Der Kampf um den Dampf

25. Juni 2019

Wenn es nach SPÖ und Co. geht, gehören Shisha Bars in Österreich bald der Vergangenheit an. (c) Pixabay
Wenn es nach SPÖ und Co. geht, gehören Shisha Bars in Österreich bald der Vergangenheit an. (c) Pixabay

Tritt das neue Rauchverbot in Kraft, bedeutet dies das Aus für 250 Shisha Bars allein in Wien. Ist das eine konsequente Maßnahme für die Gesundheit der Österreicher oder die Zerstörung eines interkulturellen Begegnungsortes?

Von Lisa Kiesenhofer

Im Ziegelofen glüht die Kohle vor sich hin, kaltes Bier und süßer Chai werden serviert, der Geruch von Doppelapfel liegt in der Luft. Der 15. Wiener Gemeindebezirk ist reich an verschiedenen Kulturen und somit auch an Shisha Bars. In den Gastgärten der Bars hört man Menschen bei einer Wasserpfeife auf Türkisch, Kroatisch und Arabisch miteinander sprechen. Am Handy sitzen sieht man nur wenige, es wird lieber geplaudert. „Beim Rauchen kommen d Leut‘ zaum“, lässt mich der Besitzer des Lokals wissen. Der Gastronom mit türkischen Wurzeln beschreibt seine Kundschaft bunt gemischt. Nicht nur Migranten kommen hier her, auch viele Österreicher.

Doch damit soll es bald vorbei sein. Bereits 2015 wurde über ein generelles Rauchverbot im Parlament abgestimmt. Die Abgeordneten entschieden sich dafür, dass keine Zigaretten, E-Zigaretten, Kräuterzigaretten oder Shishas mehr in geschlossenen Räumen geraucht werden dürfen. 2018 sollte das Gesetz in Kraft treten, die schwarz-blaue Regierung sah das aber anders. Koalitionsbedingung der FPÖ war es, das Rauchverbot wieder aufzuheben.

Nach dem Ende der Regierung Ende Mai wurden aber die Karten neu gemischt: SPÖ, NEOS und Liste Jetzt brachten erneut einen Antrag für ein absolutes Rauchverbot in der Gastronomie ein, den die ÖVP unterstützt. Man einigte sich darauf, die Gesetzesvorlage von 2015 bei der nächsten Plänarsitzung im Juli gemeinsam zu verabschieden. Ab 1. November ist es dann also vorbei mit der Qualmerei.

Keine Kompromisse

Dieses Mal will die Politik, allen voran die SPÖ, keine klassisch österreichische Zwischenlösung. Rauch, egal ob von einem Glimmstängel oder einer Shisha, ist gesundheitsschädigend, untermauert Parteivositzende und ehemalige Ärztin Pamela Rendi-Wagner seit Monaten ihren Antrag zum Rauchverbot. Und damit hat sie vollkommen Recht. Auch in Shisha Bars sind Menschen, vor allem Angestellte, passiv gesundheitsschädigendem Rauch ausgeliefert. Ab jetzt gibt es maximal noch einen Aschenbecher vor der Tür.

Dabei gibt es nur ein Problem: So wie Kunden in eine Fleischerei gehen, um Fleisch zu kaufen, gehen Gäste in eine Shisha Bar um zu Rauchen. Rauchfreie Restaurants machen Sinn, aber rauchfreie Raucherbars? Um auf den Punkt zu kommen: Das Rauchverbot würde das Aus von allein 250 Shisha Bars in ganz Wien bedeuten. Damit einher gehen 10.000 Jobs Österreichweit, die von heute auf morgen gestrichen werden, kritisiert die Vereinigung der Shisha Bar Betreiber. In Europa gibt es in vielen Ländern bereits ein Rauchverbot in der Gastronomie – Österreich wäre aber das erste Land, in dem es keine Shisha Bars mehr gibt. Deshalb kämpft der Verein rund um Obmann Jakob Boran um eine Ausnahmeregelung. Dieses Vorhaben wird von der Wirtschaftskammer unterstützt.

Einschränkung der Kultur

Hört man sich in Wiens Dampflokalen um, bekommt man auf die Frage „Was macht ihr, wenn Rauchen künftig verboten ist“? hauptsächlich eine Antwort: „zusperren.“ Die Möglichkeit, das Rauchen nach draußen zu verlegen besteht für die meisten nicht, vor allem nicht im Winter. „Für viele Gäste ist Shisha Rauchen ein Teil ihrer Kultur, und genau das wird von der Politik eingeschränkt“, erklärt der Bar Besitzer. Auch die Gäste sind darüber nicht begeistert, dass sie sich die Shisha nach einem anstrengenden Arbeitstag in Zukunft in die Haare schmieren können.

Eine Alternative gebe es natürlich immer: Zuhause weiterrauchen. Im Gegensatz zum Umsatz der Gastronomiebetriebe wird das Qualmen durch das Verbot also vermutlich nicht weniger.

Auch wenn die SPÖ in ihrer Entscheidung, beim Rauchverbot keine Ausnahme zu machen, konsequent bleibt und dadurch an Glaubwürdigkeit gewinnt, schneidet sie sich dennoch selbst ins eigene Fleisch. Shisha Bars sind ein Ort, an dem junge Menschen unterschiedlicher Herkunft miteinander ins Gespräch kommen und Beziehungen zueinander aufbauen. Rund um die Wasserpfeife passiert also genau das, was die SPÖ seit Jahren verzweifelt fördern möchte: interkulturellen Austausch und Integration. Ob die SPÖ, NEOS und Liste Jetzt tatsächlich ernst machen und hunderte solcher Treffpunke von der Bildfläche verschwinden lassen, bleibt abzuwarten. Der Kampf um den Dampf ist jedenfalls noch nicht entschieden.

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