Als ich vor drei Jahren aus Afghanistan nach Österreich gekommen bin, war für mich alles ganz anders: andere Sprache, andere Menschen, ganz andere Kultur und Religion. Für mich war alles ganz neu und ich musste alles von Anfang beginnen, obwohl ich schon 17 Jahre alt war. Alles, was ich bis jetzt gelernt hatte, zählte in Österreich nicht.  Ich musste Deutsch lernen, damit ich mit anderen Leute kommunizieren kann und Freunde finden kann. 

Führerschein & WhatsApp

Ich habe zuerst einen A1-Deutschkurs für Erwachsene gemacht. Danach war ich sieben Monate nur daheim, weil ich auf den nächsten Deutschkurs warten musste. Das war eine furchtbare Zeit für mich. Ich war nur zuhause, konnte kein richtiges Deutsch und langweilte mich. Dann endlich habe ich in einem anderen Deutschkurs von der VHS gemacht und das A2-Niveau erlangt, später dann B1. Danach habe ich den Pflichtschulabschluss in zehn Monaten gemacht. Da ich mein Zeugnis in Afghanistan vergessen hatte, musste ich die Pflichtschule nachholen. Danach bin ich bei der Produktionsschule Provita gelandet und habe hier mein B2 Level gemacht, sowie meinen Führerschein. Ich bin derzeit noch bei Provita, und ab Februar dann in einem Abendgymnasium. Seitdem war ich nie wieder „nur“ daheim. Sogar in den Ferien habe ich Schnuppertage absolviert und eben für den Führerschein gelernt. Ich treffe mich mit meinen österreichischen Freundinnen, denen ich es auch zu verdanken habe, dass mein Deutsch immer besser wird. Wir sprechen auf Deutsch und auf WhatsApp schreiben wir auf Deutsch – das hilft mir sehr.

Die Welt umfliegen

Ich hatte und habe aber auch LehrerInnen, die an mich geglaubt haben. Als ich ihnen erzählt habe, dass ich Pilotin werden will, haben sie mir geraten, mich am Abendgymnasium einzuschreiben.  Sie haben mir den Kontakt zu einer Pilotin verschafft. Ich habe mich mit ihr getroffen und sie hat mich motiviert, meinen Traum zu verfolgen. Wenn ich die Matura habe, soll ich mir bei ihr melden, dann wird sie mich unterstützen. Mein größtes Vorbild ist Nilofar Rahmani, eine junge afghanische Pilotin. Shaesta Waiz ist ebenso ein Vorbild für mich. Die 30-jährige Afghanin, die in einem Flüchtlings-Camp geboren wurde, ist die jüngste Frau der Welt, die alleine in einem Kleinflugzeug die Welt umrundet hat. Solche Frauen und Geschichten motivieren und inspirieren mich extrem. Sie zeigen mir, dass alles möglich ist, wenn man viel lernt und den Willen dazu hat. Eines Tages möchte für eine österreichische Airline fliegen.