Einmal Jungfrau und 1000 Schlampen für den Sohn!

15. Februar 2016

Als ob die verdammte Tastatur brennt. Bei einem Thema, das mich aufwühlt, wütend macht und mich wahrscheinlich bis zum Abkratzen immer wieder in Grübelzwang versetzen wird. Immer dann, wenn mir durch medial verbreitete Ereignisse oder Erlebnisse aus dem persönlichen Umfeld vor Augen geführt wird, wie viel Lichtjahre entfernt wir davon sind uns als Frauen nicht mehr minderwertiger als Männer fühlen zu müssen, weil wir Frauen sind. Uns nicht mehr schämen zu müssen, unsere Sexualität auszuleben oder dass Mann unseren freien Willen respektiert, wenn wir “Nein” sagen, weil wir kein verdammtes wandelndes Loch sind, das er nach Lust und Laune stopfen kann. Und nein, jetzt muss keiner nur an Köln denken und so tun, als ob durch irgendwelche Primitivlinge unsere aufgeklärte Gesellschaft angegriffen wurde und sie uns armen westlichen Frauen an die Wäsche wollen. Was ist mit den Männern unter uns? Habt ihr nach den Ereignissen in Köln mal mit Frauen geredet, wie oft sie im Leben sexuell begrapscht, belästigt wurden? Du stehst in der U-Bahn oder an der Rolltreppe und plötzlich versucht sich einer an dir zu reiben. In einer vollen Disko spürst du plötzlich, wie dir einer an die Brust greift. Schon mal gefragt worden, wie viel du kostest? Alles schon erlebt. Und das Traurige dabei ist - die meisten Frauen lassen die Erlebnisse links liegen, weil wir bei so einer Kategorie Männer nicht erwarten, dass wir sie durch ein paar Sprüche in ihrem Weltbild bekehren. Der lacht dir noch ins Gesicht, lässt sich eventuell, wenn überhaupt, ein dummes nicht ernstgemeintes “Tschuligung” herauslocken oder bricht dir die Nase, weil er a Watschn kassiert hat. Aber durch so dumme Grapschaktionen wird die Erfolgsquote vielleicht gar nicht das Ausschlaggebende sein, sondern einfach nur die Signalwirkung “Ich Mann, du Frau! Ich grapsch, du gusch, Weib!” Primitiv halt!

Familienehre

Wo fängt dieser ganze sexistische Mist an? In den Kinderschuhen, den eigenen vier Wänden, bei Mama und Papa. Konservativ, eventuell noch religiös geprägt. Und nein! Nicht nur im Islam musst als Mädchen schweigen, wenn du deine Sexualität entdeckst. Mit “sramota” (dt. Schande) brandmarken sie uns vom christlichen Schlag auch, wenn Papa um die Familienehre fürchtet und du nicht als Schlampe enden willst. Dabei kannst schon väterliche, verächtliche Schlampenblicke ernten, wenn du dir die Nackten in der Bravo anschaust, versuchst dich heimlich alleine aufzuklären und er dich dabei erwischt. Eventuell kommt dann Mama und warnt dich, dass du “aufpassen” sollst und am besten bis zur Ehe wartest. Alles andere ist zu gefährlich, weil die Jungs nur das Eine wollen. Ja eh! Wie tickt dann der Sohn? Was für ein Frauenbild wird ihm eingehämmert? Auf ihn sind sie stolz, wenn er sich mit Freundinnen blicken lässt, sich austobt. Lässt er sich mit keiner blicken, kriegen sie Schweißausbrüche, er könnte schwul sein. Am liebsten 1000 Schlampen für die Söhne, eine Jungfrau als Schwiegertochter und eine Scheißangst, dass die eigene Tochter für fremde Söhne unter den 1000 Schlampen ist. Alles andere nennt man dann elterliche Verdrängungskunst. Und wir müssen lügen, um nicht zu enttäuschen, obwohl auch wir im gewissen Alter unsere Sexualität entdecken. Man spricht vor der Familie nur nicht darüber. Aber es passiert trotzdem – heimlich, am Schulklo, im Auto, auf der Parkbank, unter der Brücke. Mit dem Beigeschmack, sich dennoch als Schlampe vor der eigenen Familie vorzukommen, nur weil man das fühlt, was ein Mensch fühlt - seinen Körper. Und geht etwas schief, steht man alleine da, schafft es entweder zu vertuschen oder läuft Gefahr aufzufliegen, wie eine Aussätzige behandelt zu werden – was als Familientragödie enden kann. Nur der Ehre wegen. Schafft man es unbefleckt zum Status der heiligen Ehefrau und Mutter, dann ist Sex plötzlich sauber genug. Für den Mann geht’s dann dreckig weiter und es endet bei Grapschaktionen fremder Frauen.

 

 

Bereich: 

Kommentare

 

So, habe zwar auf FB kommentiert aber ich möchte das hier nochmal machen.
Mir geht es gar nicht um dieses "Der Mann ist der Prinz" setting, das ist eh dämlich.

Schwieriger finde ich das Mädchen ein falsches Verhalten anerzogen wird, das Thema Schande ist nicht zu unterschätzen. Das verfolgt dich auch noch wenn du schon längst erwachsen bist und hat auch Einfluss auf deine Beziehung.
Ich rede da auch nicht von kleinen grauen Mäusen, ich meine toughe starke Frauen mit Migrationshintergrund die aber dann auf der anderen Seite große Probleme mit Intimität haben.

Wird noch eine spannende Reise für die 2. und 3. Geborenen, so schnell legst du die Blockaden und Denkmuster deiner Eltern nicht ab.

Das könnte dich auch interessieren

Foto: Zoe Opratko
Zum Abschied gibt es kein Trompeten­...
.
Ein Hero(j)! Ein Held! Das war mein...
Foto: Zoe Opratko
  Foto: Zoe Opratko Back to School und...

Anmelden & Mitreden

9 + 5 =
Bitte löse die Rechnung