„Es ist kein Imperium, es schaut nur so aus“

06. Februar 2017

Er gehört zu den einflussreichsten Männern in Wien, besitzt mit der „Dots-Group“ die angesagtesten Lokale der Stadt, eine Kunstgalerie, ein Golf-Magazin und das alles mit gerade einmal 30. Wir haben mit Gastronom Martin Ho über seinen geheimnisvollen Club X gesprochen, welche Politiker er in seinen Betrieben willkommen heißt und was sein Erfolgsgeheimnis ist.

Text: Alexandra Stanić, Fotos: Marko Mestrović

martin ho
Mister X aka Martin Ho. (Foto: Marko Mestrovic)

Anfang des Jahres sorgt der Wiener Szene-Club X für große Aufregung: Dem FPÖ-Politiker Johann Gudenus und seiner Tischbegleitung soll dort die Bedienung verwehrt worden sein. Der Wiener Vize-Bürgermeister wollte dazu keine Stellung beziehen, seine Freundin postet auf Facebook unter anderem, dass „in Wien anscheinend so ziemlich alles außer anderer politischen Meinungen toleriert wird.“ Der X-Besitzer selbst, Martin Ho, war an diesem Abend etwa 4000 Kilometer entfernt und hielt sich aus der Debatte geschickt raus. Wer ist dieser geheimnisvolle Mister X des Wiener Nachtlebens? biber hat Martin Ho getroffen und nachgefragt.

Biber: Nehmen wir mal, ich hätte gerne einen X-Schlüssel. Wie bekomme ich einen?

Ho: Es gibt keine Schlüssel mehr.

Welche Kriterien müssen Schlüsselbesitzer erfüllen?

Diese Schlüssel wurden anfangs vorrangig in meinem Freundes- und Bekanntenkreis, sowie an langjährige Kunden und Partner und Partner von Partnern verteilt. Das X ist nicht entstanden, um ein weiteres Gastronomieprojekt von mir zu etablieren, sondern um den Personen, die uns naheliegen, eine Plattform zu bieten, sodass sie in kleinem Rahmen ausgehen können.

Warum denkst du wird das X so gehypt?

Es liegt sicher daran, dass es eine große Unbekannte ist, außerdem sind relativ wenig bis gar keine Fotos im Internet zu finden. Ich glaube, das weckt die Neugier der Menschen.

Du sagst von dir selbst, dass du kein großer Ausgeher bist und doch betreibst du Clubs.

Ich betreibe die Clubs ja nicht aus dem einfachen Grund, weil ich gerne ausgehe, sondern um unsere Firmenstruktur zu vergrößern und unsere Ideen, Projekte und Visionen umzusetzen. Clubs passen ganz gut in unser Portfolio und mein Ziel war es immer, alle Gesellschaftsschichten und viele Altersgruppen abzudecken. 

Hast du die Wiener Clubszene verändert?

Würde ich nicht behaupten. Ich glaube, dass man als einzelnes Individuum wie ich nicht wirklich etwas in der Szene verändern kann. Ich habe versucht, mein Fortgehverhalten und meine Interessen in einem Club umzusetzen und das haben doch ein paar Leute so angenommen.

Manche werfen dir vor, du würdest mit der Schlüssel- und Kartenpolitik eine Zweiklassengesellschaft schaffen.

Das ist nicht richtig. Das ist auf der ganzen Welt so und es gibt nun mal Privilegien, die ein Stammkunde hat. Das ist auch bei jeder Fluglinie so, in jedem Einkaufszentrum, bei jedem Supermarkt, bei Handyanbietern. Das war schon immer so, wir haben das ja auch nicht neu erfunden.

Wenn man einen Schlüssel hat, darf man auch im Jogger ins X?

Dann kannst du auch im Jogger kommen.

Wie multikulti und sozial durchgemischt ist das X?

Es ist extrem durchgemischt und ein sehr weltoffener Raum. Wir haben die Schlüssel nicht an eine bestimmte Zielgruppe verteilt, sondern einfach an Personen, die uns naheliegen, die uns betreut und uns begleitet haben und das sind Leute aus den verschiedensten gesellschaftlichen Schichten.

Ist es nicht problematisch, wenn man den Großteil der Feierlustigen in Wien ausschließt?

Ich weiß jetzt gar nicht, ob der Großteil da ausgeschlossen wird. Die, die bisher rein wollten, haben immer ihren Weg gefunden und die, die nicht reingekommen sind, haben es noch nicht wirklich wollen.

Was ist Anfang Jänner mit Vize-Bürgermeister Gudenus passiert?

Ich habe das Ganze selber nur peripher über Medien und Facebook mitbekommen, da ich zu der Zeit im Ausland war. Erst nach meinem Urlaub habe ich mit Mitarbeitern gesprochen und es hat sich herausgestellt, dass einer von ihnen Herrn Gudenus anscheinend das Gefühl gegeben hat, dass er nicht willkommen ist. Er wurde nicht rausgeschmissen oder rausgebeten, er ist von selbst gegangen.

…weil er nicht bedient wurde?

