Warum ist die Herkunft des Täters wichtig?

04. Mai 2016

Es ist eine unfassbare Tat, die man nicht recht begreifen kann und will. Ein 21-jähriger Kenianer hat gestern Nacht zwei Putzkräfte am Brunnenmarkt attackiert. Für eine der beiden Frauen kam jede Hilfe zu spät, nachdem sie Kopfschläge mit einer 10 Kilo schweren Eisenstange erlitten hatte. Die zweite Frau konnte sich verstecken und die Polizei rufen, der Täter wurde kurze Zeit darauf gefasst. Er hielt sich illegal in Österreich auf, da sein Asylbescheid abgelehnt wurde. So viel zu den Fakten.

Durch die Medienberichte wissen wir: Der Täter ist Kenianer und abgelehnter Asylwerber. Zu den Opfern wird meist keine Herkunft genannt. Warum? Das Gleiche passierte bei der jüngsten Vergewaltigung einer jungen Studentin am Praterstern. Jedem war klar, dass das Afghanen gewesen sein müssten und gefühlt jeder zweite User im Internet forderte die Abschiebung, gerechte Strafe und äußerte Gewaltfantasien, die als verschleierte Rechtskonsequenz daherkamen. Die Opfer von gestern Nacht waren ziemlich wahrscheinlich Frauen mit Migrationshintergrund. Oder kennt ihr viele Putzfrauen, deren Nachnamen Hofer, Steiner oder Berger sind?

Warum wollen wir wissen, ob ein Tschetschene oder Kenianer Täter ist, auf der anderen Seite interessiert uns die Nationalität der Opfer nicht die Bohne? Wollen wir uns auf den Hass gegenüber einer Nationalität verständigen, während die traumatisierten Opfer keine Empathie erfahren? OE24.at, der Onlineableger des Boulevardblattes „Österreich“  titelt gar in großen Lettern „Die Akte Francis N.“ Jetzt wissen wir sogar den Namen des Täters, aber bei den Opfern tut das nichts zur Sache? Warum nur?

Ich weiß es nicht. Liegt es vielleicht daran, dass Opfer von ausländischen Verbrechern oft selbst Migranten sind? Ich weiß es nicht. 

Das Opfer am Praterstern war übrigens eine türkische Studentin. 

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