Die Verteufelung der Masturbation

18. März 2010
Zurzeit überschlagen sich die Schlagzeilen mit neuen Missbrauchsfällen an Kindern durch katholische Priester. Die Typen dürfen nicht poppen, obwohl sie auch nur Menschen sind und sich bei denen in der Lendengegend auch etwas regt, wie bei jedem anderen normalen Mann auch. Bei Frauen regt sich auch einiges. Aber die dürfen ja kein Priesteramt bekleiden.

Durch die Religionen, vor allem die großen Weltreligionen wird Sexualität verteufelt, außer wenn sie zur Zeugung der Kinder beiträgt, oder nur im eigenen Ehebett stattfindet. Toll. Was vor dem Ehebett oder nach dem Ehebett passiert, ist den Typen, die uns vorschreiben, was richtig und was falsch sei, wenn sich „etwas“ regt, furzegal, weil sie das angeblich richtige sagen, aber auch das „falsche“ tun. Nur, dass es keiner weiß. Und nun haben wir einiges erfahren, was die Unterdrückung der Sexualität mit sich bringt.
Priester, die Kinder sexuell missbrauchen, Männer, die sich in die Luft sprengen, und viele religiös motivierte Taten mehr, die uns erschrecken.
Nun könnte ich behaupten, dass die Verteufelung der Sexualität und ihre Unterdrückung so manche Leute zu Wahnsinnstaten zwangen. Vor allem mit den großen bedeutenden Worten „Ehre“ und der Abschreckung „Schande“ wirkten einige Meinungsführer Wunder auf den menschlichen Verstand.

Ich gehe mal zurück auf die Regung in der Lendengegend. Früher hat man tatsächlich Kindern und Erwachsenen eingeredet, dass die Masturbation eine groooooße Sünde sei. Angeblich soll der Prophet M. geprädigt haben, dass die Masturbation genau so schlimm sei, wie der Sex mit der eigenen Mutter. (Quelle: Mein Abschied vom Himmel von Hamed Abdel-Samad). In der christlichen Welt hat man Jungs vor paar Jahrhunderten die Hände ans Bett gefesselt, wenn man befürchtete, dass sie an ihrem Pimmel spielen. Und vor gar nicht all zu langer Zeit wurden einige Jungs Opfer von Elektroschocks, weil sie ihren Körper erforschten.
Erwachsenen hat man gesagt, dass sie davon krank werden und die häufige Masturbation sogar zum Tod führen kann. Und sogar Keuschheitsgürtel wurden extra für Leute konstruiert, um sie vor sich selbst zu schützen. Wie krank ist das denn. Und diese Gürtel sind nicht mal NUR ein Produkt des Mittelalters, um das holde Weib zu schützen. Wie ich gleich beschreiben werde, ist es gar nicht so lange her, dass dieser Gürtel seine Anwendung fand.

 

Die alten Griechen haben gewichst. Und die wussten, warum es gut ist. Der Philosoph Diogenes zum Beispiel, pflegte in aller Öffentlichkeit zu masturbieren. Und meinte dazu: «Wie schön wäre es doch, wenn man durch das Reiben des Bauches auch das Hungergefühl vertreiben könnte!»Was ist seit dem in die Menschen gefahren, dass Sex so ein Tabuthema wurde?

Onanierende Satyrn in einer antiken griechischen Darstellung Onanierender Satyrn auf einer antiken Vase

 
Im Mittelalter wurde die Sexualität total verteufelt. Nur auf die Ehe sollte es reduziert werden. Zwischen den Christen und Sex herrscht eine richtige FEINDSCHAFT. Eine gern zitierte Stelle aus der Bibel war, um diese Feindschaft aufleben zu lassen, ONANS Sünde:
 
Onan musste, einem archaischen Brauch gehorchend, die Witwe seines verstorbenen Bruders heiraten, um in dessen Namen Nachkommen zu zeugen. Onan missfiel es aber, dass seine Nachkommen als jene seines Bruders gelten sollten, und so zog er sein Glied heraus und liess den Samen auf den Boden fallen. «Da gefiel dem Herrn übel, was er tat, und er tötete ihn auch», berichtet die Bibel in Genesis (Kapitel 38).
Onans Sünde war, die Blutslinie seines Bruders nicht weiterzuführen. Der Coitus interruptus war Mittel zu diesem Zweck. Mit der Masturbation hat Onans Handlung nur den Umstand gemein, dass der Samen «vergeudet» wird.
 
So richtig los mit der Verteufelung ging es dann im 18. und 19. Jahrhundert. Bereits 1708 erschien in England das Pamphlet «Onania» des Chirurgen John Marten, das ein europaweiter Bestseller wurde. Masturbation verursache Tuberkulose und Pocken, hieß es da. Diese Märchen wurden vollkommen ernst genommen und kamen sogar in die «Encyclopédie» von Diderot.

Die «Selbstbefleckung» wurde für immer weitere und schlimmere Leiden verantwortlich gemacht, unter anderem für Akne, Gehirnerweichung, Rückenmarksschwund, Krebs, Wahnsinn oder Lepra.

Korsett zur Verhinderung der Onanie Ein Korsett zum Schutz vor SICH SELBST!!!!

Wie sollte man nun den  Drang zur „Selbstbefleckung vertreiben“? Von religiöser Seite aus empfahlen die Geistlichen das Gebet. Kalte Duschen kühlten unerwünschte Leidenschaften ab. Kinder sollten mit den Händen über der Decke schlafen, damit nicht heimlich „Unzüchtiges“ geschah.
Keuschheitsgürtel für Kinder wurden konstruiert, so auch von dem bekannten amerikanischen Gesundheitsapostel John Harvey Kellogg, dem Erfinder der Corn Flakes.