Weil er die Situation dort für seinen Aufenthalt nicht angemessen empfunden hat und somit ist er freiwillig gegangen.

Dem Profil gegenüber bestätigt Sammy Zayed, einer der Betreiber, den Rausschmiss: „Der Club steht für Weltoffenheit und Respekt. In diesem Wertekonstrukt geht sich der Herr Gudenus nicht aus.“ Wer ist Sammy Zayed und was sagst du zu seinem Statement?

Sammy Zayed ist ein Freund von mir, der das X mit mir betreibt. Aber er selber hat Gudenus auch nicht rausgebeten. Er war - glaub ich - zu diesem Zeitpunkt gar nicht im Haus. Es liegt nicht in meiner Verantwortung bzw. bin ich nicht in der Position, Gäste, die bei mir in der Tür reinkommen, nach ihrer Hautfarbe oder ihrer politischen Gesinnung zu differenzieren. Meine Aufgabe ist es, jeden, der bei mir als Gast reinkommt und sich wie ein Gast benimmt, auch wie einen Gast zu behandeln. Das gilt für alle meine Betriebe.

Hast du dich bei Gudenus entschuldigt?

Ich habe mich bei Herrn Gudenus nicht entschuldigt.

Ist Gudenus im X willkommen oder nicht?

Vizebürgermeister Gudenus ist kein X-Member, ich weiß also nicht, wie er damals reingekommen ist. Aber jeder Schlüsselbesitzer kann ja in Begleitung kommen. Für mich als Clubbesitzer ist jeder Mensch, der sich wie ein Gast benimmt und seine Rechnung bezahlt, willkommen. Es gibt da nicht mehr zu selektieren.

Haben andere FPÖ-Politiker einen Schlüssel?

Ich habe jeden einzelnen Schlüssel verteilt und keinem FPÖ-Mitglied einen Schlüssel gegeben. Aber auch keinem anderen Politiker.

Außenminister Kurz und Wiener ÖVP-Chef Blümel sind doch gern gesehene Gäste im X.

Ich hab beide dort gesehen, aber sie sind nicht mit meinem Schlüssel reingekommen, sondern auch in Begleitung von anderen Leuten.

Seid du und Sebastian Kurz befreundet?

Ja, wir sind Freunde. Es ist lustig, ich habe erst unlängst mit ihm gesprochen und ihn gefragt: Heast, wie kommstn du immer rein? (lacht) Aber anscheinend haben die Leute gute Beziehungen.

Kommen wir zu deiner Kindheit. Was für ein Kind warst du?

Ich würde sagen, ich war ein ganz normales Kind. Ich habe meine Jugend genossen, viele Möglichkeiten ausgekostet. Ich war sicher nicht der einfachste Schüler, weil ich nicht viel von Schule gehalten habe. Aus dem einfachen Grund, weil ich nie davon überzeugt war, dass jemand anderer mir erklärt, wie etwas zu funktionieren hat. Weil er es ja selbst nicht kann, sonst würde er nicht vorne stehen und es mir erklären, sondern es selbst machen.

Was gibt es zu deinen Eltern zu sagen?

Meine Eltern sind Kaufleute, die mir immer geholfen haben. Wir haben einen extrem starken Familienzusammenhalt. Ich erhalte weiterhin viel Support von ihnen, ich glaube, dass das alles ohne sie und vor allem ohne ihrer ersten Unterstützung nicht möglich gewesen wäre.

Wie stark bist du in der vietnamesischen Community verankert?

Gar nicht, es gibt auch kaum eine. Es gibt nicht so viele Vietnamesen in Wien. Die paar, die es gibt, kennen wir. Aber ich muss auch ehrlich sagen, dass ich kaum Zeit habe, um eine Community zu halten.

Ist dein neues vietnamesisches Bistro „Ivy’s Pho House“ ein Geschenk an deine Freundin? Sie heißt ja Ivana.

Nein, ist es nicht. Das ist kein Geschenk an irgendwen. Es ist ein ganz klassisches Projekt, das wir wie all unsere Projekte angehen. Wir lotsen aus, was uns in Wien fehlt, was wir gut können und dann machen wir das. Ivy’s Pho House wird ein Bistro sein, das schnelle vietnamesische Streetkitchen anbietet. Diese Sparte wird von Ivana geleitet, deswegen heißt es auch so.

Ihr Name hätte ja auch nur Inspiration sein können.

Nein, wir sind nicht bei „Wolf of Wall Street“, wo er sein Boot namentlich seiner Freundin widmet.

Wie schafft man es mit 30 so ein Imperium aufzubauen? Was braucht es dafür?

Es ist kein Imperium, es schaut nur so aus. Wir hatten alle viel Glück und haben einen extremen Zusammenhalt. Ich habe sehr gute Mitarbeiter, die seit Jahren am selben Strang mit mir ziehen. Man darf auch nichts zu Tode denken, einfach mal machen und sich jedes Jahr Ziele setzen, mit Druck und Nachhaltigkeit dahinter bleiben und diese Ziele auch erreichen. Wenn die Erfolge dann da sind, muss man sie auch feiern: Unverzüglich und exzessiv.

 

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