Der Refugee-Cop

13. Juli 2017

refugee cop, polizist
Foto: Marko Mestrovic

Sein Name ist Kammerer, Manfred Kammerer. Als Refugee-Contact-Officer sorgt er dafür, dass in Ottakring Flüchtling und Anrainer friedlich zusammenleben.

Von Melisa Erkurt, Foto: Marko Mestrovic

BIBER: Sie sind seit 2015 Refugee-Contact-Officer. Was kann man sich unter dieser Berufsbezeichnung vorstellen?

MANFRED KAMMERER: Ich bin seit 15 Jahren in der Jugendprävention an Schulen tätig. Mit der Flüchtlingswelle 2015 wurde ich zum Refugee-Contact-Officer ernannt und betreue die Flüchtlingsunterkunft des Arbeitersamariterbunds bei uns in Ottakring. Ich stehe in regem Kontakt mit der Leitung dort, halte Vorträge vor den 300 Flüchtlingen, kläre sie über strafrechtliche Folgen, sexuelle Belästigung und die Rechte der Frauen auf. Ich versuche auch den Anrainern die Ängste zu nehmen.

Gab es denn schon Probleme mit den Flüchtlingen?

Nur Scharmützel, nie etwas Gröberes. Höchstens eben ein paar Raufereien zwischen den jugendlichen Flüchtlingen, Personen von Außen waren aber nie beteiligt. Es ist auch kein einziges Mal zu sexueller Belästigung gekommen.

Das hat man wahrscheinlich auch zum Teil Ihrer Arbeit zu verdanken.

Ich erkläre den Jugendlichen was sexuelle Belästigung in Österreich bedeutet. Ich habe auch die Badeordnung auf ihre Muttersprachen übersetzen lassen und mithilfe von Dolmetschern erklärt, dass Frauen nicht ihnen gehören.

Und trotzdem gibt es Anrainer, die sich vor den Flüchtlingen fürchten?

Ja, manche trauen sich nicht durch den Park zu gehen, weil die Flüchtlinge dort sitzen. Denen sage ich dann, dass es noch nie zu Problemen gekommen ist. Die Leute sind durch die Medien verunsichert, aber ich führe die Statistiken zum Teil ja selbst und kann ihnen versichern, dass das ganz normale Jugendliche sind, die einfach nur im Park Fußball spielen wollen.

Begegnen die Flüchtlinge Ihnen mit Vorurteilen, weil Sie Polizist sind?

Viele hatten anfangs Angst vor der Polizei. In ihren Heimatländern kommt die Polizei, wenn wer tot ist. Sie haben auf der Flucht auch nicht immer positive Erfahrungen mit der Polizei gemacht. Sie merken aber schnell, dass die österreichische Polizei anders ist.

Was machen Sie, um die Flüchtlinge besser zu verstehen?

Ich schule mich im Umgang mit Flüchtlingen und erweitere in Kursen der MA17 mein Wissen über den Islam. Wenn sie dann sagen: „Im Koran steht das und jenes“, dann kann ich sagen: „Na, Moment mal, im Koran steht aber auch, dass...“.

Ist die Integration der Flüchtlinge gelungen?

Mir taugt das voll, dass die geflüchteten Kinder und Jugendlichen so brav zur Schule gehen und Deutsch lernen. Wenn sie mich mit „Guten Tag, Herr Kammerer“ grüßen und wir plaudern, ist das schon toll.

 

Wer er ist:
Name: Manfred Kammerer
Alter: 54
Wurzeln: Wien Ottakring
Besonderes: Erhielt 2015 den Award für "Besondere Verdienste auf dem Gebiet der Prävention, der Menschenrechte und des Opferschutzes".

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