Atomverhandlungen: worum ging's eigentlich?

15. Juli 2015

Die historischen Einigung zwischen dem "Westen" - Vertreten durch die USA und der UN-Atomenergiebehörte IAEO - und dem Iran wird ein neues Kapitel im Mittleren Osten aufgeschlagen. Aber worum ging es konkret? Hier ein paar Hintergrundinfos.

Atomenergie gilt seit den 1950er Jahren als Wundermittel: sie sei sauber, billig und sicher. Nun, spätestens seit der Atomkatastrophe in Fukushima oder Tschernobyl wissen wir, dass diese Techologie ganze Landstriche für Jahrhunderte verseuchen kann. Wieso streben dann immer noch viele Staaten nach dieser Technologie?

Nuklearanlagen sind sozusagen die Krönung der technischen Entwicklung eines Landes. Sie sind auch ein möglicher Zugang zur ultimativen Waffe: der Atombombe. Denn wenn ein Land einmal so eine Waffe bauen kann, macht es sich praktisch unangreifbar: kein Gegner wird einen Atomschlag auf die eigene Bevölkerung riskieren. Allerdings ist es schwer, eine Atombombe entwickeln: in modernen Kraftwerken, die nur zur Energieerzeugung gebaut worden sind, lässt sich nur sehr schwer das für Atomwaffen wichtige Spaltmaterial herstellen. Außerdem kontrolliert die IAEO, die internationale Atomenergiebehörde, die Betreiber sehr streng: Lieferungen von Spaltmaterial werden überwacht, protokolliert und kontrolliert. Warum dann die langen Verhandlungen mit dem Iran?

Landkarte Irak mit Atomanlagen
(c) Wikipedia Commons

Zunächst: um ein Atomkraftwerk zu betreiben, braucht man den Brennstoff für den Reaktor. Namhafte Hersteller dieses Brennstoffs sind in den USA, Frankreich, China und in Russland beheimatet. Diese Länder können das in der Natur vorkommende Uran anreichern. Wozu muss man das machen? Nur eine bestimmte Sorte von Uran (Isotop genannt) kann gespalten werden. Dieses Uran-235 kommt im Natur-Uran vor, allerdings in verschwindend geringer Menge: von einem Kilogramm Natur-Uran sind nur 0.7 Prozent spaltbar. Reaktoren benötigen aber einen Anreicherungsgrad von mindestens 3-4 Prozent, um daraus Energie zu gewinnen. Mit sogenannten Zentrifugen wird das Natururan vom spaltbaren U-235 getrennt - diesen Prozess nennt man Anreicherung. Nun ist es so, dass man mit Zentrifugen nicht nur auf  3-4 Prozent anreichern kann, sondern theoretisch auch auf über 80 Prozent - soviel wird zum Bau einer Atombombe benötigt.

Die geistigen und politischen Führer des Iran haben in der Vergangenheit oft von der Zerstörung Israels und der USA gesprochen. Das ist schonmal ein Grund zur Sorge für diese Länder. Wenn jetzt der Iran auch noch Atomwaffen hätte, wäre das natürlich eine große Bedrohung. Die Verbreitung von Atomwaffen (die sogenannte Proliferation) wird nicht gerne gesehen: einerseits, weil der exklusive Club der "offiziellen" Atomwaffeninhaber unter sich bleiben möchte. Atomwaffen sind nämlich vorrangig politische Waffen: niemand, der bei Sinnen ist, wird einen Atomwaffeneinsatz wirklich in Erwägung ziehen. Die gigantischen Zerstörungen und Verseuchungen, die die Abwürfe über Hiroshima und Nagasaki angerichtet haben, sind immer noch ein warnendes Beispiel. Andererseits möchte man die Verbreitung dieser Waffen verhindern, denn je mehr Staaten eine Atombombe besitzen, desto eher steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese auch eingesetzt werden.

Der Iran sieht sich aber auch bedroht: die Nachbarländer Irak und Afghanistan wurden vom "Westen", vorrangig von den Truppen der USA angegriffen und besetzt. Keine Staatsführung möchte so etwas riskieren. Nun hat der Iran nie behauptet, nach Atomwaffen zu streben. Die Geistige Führung hat sogar eine Fatwa gegen Atomwaffen verfasst. Aber der Fall von Nordkorea ist ein warnendes Beispiel für den Westen gewesen: der nordkoreanische Diktator Kim Jong Il hat, unter dem Deckmantel einer zivilen Atomnutzung, ein Kernwaffenarsenal aufgebaut und sekkiert erpresst damit jetzt seine Nachbarn. Um dies zu Verhindern, hat die Weltgemeinschaft Sanktionen gegen den Iran beschlossen um sie an der Urananreicherung zu hindern. Bis heute.

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