Kreatürken

11. Juni 2012

 

Sie sind jung, kreativ und haben Migrationshintergrund. Türken, Jugos und Perser erobern die heimische Kreativ-Szene.

 

Fotograf, Grafiker oder Regisseur. Österreichs Kreativbranche befindet sich im Aufschwung. Trotzdem zählt sie zu den schwer zugänglichen Berufsfeldern. Vor allem für Neueinsteiger mit Migrationshintergrund ist es schwer, einen Fuß in die Tür zu bekommen. Jobs wie „Cutter“ oder „Grafiker“ werden nur selten beim AMS ausgeschrieben und ohne Netzwerk oder persönliche Kontakte hat man kaum eine Chance. biber traf fünf ambitionierte neue Österreicher, die allen Hindernissen zum Trotz „kreativ“ Karriere machen.

 

"Als Kind habe ich Falco imitiert”

Schauspieler werden? Nach der Matura war das keine Option für Aleksandar Petrovic. „Das ist mir irgendwie nicht in den Sinn gekommen”, erzählt er. Deswegen versuchte er sich als Student und Angestellter, bevor er es wagte zu „spielen”. Eine klassische Schauspielausbildung hat er nicht. „Als Kind habe ich Falco imitiert. Ich war der Alleinunterhalter der Familie”, scherzt der 36-Jährige. Dass er bis heute keine Schauspielschule besucht hat, finden viele Regisseure und Kollegen gut. „Wenn du das in einer Schule gelernt hast, hast du ja noch immer keine Ahnung vom Leben. Manchmal muss man Erfahrungen gemacht haben, um sich besser hineinversetzen zu können”, erklärt er. Seine erste große Rolle spielte er im preisgekrönten Horrorfilm „Auf bösem Boden”. Nebenbei schreibt er an Drehbüchern, gemeinsam mit seinem Freund und Regisseur-Kollegen Arman T. Riahi. Als Schauspieler ist er demnächst in einer ORF - Krimiserie zu sehen.

weitere Infos: www.aleksandarpetrovic.at

 

Name: Aleksandar Petrović

Alter: 36

Herkunft: Serbien

 

Im Film "Auf bösem Boden" feierte Aleksandar vor ein paar Jahren sein Schauspieldebut. Hier gibt's den Trailer dazu. Aber Achtung! Nichts für schwache Nerven! Horror!

 

 

 

„Heutzutage hat fast jeder eine Kamera”

 

„Heutzutage hat fast jeder eine Kamera”, sagt Marko. „Deswegen ist es schwer, in diesem Beruf Fuß zu fassen.” Obwohl er ein fertiges Publizistikstudium in der Tasche hatte, entschied er sich noch eine Ausbildung anzuhängen und meldete sich an der Graphischen Lehranstalt an. Dort lernte er das Handwerk des Fotografen. „Mein Vater glaubt aber trotzdem nicht, dass ich davon leben kann”, erzählt Marko und schmunzelt, „mittlerweile bestreite ich aber meinen Lebensunterhalt mit Fotografieren.“ Eine Herzensangelegenheit ist ihm sein letztes Projekt: ein Bildband über alleinerziehende Mütter in Bosnien, der demnächst auf den Markt kommt. Die Einnahmen aus dem Verkauf sollen die bosnischen Familien unterstützen. „Wir haben fünf Familien begleitet, die in Verhältnissen leben, die man sich hier in Österreich gar nicht vorstellen kann”, erzählt Marko, „deswegen freuen wir uns über Unterstützer”. Hier gibt's weitere Infos zu Markos Buchprojekt.

