Dieser Blog ist erst ab 16 Jahren!!

09. Juni 2012

 

 

 

Eine Schilderung der Vorstellungsreihe Provokation / Zensur:

 

Ich freue mich. Ich habe zwei Tickets für das VIS-Kurzfilmfestival gewonnen. Die Beschreibung dieser speziellen Veranstaltung macht mich neugierig und erhöht meine Vorfreude. Es werden 9 Kurzfilme über Politik, Gewalt und Sexualität gezeigt. Es handelt sich um derart sensible Themen, die so provokant dargestellt werden, dass sich die Obrigkeiten verschiedener Länder normalerweise dazu veranlasst fühlen, solche Inhalte zu zensurieren. Mein Magen hätte es ihnen gedankt.

Die folgenden Videolinks sind BITTE NUR FÜR GUTE NERVEN UND AB 16 JAHREN!!!!

 

 

 

Foto: Sarah Al-Hashimi

 

 

Coup de Boule – Deutschland 1987, Regie: Romuald Karmakar

(kein Video)

Es fängt ja noch lustig an. Soldaten einer Einheit, die französisch spricht – fragt mich nicht woher genau die kommen – dreschen sich die Schädel an Wänden, Spinds und Türflügel ein. Freiwillig. Nachdem ihnen sichtlich die Birne wackelt, grinsen sie heroisch in die Kamera und sind stolz auf ihre Leistung.

 

Body Contact – Schweden 2009, Regie: Pella Kågerman

(kein Video)

Zwei Frauen heuern einen wildfremden Typen aus einer Internet-Kontaktbörse an. Doch bevor die eine ihm ihre Adresse gibt, muss er über die Webcam beweisen, dass sein Prachtstück in Ordnung ist. Am nächsten Tag läutet er an der Wohnungstür und ist überrascht, dass zu ihrem „Date“ eine zweite Frau mit Kamera anwesend ist. Zu Anfang noch schüchtern, lässt er sich doch auf das Spielchen ein. Es wird ihm versichert, dass die Aufzeichnung nur für private Zwecke verwendet wird. Nach vollendeter Performance, die die Zuschauer im Kinosaal genauestens beobachten dürfen, ist dieser Typ froh, befriedigt und ein Pornostar zu sein.

 

Dear God, I hate myself (Xiu Xiu) – USA 2010, Regie: Jamie Stewart

(Video)

Eine hübsche junge Frau blickt in die Kamera. Sie steckt sich einen Finger in den Rachen. Sie steckt sich zwei Finger in den Rachen. Ihre Augen beginnen zu tränen, ihre Nase wird rot. Sie reckt sich. Sie steckt sich erneut zwei Finger in den Rachen. Die Musik wird schneller. Sie erbricht zum ersten Mal. Ich kann nicht länger hinsehen. Es dauert geschlagene 3 Minuten, bis diese junge hübsche Frau ihren Mageninhalt endlich entleert hat. Als wäre das alles nicht grindig genug, sitzt neben ihr ein Typ, von dem man nur den Oberarm sieht, der angekotzt wird.

 

Rubber Johnny (Aphex Twin) – Großbritannien 2005, Regie: Chris Cunningham

(Video)

Nach dem vorherigen Kurzfilm, denkeich, es könnte nicht schlimmer werden. Denkste. Rubber Johnny ist eine Gestalt, die keiner von uns erkennen wird. Ist es ein Mensch? Ja, das können wir schon mal behaupten. Hat er einen Wasserkopf? Ich denke schon. Ist er körperlich behindert? Scheint so, denn er sitzt im Rollstuhl. Ist er tatsächlich echt? Keine Ahnung. Sieht aus wie ein Alien auf Koks, der in seinem Rollstuhl zu Techno-Musik tanzt. Im wahrsten Sinne des Wortes!!

