Georg Kapsch: "Auch Billig-T-Shirts aus Vietnam haben ihren Preis"

09. Dezember 2009

Wer die Vorteile der globalen Weltwirtschaft genießen will, der muss auch mit den Nachteilen leben können, sagt der Unternehmer und Präsident der Wiener Industriellenvereinigung Georg Kapsch.

 

biber Herr Kapsch, Ihre Firma sponsert viele Initiativen im Migrationsbereich. Warum?

Georg Kapsch : Ich bin in einem Umfeld verschiedenster Kulturen aufgewachsen. Was ich absolut nicht ertrage sind Nationalismus und Engstirnigkeit. Daher setze ich mich hier so ein. Die Angst vor Neuartigem muss abgelegt werden.

Meinen Sie die Angst vor “Überfremdung”?

Ich habe ein Problem mit dem Wort “fremdartig”. Außerdem halte ich die ewige Angst, überrannt zu werden für absurd. Sollte Österreich einmal von hochqualifizierten Fachkräften “überrannt” werden, dann können wir uns nur freuen.

Viele sagen: Die Ausländer nehmen uns die Jobs weg.

Wenn das stimmt, dann frage ich mich warum das so ist. Ausländer sind in der Regel in der deutschen Sprache unterlegen
und dürfen auf Grund der Kollektivverträge nicht niedriger entlohnt werden. Also könnte das nur heißen, dass Ausländer
besser qualifiziert sind. Das sollte dann ein Alarmsignal und Ansporn für uns alle sein. Wir leben in keiner geschützten
Werkstätte mehr.

Viele hätten vielleicht lieber eine “geschützte Werkstätte”.

Ja, aber man kann nicht die Vorteile der Globalisierung genießen ohne die Nachteile mitzutragen. Jeder freut sich
zwar über super günstige Schuhe und Elektronikware aus Asien, vergisst aber gerne, dass die Billig-T-Shirts aus Vietnam
auch ihren Preis haben. Und der ist, dass wir uns alle dem globalen Wettbewerb stellen müssen. Wir alle - Unternehmer
und Arbeitnehmer - da kann man dann nicht plötzlich die Grenzen dicht machen nur weil der Druck größer wird.

Beschreiben Sie bitte den idealen Zuwanderer.

Nicht jeder der will, kann in Zukunft kommen. Vorrausetzung sollten Integrationswilligkeit und eine gute berufliche Qualifikation sein. Eine Arbeitsgenehmigung sollte in dem Moment erteilt werden, wenn jemand einen Job nachweisen kann - und zwar ohne jegliche Quote. Außerdem müssen Zuwanderer eine offene Einstellung mitbringen und sich zu unseren Grundwerten bekennen.
Jemand, der etwa aus dem Iran in ein westeuropäisches Land auswandert, kann nicht nach religiösen Werten agieren. Unabhängig davon muss jeder Asyl bekommen, falls er in seinem Heimatland verfolgt wird.

Ist das Kopftuch für Sie ein Symbol der Rückständigkeit?

Für viele von uns ist das Kopftuch vielleicht nicht zeitgemäß, doch das ist die katholische Kirche auch nicht. Allerdings
hat die Kirche heute oft nicht mehr so große Macht wie der Islam. Von mir aus soll jeder der will, ein Kopftuch tragen oder sich ein Grundstück kaufen und eine Moschee bauen. Ich beschäftige selber auch Frauen, die Kopftuch tragen. Nur:
Bei Frauen in öffentlichen Funktionen - also etwa im Staatsdienst - finde ich ein Kopftuch unangebracht. Das gilt aber auch für alle anderen religiösen Symbole -  auch die christlichen. Die haben in Schulen und Ämtern nichts verloren.

name: georg kapsch
wurzeln: alt-österreichischer background
funktion: chef der kapsch ag,
präsident der wiener industrie
leidenschaft: liberales denken

 

Von Linda Say und Christian Müller (Foto)

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Kommentare

 

wie kam´s zu der Idee den Herrn Kapsch zu diesem Thema zu befragen ?

 

da muss ich dich auf die 1. frage hinweisen ;)

 

ok ... sorry

my mom says iam special :P

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