 

Name: Marko Mestrović

 

 

Alter: 24

Beruf: Fotograf

Herkunft: Bosnien

 

 

 

 

 

 

 

 

„Man muss die Regeln kennen, bevor man sie zu brechen versucht”

„Meine Mutter versteht meinen Beruf noch immer nicht”, erklärt Yudi und lacht herzhaft. Dabei laufen viele Werbespots im Fernsehen, für die Yudi verantwortlich ist. Als Besitzer der Kreativagentur “Peach” macht er nämlich genau das, was Wenige können: Er überlegt sich Ideen für Werbespots, Werbeplakate und Online-Banner. Der gebürtige Indonesier wuchs in behüteten Verhältnissen auf. Seine Eltern sahen ihren Sohn schon als Doktor im Arztkittel. Aber Yudi wollte was anderes und ging für seine Ausbildung nach England. „Damals gab es diese ganzen FHs und Kollegs hier noch nicht”, begründet er seine Entscheidung. Gut für ihn, denn dort knüpfte er internationale Kontakte. In seiner Agentur wird oft Englisch gesprochen, denn besondere Talente holt er aus anderen Ländern nach Wien. Seine Erfahrungen teilt er heute aber auch mit ambitionierten Kreativlingen an der Werbeakademie. Er unterrichtet junge Talente, denn bei einer Sache ist er sich sicher: “Man muss die Regeln kennen, bevor man versucht, sie zu brechen”.

weitere Infos: www.peach.at

 

 

 

Name: Yudi Warsosumatro

Alter: 42

Beruf: Kreativ Agentur Besitzer / Art Director

Herkunft: Indonesien

 
 
 
 
 
 
 
 

 

 

 

 

„Ich kann die Welt neu erfinden”

Arman T. Riahi gehört zu den größten Regietalenten des Landes. Sein Film über den Wiener Rapper Nazar, „Schwarzkopf”, wurde sogar in Beirut gezeigt. Beim renommierten Grazer Filmfestival „Diagonale” erhielt er den Publikumspreis. Erste Erfahrungen mit Filmaufnahmen machte Arman in der Schule. „Wir hatten das Freifach „Medienkunde” und haben ein Kommissar-Rex- Remake gedreht”, erzählt er grinsend. „Wir haben Verfolgungsjagden und kleine Stunts gedreht.” Damals entdeckte er seine Leidenschaft für den Film und wusste, dass es das war, was er später mal machen wollte. Studiert hat er dann zwar doch, Grafik-Design an einer FH. Heute ist er Diplom-Ingenieur. Zur Zeit arbeitet er an dem Filmprojekt „Everyday Rebellion” und schreibt Drehbücher.

weitere Infos: www.armantriahi.com

Name: Arman T. Riahi

Alter: 30

Herkunft: Iran

 

 

 

Was Ali anfasst, wird zu Gold

 

 

Zwei berufsbegleitende Studien und vom Profil wie vom Kurier zum Top-High-Potential gewählt. Wenn Ali etwas anfasst, dann wird es zu Gold. Der Gründer von Whatchado.net - einer Berufsinfoplattform für Jugendliche - kann auf eine sehr erfolgreiche Karriere zurückblicken. Und das Beste daran: Sie ist noch nicht vorbei! Mit der Gründung von Whatchado.net hat er sich einen Traum erfüllt. „Ich wusste selbst nicht, was ich beruflich machen will. Dann habe ich viel ausprobiert und Leute kennengelernt, die mir von ihren Berufen erzählten”, berichtet Ali von seinen ersten Geistesblitzen. „Ich dachte mir, dass es cool gewesen wäre, wenn ich mit diesen Leuten gesprochen hätte, als ich vor der Berufswahl stand.“ So war die Idee für Whatchado geboren. Heute kann man sich fast 400 Videos auf Whatchado.net anschauen. Dort erklären Leute, wie der ORF-Moderator Armin Wolf, der Schauspieler Mike Galeli oder unser Chefe Amar Rajkovic, warum sie ihren Beruf so leiwand finden.

weitere Infos: www.whatchado.net

 

Name: Ali Mahlodji

Alter: 30

Beruf: Gründer & CEO von Whatchado.net

Herkunft: Iran

HIER GEHT'S ÜBRIGENS ZUM ULTIMATIVEN biber - Channel AUF WHATCHADO.net! Dort gibt's Interviews von (fast) allen unseren Redakteuren!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Brauchst du hilfe beim Kreativ werden?

„Austria Talent Network“ hat es sich zum Ziel gesetzt junge Leute mit Migrationshintergrund mit der Österreichischen Kreativbranche zu vernetzten. 

weitere Infos: www.austriantalent.net

 

 

 

 

 

 

 

von Monika Bratić und Amélie Chapalain (Fotos)

 

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