“Jugoslav je Jugoslav” - Fußball als Spiegelbild für den Zerfall Jugoslawiens

07. November 2014

“Des Lebm is ajne Rajse, oda da Fusbal rold.” Gestern Abend fand die Wien-Premiere des Solo-Erzählstücks “Jugoslav je Jugoslav” von Grazer Stefan Pawlata und unter Regie von Christian Suchy im Flag am Wiener Sportclub Platz statt. Stefan Pawlata mimt den Jugoslawen Darko Begić und erzählt seine Familiengeschichte über Generationen und zeigt, dass Jugoslawien und Fußball quasi untrennbar sind.

 

Stewan Pawlata alias Darko Begić, der vor 22 Jahren von Belgrad nach Österreich gezogen ist, betritt den Raum und singt das altbekannnte “Tamo Daleko” - ein serbisches Volkslied aus dem Ersten Weltkrieg. Zu der Zeit, genauer zum Attentat in Sarajewo beginnt die Geschichte der Familie Begić. Der fußballeuphorische Großvater Vedad ist die zentrale Figur der Biographie. “Highlight” der Schilderung ist das fatale Spiel von Roter Stern Belgrad gegen Dinamo Zagreb im Mai 1990 im Maksimir-Stadion: der Anfang vom Ende von Jugoslawien. Musikalisch untermalt wird das Stück durch jugoslawische Eurovision-Contest-Lieder, von Darko in A-Cappella gesungen.

Was mich verwundert hat: weder Regisseur noch Schauspieler haben ex-jugoslawischen Background. Warum interessieren sich zwei Österreicher für jugoslawischen Fußball und machen auch noch ein Stück darüber? Lest selbst.

 

Stefan Pawlata: “Mein erstes richtiges Fußballerlebnis war die WM 1990 und ich bin irgendwie am jugoslawischen Team hängen geblieben. Mich hat fasziniert, dass der damalige Trainer Ivica Osim dann vier Jahre später plötzlich Trainer von Sturm Graz war. Er hat mich als Mensch einfach sehr beeindruckt und durch seine Interviews und den Fußball habe ich viel vom Jugoslawien-Krieg mitbekommen. Der jugoslawische Fußball zeigt einfach sehr viel und ich wollte diese Geschichte erzählen.”

Umgesetzt wurde seine Idee durch Christian Suchy, der durch seine Arbeit in Kroatien viele Geschichten erzählt bekommen hat, die in das Stück miteingeflossen sind.

 

Fazit: Tragikomisch, so wie alles am Balkan. Ein sehr empfehlenswertes Stück für alle Jugos, um in Nostalgie zu schwelgen und für alle anderen, um vielleicht besser zu verstehen, warum Fußball in Ex-Jugoslawien eben nicht nur Fußball ist. Und warum sich die Jugos bei Fußballspielen regelmäßig die Köpfe einschlagen.  

 

Spieltermine unter http://www.theatergenossenschaft.com/

 

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