Wahlkampfweißglut

10. September 2013

Ein alter, verwirrte Mann. Anders lässt sich das nicht erklären.

 

Ich bin ins Puls4 Studio ja mit dem Vorsatz reingegangen , mir auch diese Wahlarena vorurteilsfrei anzuschauen.  Hatte Interviews mit Team Stronach-Abgeordneten gelesen, denen man noch glauben kann, dass sie es ernst meinen. Aber den Herren Stronach nur 3 Meter entfernt von mir stehen zu haben, während er die Moderatoren der Verschwörung bezichtigt und uns die altbekannten Geschichten von 13.000 Arbeitsplätzen und irgendwelchen 150 Millionen, die angeblich der Frankie (oder die Magna? Naja ist doch fast das Gleiche) sozialen Zwecken zugute kommen hat lassen, ist schon hart.

Beruhigend ist der Fakt, dass im ganzen Studio höchstens zwei Leute zu Stronachs wirren Gerede klatschen. jeder andere Applaus gilt jenen, die sich nicht niederreden lassen, und ihre unbeantworteten Fragen an den Pseudopolitiker unbeirrt, wenn auch mit zunehmender Resicnation, wiederholen. Erschreckend sind die Umfragewerte, laut denen manchmal bis zu 20% der die Republik Repräsentierenden mit dem Listenersten des Team Stronach übereinstimmen.

 

Und ich weiß nicht, soll ich mich freuen, dass der Mann versprichht, bei den für ihn wichtig wirkenden Parlamentsterminen anwesend zu sein (er hat schließlich internationale Verpflichtungen), oder mich fürchten, dass diese politische Witzfigur höchstwahrscheinlich Abgeordneter wird? Eh klar, dass ihm diese Parlamentssitzungen nicht gar so wichtig erscheinen, wo es doch fraglich ist, ob er die ihm gestellten Fragen überhaupt versteht. Mittlerweile können die Moderatoren ja schon ganze Passagen mit dem erfolgreichen Industriellen mitsprechen. Sobald irgendeine noch nicht dagewesene Frage (auf die deswegen bisher keine geeignete Anwort von Beratern geschrieben werden konnte?) kommt, kann Frank nämlich nicht mehr so leicht auf die schon gut erprobten Techniken wie Vorwerfen der Wortverdreherei und persönliche Angriffe auf den Fragenden zurückgreifen. So verstrickt er sich in Anekdoten aus seiner Jugendzeit, in die der Begriff "Wirtschaft" in einem Maße eingebaut wird, wie es sonst beim Schulreferat eines Elfjährigen mit dem Wörtchen "Ähm" geschieht. 

Vielleicht ist das alles ja aber auch nur Taktik. Welche das Team Stronach da verfolgt, muss mir langsam aber echt jemand erklären. Und dann am Besten nicht nur mir, sondern gleich der ganzen Nation bitte. Warum stellen sie den sich in seiner Unberechen- und Unzurechnungsbarkeit lächerlich machenden Geld- und angeblich auch Werte-Geber ganz nach vorne? Es ist ein Trauerspiel für den interessierten Wähler.

 

Trotzdem empfehle ich jedem, sich das anzusehen (http://www.puls4.com/video/guten-abend-oesterreich/play/2198842) , einfach um sich klar zu machen, wie ernst es ist. Denn dieser Mensch wird in Österreich so ernst genommen, dass ihm 8-15 % Anteil der Mandate prognostiziert wird. Dass er wirklich zu Fernsehdiskussionen eingeladen wird, wo dann auch wirklich Menschen sitzen, die ihm nach der Sendung die Hand schütteln wollen. Und dass da echt Menschen sitzen, die den Jugendlichen, die "unseren Frank" fragen, wie es in Zukunft mit dem Pensionssystem ausschauen soll, dieses Interesse vorwerfen, und uns empfehlen, uns doch mehr für "eigenes Auto und die Liebe" zu interessiern. Gott sei Dank war das nur einer. Und stimmt ja eh, wie der Stronach so oft wiederholt, dass man ihn nicht verstehen kann, wenn man nie Löhne gezahlt hat. Also nehm ich mal an, bis ich mich selbstständig gemacht hab und auch Löhne auszahle, kann ich das Team Stronach nicht wählen, weil ich ja seine Werte nicht verstehe. Und muss damit klarkommen, dass man von Stronachanhängern fotografiert wird, wenn man dem Armen "provokative Fangfragen" stellt. Cool, wird man ja fast schon so VIP-mäßig behandelt wie ein Gegendemonstrant auf einer Strache-Kundgebung.

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