JA ES STIMMT WIRKLICH. Der Typ, der die Kellogs Cornflakes erfunden hat, hat auch Kinder durch seine Erfindung des Keuschheitsgürtels gequält, falls er Abnehmer dafür fand. Es gab sicher genug Eltern, die diese Monsterdinger ihren Kindern anlegten.

Vorrichtung zur Verhinderung der Onanie bei Knaben
Mir vergehen echt die Cornflakes, wenn ich an den Typen denke.

Kommentare

 

bei Griechen war ja Homoerotik erlaubt - Satyrn greift sich auch mit dem Finger in den Popo. I like!

vl. kommt hiervon ds Wort O(r)nanieren? :D

 

pfui......... Lass die Kirche im Dorf !!!

Herrlich welch Sarkasmus..........

 

hahahahhaha den letzten apparat hätte er in jede packung smacks als überraschung geben sollen

 

Hallo,

 

im Gegensatz zur katholischen Kirche, die Masturbation als Sünde betrachtet, ist SB nach Erkenntnissen der heutigen Medizin, Psychologie und Sexualwissenschaft eine eigenständige und wertvolle Form der Sexualität. Der uns angeborene Geschlechtstrieb beschränkt sich nicht auf den ehelichen Geschlechtsverkehr! Schon Embryos im Mutterleib berühren ihre Geschlechtsteile. Das beweisen Ultraschallaufnahmen. Für Jugendliche ist SB Triebabfuhr und Einüben ihrer Sexualität. Erwachsene können durch SB ihr Sexualleben bereichern, und für viele, vor allem Frauen, ist sie ein gutes Orgasmustraining.

 

Ungefähr seit Ende des 17. Jahrhunderts bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts wurde Selbstbefriedigung von den Marktschreiern aller Konfessionen dem Volk als schwere Sünde untergejubelt. Dies fiel vor allem deswegen leicht, weil SB seit "ewigen Zeiten" als Ersatzhandlung und deshalb allgemein als minderwertig eingestuft wurde. Es war der vorläufige Höhepunkt einer Lehrentwicklung, die irgendwann um 1000 n. Chr. ihren Anfang nahm und mit Thomas von Aquino ein vorläufiges Ende nahm. SB wurde sozusagen zur Quelle allen sexuellen Übels, weil sie unkeusche Fantasien produzierte und zu Handlungen reizte bzw. verleiten konnte, die zweifelsfrei als schwerste Sünden galten. Das wäre dann ein Problem der Gesellschaft gewesen, die den Zorn Gottes über die ständige Wichserei zu spüren bekommen glaubte. Getoppt wurde dies dann in der Neuzeit, als die Staaten, gestützt auf Kirchenlehrer, Theologen, Juristen, Mediziner, Pädagogen und später auch "Psychologen" Präventionsmaßnahmen einführten. Was ab dann passierte, kann man getrost als physischen und psychischen Terror bezeichnen, dessen Nachbeben wir heute noch mitbekommen. Der Onanist hatte alle gegen sich, im Extremfall konnte das lebensgefährlich werden.

Der Feldzug gegen die Onanie hatte seinen Ursprung nicht in der katholischen Kirche allein; sie lieferte lediglich den religiösen (besser: theologischen) Hintergrund. Abgesehen von anderen theologischen Begründungen tröteten die Protestanten ins gleiche Horn.

Der alltägliche Wahnsinn in "christlichen" Internetforen zeigt, welch ein gebrochenes Verhältnis "Christen" zur vorehelichen Sexualität haben. Besonders die Selbstbefriedigung ist weiterhin ein rotes Tuch für reaktionäre Christen. Auslöser des Ganzen sind die offiziellen Haltungen von Kirchen, wie z.B. der römisch-katholischen Kirche, die in der Selbstbefriedigung eine "absichtliche Erregung der Geschlechtsorgane, mit dem Ziel, geschlechtliche Lust hervorzurufen", wie auch jeglicher freiwillige, außereheliche "Gebrauch der Geschlechtskraft", eine "in sich schwere ordnungswidrige Handlung§ sehen. Allerdings werden in der Seelsorge Faktoren wie "affektive Unreife, die Macht eingefleischter Gewohnheiten, Angstzustände und weitere psychische oder gesellschaftliche Faktoren" berücksichtigt, "welche die moralische Schuld vermindern oder sogar auf ein Minimum beschränken können." (Katechismus der Katholischen Kirche, KKK, Nr. 2352).

Diese unnatürliche Einstellung der Kirchen wirkte sich Jahrtausende lang auf die Menschheit aus und ist heute nicht nur auf die römisch-katholische Kirche beschränkt, sondern besonders evangelikale Kirchen und fundamentalistische christliche Gemeinschaften, aber auch Sondergruppierungen wie z.B. die Mormonen, sind diesem Leitbild verfallen. Man versucht besonders jungen Menschen Schuldgefühle einzureden, wenn sie masturbieren. Das Leitbild dieser "Christen" ist der bis zur Ehe absolut keusch lebende Mensch, danach aber wird von demselben Gläubigen in der Ehe erwartet, dass die ehelichen "Pflichten" erfüllt werden. Das religiöse Sündengeschwafel diente und dient nur dazu, Menschen ein schlechtes Gewissen aufzuschwatzen. Das funktioniert in Sachen Sexualität hervorragend, weil es sich um einen Trieb handelt. Wer das Gewissen des Menschen beherrscht, beherrscht den Menschen.

 

Empfohlene Literatur: Thomas W. Laqueur: Die einsame Lust - Eine Kulturgeschichte der Selbstbefriedigung. Osburg Verlag Berlin 2008. 496 Seiten, 26,90 Euro.

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