Mein Bester Rat mit Steffen Hofmann:„Ich musste alles selbst erledigen.“

04. Juli 2018

Schlechte Ratschläge gibt es genug. Für Biber verraten daher Top-Manager, Spitzens und Sportler jene Weisheiten, die sie im Leben weitergebracht haben. Dieses Mal: Rapid-Legende und Talente-Manager Steffen Hofmann.

von Amar Rajković (Text), Andreas Perković (Mitarbeit) und Christoph Liebentritt (Fotos).

 

Foto:Christoph Liebentritt
Foto:Christoph Liebentritt

biber: Steffen, welchen Rat würdest du jungen Fußballtalenten geben?
Steffen Hofmann: In meiner Kindheit war ich immer der Kleinste. Aus diesem Nachteil habe ich Kapital geschlagen. Nach der Devise: Wenn du nicht noch mehr trainierst, wirst du nicht besser werden als die Anderen. Fleiß und Arbeit sind die Grundpfeiler des Erfolgs.
Wer hat dir diese Einstellung vermittelt?
Das war mein Vater, der mein Trainer war und mich immer gefordert hat.
Ist die Familie wichtig für den sportlichen Erfolg?
Definitiv. Meine Mutter war immer mein Ruhepol, während mich mein Vater auf meine Fußballerkarriere vorbereitet hat.
Wie hast du die erste Zeit außerhalb von zu Hause verkraftet?
Ich bin schon mit 16 Jahren von Zuhause weggezogen. Ich habe damals bei der Bayern München-Jugend gespielt und dort im Internat gelebt.Ich war auf mich alleine gestellt. Kochen, putzen, waschen, ich musste alles selber erledigen.
Hat dir niemand geholfen?
Ich habe desöfteren meine Mutter angerufen und sie gefragt wie Haushaltsgeräte zu bedienen sind. Meine Mutter musste mir Fragen "Wie funktioniert der Schmarrn jetzt?" bei der Waschmaschine oder "Wie bereite ich Pasta zu?" beantworten. (lacht)
Neymar Jr. oder Messi werden von ihren eigenen Vätern gemanaged, oft bilden sich um die Spieler herum, Trauben an Betreuern, die alle am Erfolg mitnaschen wollen. Spielerberater erpressen ihre Klienten frei,wenn diese trotz Vertrag wechseln wollen. Muss man da möglichst früh dazwischen grätschen?
Man kann diese Entwicklung nicht komplett verhindern, aber man muss es zumindest probieren. Die Jungs müssen Ihre eigenen Erfahrungen und Fehler machen. Da ist es besser, man gibt ihnen den Spielraum, um sich zu entfalten.
In deiner Neuen Funktion als Talente-Manager hast du viel mit derJugend zu tun. Was willst du ihnen vermitteln?
Für mich war es immer wichtig, authentisch zu sein und sich selbst treu zu bleiben. Ich werde diese jungen Menschen genauso behandeln, wie ich selbst behandelt werden möchte. Ich hoffe, dass sie diesem Verhalten folgen und es auch selbst vorleben.
Und, wenn ein Spieler durch Undiszipliniertheiten auffällt?
Über gewisse Eskapaden muss man hinwegsehen. Auf der anderen Seite,muss man jungen Spielern Grenzen setzen, bis hierher und nicht weiter.
Kann sich ein junger Spieler mehr erlauben als seine Mitspieler, weil er das fußballerische Talent besitzt?
Auch ein talentierterer Spieler muss sich an die Regeln halten. Es ist ja ok, wenn er mit einem gewissen Selbstbewusstsein spielt, andererseits kann so ein Verhalten auch eine Mannschaft schwächen. 

Welche Sanktionen sind am wirksamsten?
Nimm den Jungs den Ball weg, das ist das schlimmste für sie.
Wenn das nicht funktioniert?
Dann müssen sie den Verein wechseln.
Wie geht man als Fußballer mit Niederlagen um?
Ich habe mir immer schwer getan, wollte immer gewinnen. Deswegen wollte ich in solchen Momenten am liebsten nach Hause und mit niemandem mehr reden. Es ist jedoch wichtig, aus den Niederlagen zu lernen und sich zu fragen, warum die andere Mannschaft gewonnen hat.
Hast du die schlechte Stimmung aus der Kabine mit nach Hause mitgenommen?
Der Vorteil bei Kickern ist die Tatsache, dass wir meistens am Abendspielen. Wenn wir mit Rapid verloren haben, kam ich erst spät nach Hause und die Kinder haben da zum Glück schon geschlafen. Meine Frau wusste ganz genau, dass sie mich jetzt besser in Ruhe lassen sollte (lacht).
Wie hast du deine Triumphe gefeiert?
Als Mensch, der sich gerne bei einem Bierchen mit den Mitspielern unterhält, aber alles im ruhigeren Rahmen, zuhause in einer Runde. 

Wann sollte man als Fußballer aufhören?
Man kann es nicht auf ein bestimmtes Alter reduzieren. Fußball spielen will ich mein Leben lang. Wenn man allerdings merkt, dass die anderen viel schneller laufen als man selber und man der Mannschaft nicht mehr helfen kann - dann wird es Zeit aufzuhören.
Wie fühlt sich dein Leben nach dem Karriereende an?
Zunächst einmal wie Urlaub! (lacht) Es ist eine extrem spannende Zeit, weil ich mir alles selbst regeln muss und mir niemand am Freitag sagt, wie meine nächste Woche aussehen wird, wie man es als Profispieler gewöhnt ist. Das Planen und Strukturieren meines
Tagesablaufs wird sehr spannend werden.
Was ist deine schlechteste Eigenschaft?
Meine Frau sagt, ich sei zu nett und kopflastig. Ich finde aber, das sind keine schlechten Eigenschaften. 

Wer ist er?

Name: Steffen Hofmann
Alter: 37 
Beruf: Talente-Manager, der sich um den Aufbau und die Integration von jungen Spielern beim SK Rapid kümmert.
Besonders: Wird in Hütteldorf aufgrund seiner Verdienste als sprichwörtlicher „Fußball-Gott“ verehrt; SK Rapid Rekordspieler mit 539 Pflichtspielen (127 Tore)

 

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