Auf eine Wiener Melange mit Joshimizu

19. September 2014

Er gehört zu jenen österreichischen Rap-Exporten, die in Deutschland Erfolg haben. Heute,  am 19.09, erscheint sein neues Album MDMA. Joshimizu sprach mit mir über die österreichische Musikbranche, warum er wie ein Jugo ist und was er in Wien ändern würde.

 

Foto: Management

 

Wo wohnst du?

J: Ich wohne im 15ten, ich pendle aber viel nach Berlin. Ich liebe Wien, mit Homies auf der Alten Donau Bootfahren und kiffen ist das Beste.

Könntest du dir vorstellen wegzuziehen?

J: Naja, wenn dann beruflich. Ich bin aber schon eher Wien Fan, ich fühle mich hier sehr wohl. Aber die Arbeit ist nun mal in Deutschland.

Wo genau bist du in Wien aufgewachsen und wie war das?

J: Ich bin viel im 14ten und 15ten Bezirk aufgewachsen. Mein Freundeskreis bestand aus vielen Ex-Yugos und wir haben  das Übliche gemacht. Im Park chillen und Fußball spielen.  Mit 14 oder 15 fing ich an Musik zu machen, später habe ich im Volksgarten gearbeitet.  Insgesamt kann man sagen dass ich sehr viel Scheiße gebaut habe, aber auch sehr viel daraus gelernt habe.

Wo sind deine Wurzeln? Hast du dir etwas von den Wurzelländern beibehalten können?

Ich bin geborener Österreicher. Meine Mama ist aus den Philippinen und mein Papa zur Hälfte Ungar. Dadurch dass ich sehr viel mit Ex-Yugos abgehangen bin, habe ich eher deren Mentalität angenommen. Vielleicht lässt sich meine Offenheit und Freundlichkeit auf die Philippinen zurückführen. Weil ich mütterlicherseits viel Familie in Kanada habe bin englischsprachig aufgewachsen.

Wie siehst du die Zukunft von Rap in Österreich?

J: Österreich hat einen sehr kleinen Markt, es ist nicht so einfach hier Anschluss zu finden. Es gibt hier sehr viele Talente aber leider wenige Möglichkeiten. Die Juicy und die Appletree Crew sehe ich als zwei Monopole in Österreich, was die Hip Hop Veranstaltungen betrifft, die leisten gute Arbeit.

Könnte man etwas ändern?

J: Man sollte etwas ändern, ja. Die Rapper hier könnten mehr Zusammenhalten und es bräuchte mehr Plattformen, so etwas wie 16bars oder Hiphop.de. Ich bin selbst in der Schaffensphase momentan, ich würde sowas aber natürlich sofort unterstützen. Schwarzfahrer TV ist mal ein guter Anfang.

Welche drei Dinge würdest du in Wien ändern wenn du Wienherrscher wärst?

J: (denkt nach) Ich würde der Medienlandschaft hier einen riesen großen Arschtritt verpassen, viel mehr österreichische Künstler fördern. In Deutschland funktioniert das einwandfrei. Paar coole, nicht engstirnige  Leute bei Ö3 & Co.  in der Chefetage einstellen. Als zweites würde ich die FPÖ ganz rausnehmen aus der Politik. Und als drittes würde ich Cannabis legalisieren.

Rap und Politik, in wie weit gehört das zusammen? Ab wann zieht man die Grenze?

J: Rap steht ja für die eigene Meinung und Meinungsfreiheit. Man kann also auf jeden Fall politisch sein, es sollte nur nicht in eine extreme Richtung ausarten. Jeder Künstler soll seine eigene Grenze ziehen, aber man darf nicht vergessen dass man Vorbild ist. Oder man macht die Dinge extrem, aber mit einem Augenzwinkern.

Kann man sich auf Wiener Rap von Joshimizu freuen?

J: (lacht) Ja vielleicht einen Skit. Bei Zodiak haben wir kurz daran gedacht, also hier gleich eine Message an Raf Camora und Chakuza:  Ihr schuldet mir einen Song! Gerne auch in Mundart.

Dein neues Album heißt MDMA, ist die Anspielung auf Drogen gewollt?

J: Ja.  Es heißt ja Meine Dimension, mein Alltag. Es soll aber nicht dafür stehen dass Leute jetzt auf die Straße gehen und sich MDMA holen, außer die CD (lacht).  Die CD soll eher ein musikalisches MDMA sein, Glücksgefühle. Ich habe ca. ein Jahr daran gearbeitet und ich habe sehr aufgepasst dass das Album stimmig wird.

Was hat dich für MDMA inspiriert? Verarbeitest du darin etwas?

J: Ja sehr viel sogar. Alles was mir die letzten sieben Jahre wiederfahren ist. Herzschmerz, krasse Erlebnisse, das Feiern gehen. Ich habe an jeden Song so gearbeitet als sollte es eine Single werden. Raf hat mir auch sehr geholfen mein Soundbild zu finden um meinen eigenen Stil zu definieren, ich habe einige asiatische Elemente drinnen. Ein paar der Videos wurden in Japan gedreht.

Und musikalische Inspirationen?

J: Dr.Dre, Snoop – die ganze West Coast Bagage.

Was hat sich alles seit Vienna Allstars für dich verändert? Hast du noch mit allen Jungs Kontakt?

J: Seit dem hat sich sehr viel verändert. Ich habe eine EP und Streetvideo rausgebracht und den grundsätzlichen Schritt nach Deutschland gewagt. Ich verstehe mich nach wie vor mit fast allen, auf Aqil, der ja jetzt Schauspieler ist, bin ich besonders stolz. Mit Raf und Chakuza bin ich ja sehr gut befreundet. (A.d.R: Joshimizu ist bei demselben Label namens Independenza – dieses Jahr brachten die drei Österreicher ihr Album Zodiak raus). Zu Nazar möchte ich nichts sagen.

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