Selten lässt sich eine politische Reportage finden, die einen fesseln und mit seiner brisanten Thematik in den Bann ziehen kann. „Kriegszeiten“ von Journalist David Schraven und Comiczeichner Vincent Burmeister schafft das in Grapchic Novel Format.

Bereits seit zehn Jahren sind Deutsche Truppen in Afghanistan stationiert. Die Rede ist nicht mehr von Einsätze oder Missionen sondern von einem Krieg, der schon vor lange Zeit verloren wurde. Schraven sprach mit Soldaten, die im Einsatz in Afghanistan waren und besuchte die Camps vor Ort um sich ein genaueres Bild der Situation zu machen. Er las hunderte Dokumente von denen einige im Buch abgezeichnet wurden.

Entstanden ist ein Werk, das optisch ins Auge sticht und textuell im Kopf hängen bleibt und zum Denken anregt. Schraven thematisiert, mit pointierten Sager und beeindruckenden Bildern, die dramatische Verwandlung der deutschen Armee, die von einer Freiwilligenarmee, die Friedenmissionen durchführte, zu einer Elite-Kriegseinheit wurde.

^{© Carlsen, 2012}

Ausnahmsweise handelt ein politischer Graphic Novel nicht von dem Leid und Ungeheuerlichkeit von Krieg, sondern von der Brisanz der militärischen Rolle Deutschlands in einem ungerechtfertigten Krieg, der viel zu viele Menschenleben gefordert hat.

Burmeister hat sich für lediglich drei knallige Farben entschieden: Gelb, Rot, Schwarz! Die Farben der deutschen Fahne. Ein Hauch Ironie lässt sich hinter den scheinbar patriotisch gewählten Farben vermuten, denn das Buch ist alles andere als patriotisch. Die Kritik richtet sich an die Bundesregierung, die mit ihrer Politik Soldaten und Zivilisten das Leben kosten.

Der einzige Kritikpunkt wäre, dass das Werk mit seinen 128 Seiten zu kurz ist.

Schraven und Burmeister haben es auf wunderbare Weise geschafft, ein Werk für jedermann zu entwerfen: vom Polit-Profi bis zum Gymnasiasten. Jeder, der Interesse an der Weltpolitik hat, wird an diesem Graphic Novel gefallen finden.

Vincent Burmeister, David Schraven: Kriegszeiten

Eine grafische Reportage über Soldaten, Politiker und Opfer in Afghanistan; Carlsen, Hamburg 2012; 128 S., 16,90 €

3,5/5 Sterne