Spart euch eure Empörung!

25. April 2016

Irgendwie habe ich so gar keine Lust am heutigen Montag meine Social-Media-Accounts zu öffnen. Nein, ich mag nicht. Nach dem gestrigen Wahlsonntag und in Anbetracht des Ergebnisses möchte ich mir das echt nicht antun. Nicht etwa, weil ich mir das Gejubel der Blauen nicht reinziehen möchte. Nein. Es gibt da etwas, das ich tatsächlich noch schlimmer finde: Die Empörung von allen anderen.

Tatsächlich spricht aus mir gerade eine Wut, die sich seit längerer Zeit in mir aufgebaut bzw. aufgestaut hat. Ich meine, ganz ehrlich: Die FPÖ ist nicht erst seit gestern auf Siegeszug. Und was passiert? Alle sind so wahnsinnig empört über die Erfolge der FPÖ und zeigen sich betroffen, als ob das so überhaupt nicht absehbar gewesen wäre. So weit, so gut. Und was passiert dann?

Kriegt endlich euren Arsch hoch

Die Antwort ist denkbar einfach: Dann passiert nichts.  Man lehnt sich munter zurück, ruht sich aus auf der Hoffnung, dass es ganz so schlimm ja wohl nicht sein kann. Während die einen sich rhetorisch und inhaltlich immer mehr der FPÖ annähern, verharren die anderen in der Strategie, sich mit allen Mitteln von der FPÖ abzugrenzen anstatt mit eigenen Inhalten zu überzeugen. Und dabei stellt sich mir jetzt eine Frage: Wann werdet ihr endlich checken, dass ihr etwas ändern müsst, um Menschen zu erreichen? Wann hört ihr endlich auf damit, der FPÖ so viel Raum zu schenken mit eurer eigenen Planlosigkeit? Wann fangt ihr endlich wieder an, für eure eigenen Inhalte zu stehen und Menschen damit zu erreichen? Wann fangt ihr damit an, eure Politik aus dem Elfenbeinturm der Macht hinaus auf die Straße zu den Menschen zu tragen? Oder noch besser: Wann fangt ihr endlich damit an, konstruktive Politik für die Menschen, und zwar für alle Menschen, zu machen?

Na klar, die Flüchtlingskrise ist schuld

Zwischen all der Empörung werden natürlich auch Gründe – oder sollte ich besser sagen Ausreden – für den Erfolg der FPÖ gesucht. Aber irgendwie sind ja eh immer die anderen schuld. So wird die erstarkende FPÖ gerne auf die „Flüchtlingskrise“ zurückgeführt. Dazu ist nur Folgendes zu sagen: Die Flüchtlinge sind nicht schuld an eurem Versagen. Sie stellen uns vor Herausforderungen, die zu meistern den politischen EntscheidungsträgerInnen gänzlich misslungen ist. Und genau dieses Versagen hat die Herausforderung überhaupt erst zur Krise stilisiert und dafür gesorgt, dass die FPÖ jetzt auf Siegeszug ist. Also bitte verschont mich mit eurer Empörung, werdet erwachsen und fangt endlich an, die Konsequenzen aus eurem eigenen Versagen zu ziehen.

 

 

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