleid zu klein, und es in meiner Größe nicht mehr verfügbar war, als die Verkäuferin plötzlich neben mir stand und mir ein anderes, diesmal rotes Exemplar überreichte. „Ich glaube, das passt Ihnen hevorragend“, lächelte sie mich an. Weil ich nicht unhöflich sein wollte, zog ich es schnell über. „Oh mein Gott, ich sehe fabelhaft darin aus! Wow! Verdammt, woher wusste sie das bloß!?!?“ Ich blickte auf das Preisschild. „Sch… So viel Geld für so wenig Stoff???“ Dann wieder in den Spiegel. „Verdammte ##### … Das gibt’s doch nicht!“ Ich fluchte offensichtlich ziemlich laut, weil mich die Verkäuferin fragte, ob bei mir in der Umkleide alles in Ordnung sei. „Von dem Preis kommen 20 Prozent weg“, informierte sie mich.

Was soll ich sagen? Ich verließ das Geschäft mit einem roten, hautengen SOMMER-Kleid, das aus BIO-Fair-Trade-Baumwolle aus PERU war! Hättet ihr da etwa nein sagen können? Eben. Und über den Preis sprechen wir übrigens nicht. (Außerdem: Minus 20 Prozent)

sale

Sale-krank

Draußen in der Kälte wurde mir klar: Die Sale-Einkaufskrankheit hatte mich erwischt. Als ich den Humanic erblickte, drehte ich mich weg und lief mit zugekniffenen Augen ganz schnell vorbei. Dass ich ein Kind dabei umstieß, war mir in dem Moment egal. Es ging um meine finanzielle Sicherheit!

Ich dachte einen kurzen Augenblick daran, meine Schwester anzurufen, um sie zu bitten, mich sofort von der Einkaufsstraße abzuholen, bevor mich die Visa-Gesellschaft anrief, und mich fragt, ob tatsächlich ich das bin, die gerade ihren Rahmen überzieht. (Ja, das ist mir schon mal passiert.)

Das Notwendigste

Gestresst holte ich meinen Einkaufszettel hervor – auf dem ich mir anfänglich das notiert hatte, was ich wirklich brauchte – vielleicht konnte er mich ja retten? Aber ich entschied mich, aufgrund der Ausgaben bis zu diesem Zeitpunkt, dass ich die Hälfte von diesen eigentlich notwendigen Dingen eigentlich doch nicht unbedingt brauche. Aber langärmlige Shirts – die mussten sein. Das stand sogar auf meiner Liste. Also betrat ich das nächste Geschäft. Auch hier: Erleichterung: „Sie haben gar nichts, was mir gefällt.“ Ich wollte schon hinaus – da erblickte ich die Sale-Ecke.  Details möchte ich auslassen, denn ich bin nicht stolz auf diese schwache halbe Stunde meines Lebens.

Die Reue danach

Auf dem Weg nach Hause schmiedete ich schon Pläne, dass ich am nächsten Tag brav die Hälfte der Dinge wieder zurückbringen würde. Ich ging im Kopf durch, welche Teile ich wirklich brauche behalten würde.

Zuhause angekommen schaute ich mir meine Beute an und fragte mich, was ich mir eigentlich dabei gedacht habe. Das - die vergangenen Stunden - war nicht ich – das war mein vom Sale-Wahn überrumpelter, schwacher Klon, der willenlos und offensichtlich auch gehirnlos einfach nur gekauft hatte! Denn ich würde bestimmt nicht anfangen, mir Highlighter ins Gesicht zu schmieren!

Ich betrachtete meinen Kleiderschrank: Sollte ich einen Flohmarkt eröffnen?

Plan B

Ich überlegte mir unterschiedliche Strategien, wie ich dieses viele, verprasste Geld wieder ausbalancieren könnte, und folgende Option erwies sich als die einzig richtige: Ich werde ab Jänner strikt fasten. Vielleich so eine FX-Mayer-Kur machen, wo ich nur an Semmeln herumknabbere und Wasser trinke. Wenn ich anfange schlecht auszusehen: Schminken kann ich mich jetzt mehr als genug!  Und essen muss ich ab nun sowieso nicht mehr unbedingt, sonst passe ich im Sommer nicht in mein rotes Minikleid hinein.

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