 

Le sang de bêtes – Frankreich 1949, Regie: Georges Franju

(Video)

Paris liegt in Trümmern. Eine Frau erzählt irgendwas auf Französisch. Ich verstehe sie leider nicht. Den Bildern nach zu urteilen, scheint es aber sehr romantisch zu sein. Ich bin voller Hoffnung, dass uns die Veranstalter mal eine Pause gönnen von den vorherigen schrecklichen Bildern. … Ja, genau... Wir werden mitgenommen in die Schlachthöfe des alten Paris. Zuerst bekommt ein Pferd einen Bolzen ins Hirn geschossen. Es zieht sowohl seinen riesigen Schädel zur Brust, als auch seine Beine zum Bauch ein und fliegt mit aller Wucht auf den Betonboden. Wenigstens stirbt es schnell. Aber um sicher zu gehen, wird ihm die Hauptschlagader durchtrennt, damit sein ganzes Blut rausfließen kann. Der Film ist schwarz-weiß. Der Blutfluss auf den Straßen ist nur im Kontext zu erkennen. Dann kommen die Rinder dran. Die kriegen nur einen spitzen Pickel in die Stirn gerammt. Wirkt leider nicht sofort, denn mit einem Schlauch stirdelt einer der Schlächter noch ein bisschen im Gehirn herum und verursacht damit Reflexe der Kuh. Auch ihnen wird die Hauptschlagader durchtrennt. Kälber werden in einem Raum auf nebeneinanderliegenden Tischen gelegt und an den Beinen zusammengeschnürt. Ein Mann schneidet einem nach dem anderen den Hals durch. Der Kopf hängt noch dran. Nur das Blut schießt raus. Schafe werden in der Gruppe in die Scheune gedrängt. Eines davon wird auf ein Fließband gelegt, der Hals wird ihm durchgeschnitten, die anderen dürfen dabei zusehen. Am Ende liegen alle Schafe auf diesem Fließband ohne Schädel und zucken mit den Beinen. Mahlzeit!

Leider ist mein Vorsatz, Vegetarier zu werden, nur von kurzer Dauer. Am Abend esse ich einen Burger…

 

KZ – Spanien 2011, Regie: Patricia Venti

(kein Video)

Ein Dokumentar-Team besucht das KZ Mauthausen. Der Moderator versucht vergeblich seinen Einstiegssatz hinzukriegen. Wirkt, als ob diese Sprechwiederholungen, die wiederholenden Grausamkeiten im Konzentrationslager wiedergeben sollen. Wir sehen ein paar Bilder von Leichenhaufen, die mit Baggern in eine Grube geschoben werden.

 

No Pressure – Großbritannien, Regie: Richard Curtis#

(Video)

Den haben sie im Kinosaal ausgelassen, obwohl er im Programm steht…

but No Pressure – Push the button

(das Konto des Videoinhabers wurde auf Youtube gesperrt)

 

Is Tropical (The Greeks) – Frankreich 2011, Regie: Megaforce

(Video)

Coole Kids – Coole Musik – Coole Grafik! Uncoole Tatsachen!

 

Born Free (M.I.A) – USA 2010, Regie: Romain Gavras

(Video)

Wie in einer US-Krimiserie, steigen maskierte Sondereinsatz-Männer aus einem Bus und stürmen das Gebäude. Sie durchsuchen wahllos Wohnungen und prügeln auf alles ein was sich ihnen in den Weg stellt. Ihr kommt nie drauf, wen sie wirklich suchen…

 

Ich hab´s geschafft, meinen Mageninhalt in mir zu lassen. Was ist mit euch?

 

 

 

 

Kommentare

 

Wow, detaillierte Beschriebung..... grausige Filme. Warum macht/schaut man sowas freiwillig? :D

 

ich denke, die Regisseure machen solche Filme freiwillig, um Leute auf bestimmte Probleme aufmerksam zu machen. Aber die, die sie sich dann freiwillig anschauen, kennen diese Probleme schon bzw. sind eh schon sensibilisiert; sonst würden sie sich nicht für sowas interessieren. Die, die diese Filme wirklich sehen sollten, erreicht man leider nicht...

Ich denke, es sind schon Themen, die ja tatsächlich der Wahrheit entsprechen, nur schauen wir alle allzu gerne weg...

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