WATCH OUT, PRAKTIKUM!

25. Februar 2015

Kaffeekochen, Briefe stempeln und kopieren – dafür sind Praktikanten nicht da. Trotz geringem Lernfaktor, rackern sich viele unbezahlt ab. Die Plattform watchlist-praktikum.at gibt Betroffenen die Möglichkeit, sich dagegen zu wehren.

 

Von Yasmin Szaraniec und Mafalda Rakos (Fotos)

 

„Ich habe keinen Cent für mein Praktikum gesehen, nicht einmal Vergünstigungen für Fahrkarten oder Essen. Ich musste sparen, um es machen zu können. Es dauerte 6 Wochen, 40 Stunden pro Woche. Im Ende­ffekt hatte ich nur Ausgaben und wenig Erfahrung, weil man als PraktikantIn meist eh nur Belastung für’s Personal ist“, erzählt Sarah H. 

Gegen Ausbeutungen wie diese wurde die Plattform watchlist-praktikum.at gegründet. Veronika Kronberger ist Vorsitzende und Sprecherin der Plattform, sowie Interessenvertreterin der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA): „Praktika zahlen sich nur dann aus, wenn man dabei etwas lernt’.’ Es hapert nicht am Gesetz, sondern daran, ,,dass sich Unternehmen nicht daran halten“, erklärt Kronberger. Das Gehalt kann also eingeklagt werden, nur macht das keiner aus Ho­ffnung in diesem Unternehmen vielleicht eine fixe Arbeitsstelle zu ergattern. „Auf dieser Plattform können Betriebe, die nichts oder zu wenig für ein Praktikum bezahlen, anonym gemeldet werden.“

 

ENTLOHNUNG IST KEIN SONDERRECHT

Nicht jeder hat das Glück auf finanzielle Unterstützung von den Eltern wie Lukas H. Der Medizinstudent schätzt 1-2 monatige Forschungspraktika wegen der Erfahrung, auch wenn er keinen Cent dabei sieht. “Heute, drei Jahre nach meinem Studienabschluss, habe ich keinerlei berufiche Perspektiven mehr,“ erzählt Stefanie, 29. Sie ist Biologin. Nach vielen Praktika und Versuchen eine fixe Anstellung zu bekommen, war sie gezwungen einige Zeit als Zimmermädchen zu arbeiten. Dann lebte sie von Arbeitslosengeld. Mit der Ho­nung auf bessere Berufschancen oder eine Fixanstellung absolvieren viele Studenten und Akademiker ein Praktikum nach dem anderen. Pfichtpraktika gehören zudem in vielen Studienrichtungen zur Agenda – sollten aber 3 Monate nicht überschreiten.

 

Die schwammigen Praktikumsausschreibungen machen es vielen schwer, zu erkennen, worum es sich genau handelt. Das erkennt man erst nach Arbeitsbeginn – die meisten ziehen es trotzdem durch. Laut einer aktuellen Studie - waren ein Drittel der absolvierten Praktika in Österreich unbezahlt und dauerten länger als drei Monate. „Ich befürchte aber, dass sich das inzwischen noch verschlimmert hat und die Dauer der Praktika länger wird“, bemängelt sie. Keine Branche ist ausgenommen. Watchlist-praktikum.at macht Hoffnung: Dies soll eine abschreckende Wirkung auf Betriebe haben und dem Missbrauch entgegenwirken. „Bis jetzt funktioniert das sehr gut, denn wir bekommen viele Meldungen.“ Kronberger glaubt, die Lösung sei ganz einfach: “Würden sich Unternehmen an die Rechtslage halten und junge Menschen nicht weiterhin ausbeuten, dann hätten wir in Österreich kein Problem mit Praktika.’’ 

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