Family Guide für Cape Town

17. Oktober 2017

Warum war biber-Chefredakteur Simon Kravagna nach seinem letzten Urlaub so gut gelaunt? Weil er mit seiner Familie in Kapstadt war. Zehn gute Gründe mit kleinen Kindern in eine der schönsten Städte der Welt zu fahren.

von Simon Kravagna, Fotos: Simon Kravagna 

Zuerst die Heldenerzählung: Ich war bereits 1994 in Südafrika, kurz nach dem Ende der Apartheid und der demokratischen Machübernahme durch Nelson Mandela. So richtig kann ich mich nur mehr an die Bars in Johannesburg erinnern, in die wir uns ohne die Jugendfunktionäre der Befreiungsbewegung ANC nie hinein getraut hätten. Die Zeiten haben sich geändert. In Südafrika aber auch bei mir. Vom politischen Aufbruch ist dort nichts mehr zu spüren. Dafür komme ich diesmal nicht im Rahmen einer Uni-Exkursion, sondern mit Gabriele und unseren beiden Kindern. Nicht für Polit-Diskussionen, sondern um eine gute Zeit als Familie zu haben. Wir haben vorher lange überlegt. Wo können wir im Winter mit einem Fünfjährigen und einem Baby hinfahren? Es wurden drei wunderbare Wochen Kapstadt. Und es gibt zehn gute Gründe, warum wir es wieder tun würden.

Ein schattiges Plätzchen in Company's Garden
Ein schattiges Plätzchen in Company's Garden

Erstens: Es gibt kaum eine Zeitverschiebung zwischen Wien und Kapstadt. Ein großer Trumpf für alle, die wissen, wie lang schlaflose Nächte mit putzmunteren Babys sein können. Im Flugzeug bitte beim Nachtflug unbedingt diese raren Babybettchen (Baby-Bassinet) mitbuchen. Sonst wird es ziemlich ungemütlich beim elf Stunden Flug.

Zweitens: Kapstadt liegt zwar in Südafrika, ist aber – was die medizinische Versorgung für Notfälle betrifft – mit Europa und den USA vergleichbar. Am besten beim ÖAMTC eine Reiseversicherung abschließen – kostet nicht viel, deckt aber ziemlich alles ab.

Clarke's Bookstore: Alles über (süd)afrikanische Politik
Clarke's Bookstore: Alles über (süd)afrikanische Politik

Drittens: Ob Oranjezicht, Green Point oder Woodstock: Jedes Viertel hat seinen Reiz. Am besten mit Airbnb in unterschiedlichen Gegenden abhängen. Hat uns niemals mehr als 80 Euro gekostet pro Nacht – für die gesamte Familie. Ideal ist, man nimmt die Wohnung einer Familie. Dann hat man das Kinderzimmer plus Spielsachen gleich dabei.

Urban Farming in Oranjezicht.
Urban Farming in Oranjezicht.

Viertens: Man isst in Kapstadt wirklich gut und gar nicht teuer. Mit Ausnahme von Szenelokalen ist es kein Problem, wenn kleine Kinder dabei sind. Spiel- oder sonstiges Kinderprogramm (inklusive Pizza machen) sind oft Standard.

Dieses Gemüse wird direkt in der Stadt angebaut.
Dieses Gemüse wird direkt in der Stadt angebaut.

Fünftens: Auch nach drei Wochen Kapstadt war uns niemals fad. Und dabei waren wir nicht mal oben am Tafelberg. Es gibt so viel zu erleben. Etwa der Kirstenbosch National Garden – Afrikas schönster Garten - mit dem Treetop Canopy Walkway – der windet sich in luftiger Höhe durch die Baumwipfel und bietet spektakuläre Ausblicke.

Sechstens: Die englischsprachigen Kindergärten vor Ort nehmen Kinder auch tageweise. Das Programm kann sich sehen lassen. Von Yoga bis Rugby ist alles im Angebot. Wir haben uns dann doch für den einwöchigen „Multi-Sports“-Kurs für unseren Fünfjährigen entschieden. Jede Sportwoche in Wien kostet deutlich mehr.

Yoga im Kindergarten. Plätze sind halbtags buchbar!
Yoga im Kindergarten. Plätze sind halbtags buchbar!

 

Der Spielplatz im Green Point Park ist einer der besten der Welt
Der Spielplatz im Green Point Park ist einer der besten der Welt

Siebtens:  Einer der schönsten Spielplätze der Welt findet sich im Green Point Park, gleich neben dem WM-Stadion. In dem Landschaftspark trifft sich am Wochenende Kapstadt in seiner buntesten Form. Auch wenn Wien wirklich gute Spielplätze hat, der dort ist ein Erlebnis.

Hai-Warnsystem: Weiße Fahne bedeutet - Hai gesichtet.
Hai-Warnsystem: Weiße Fahne bedeutet - Hai gesichtet.

 

Achtens: Die Strände sind wunderschön, aber das Wasser ist so kalt, dass man kaum mit den Füßen rein möchte. Also ein Picknick machen und vielleicht mit dem Shark-Spotter (das ist dort tatsächlich ein Job) plaudern. Achtung: Die weiß Fahne heißt nicht, dass die Luft rein ist!

Neuntens: Unendliche Ausflugsmöglichkeiten: Wir sind in der Cederberg Wilderness Area gelandet: Grill anwerfen, im aufgestauten Fluss baden und die Vorräte gegen gefräßige Bamboons verteidigen. Auch Top: Unsere Übernachtung auf einer südafrikanischen Apfelfarm mit lächerlichen 160 Hektar (das ist dort eine kleinere Farm!)

Ehrlich, wir haben keine Schlangen gesehen.
Ehrlich, wir haben keine Schlangen gesehen.

Zehntens: Südafrika ist politisch interessant. Trotz langjähriger Regierung des ANC ist die Kluft zwischen Schwarz und Weiß nach wie vor leider riesig. Das deprimiert. Gleichzeitig gibt es kein Land der Welt, in dem die „Erste“ und die „Dritte“ Welt so nah beieinander liegen. Wie Südafrika damit lebt, lässt sich täglich erleben oder abends studieren. Am besten mit den News-Sendungen des südafrikanisches Staats-Fernsehens oder der Capetown-Times.

 

Tipp:

Fernreisen sind nie billig. Aber mit etwas Disziplin (oft selber kochen, nur preiswert auf Airbnb buchen, das günstigste Mietauto nehmen ...) ist es deutlich günstiger als eine Reise in die USA. Übrigens: Ab Oktober 2018 fliegt die AUA  zwei Mal wöchentlich DIREKT nach Kapstadt.

 

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