Srebrenica-Gedenkfeier: Serben sind unerwünscht

30. Juni 2016

Srebrenica

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Vor 21 Jahren wurden über 8 000 muslimische Männer im bosnischen Srebrenica getötet. Der 11. Juli jeden Jahres markiert dieses schreckliche Ereignis durch eine Gedenkfeier. Dieses Jahr ist die serbische Delegation unerwünscht.

Ćemil Duraković, Bürgermeister von Srebrenica, hat vor einigen Tagen bekannt gegeben, dass die serbische Delegation unter Aleksandar Vučić bei der diesjährigen Trauerfeier zum Srebrenica-Massaker  unerwünscht ist. Zu diesem Entschluss kam der Organisationsausschuss der Gedenkfeier. Hintergrund dieser Entscheidung sei vor allem der Schutz und Respekt der Angehörigen, deren Familienmitglieder von den Truppen unter Ratko Mladić getötet wurden.

Genozid oder Massaker?

Serbien gehört zu den wenigen Ländern, die dieses Kriegsverbrechen nicht als Genozid, also als Völkermord, anerkennen. Laut dem serbischen Premierminister ist Srebrenica ein schreckliches Massaker gewesen, für welches Serbien die Verantwortung übernimmt. Als einen Völkermord erkennt er dieses aber nicht an, weil die Tötung aus territorialen Gründen vorgenommen wurde und nicht aus rein ethnischen, was verständlicherweise nicht besonders glaubwürdig ist – und das sage ich, als Serbin. Das Haager Kriegstribunal allerdings hat Ratko Mladić und andere hohe Offiziere der „Srpska Vojska“ wegen Begehens eines Genozids verurteilt. Ob Territorium oder Ethnie, diesen Menschen wurde auf eine schreckliche Art und Weise das Leben genommen. Ob Genozid oder Massaker, die Trauer ist dieselbe, denn Mord ist und bleibt Mord. 

 

Vučić mit Steinen beworfen

 

Seitdem die Gedenkfeier stattfindet, hatte noch kein serbischer Politiker an dieser teilgenommen. Weder Milošević (was auch eine Ironie gewesen wäre), noch Djindjić oder Dačić. Bei der 20-jährigen Jährung im Jahr 2015 hat diese Stille der amtierende Premierminister Aleksandar Vučić gebrochen und ist mit Delegationsmitgliedern nach Srebrenica gereist. Von den internationalen Medien als ein Zeichen des Friedens deklariert, von vielen Serben als ein Zeichen der Öffnung und des Respekts begrüßt und von ranghohen Politikern anerkannt. Leider teilten nicht alle Anwesenden diese Meinung, aufgrund dessen wurde Vučić von heimischen Besuchern der Trauerfeier mit Steinen beworfen und wüst beschimpft. Trotz dieses Vorfalles hat Vučić den erneuten Wunsch geäußert, auch 2016 an der Gedenkfeier teilzunehmen. Dies wurde ihm, wie bereits erwähnt, vom Organisationsausschuss verwehrt.

Ein Schritt vor, zwei zurück

 

Nicht alle Bosnier müssen den serbischen Ministerpräsidenten willkommen heißen. Es ist verständlich, dass bei vielen die Wunden noch zu frisch sind, um über eine serbisch-bosnische Freundschaft nachzudenken. Aber nun sind 21 Jahre vergangen, beide Länder haben sich weiterentwickelt und der jetzige Premier setzt sich dafür ein, dass Srebrenica nicht länger viele andere politische und sozialpolitische Verhandlungen verhindert. Ja, die Serben sind maßgeblich Schuld an dem Tod vieler Muslime in Bosnien. Aber was damals geschehen ist, kann man leider nicht rückgängig machen. Man kann versuchen, diese beiden Völker anzunähern. Durch einen Ausschluss der serbischen Delegation wird genau das Gegenteil bezweckt. Bei allem Respekt würden die serbischen Politiker sicher nicht das Morden an den Einwohnern von Srebrenica negieren, denn das haben sie bis heute auch nicht. Es ist schade, dass Vučić nicht gemeinsam mit anderen Staatsoberhäuptern der Opfer von Srebrenica gedenken kann. 

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