Wie es ist, einen Stalker zu haben

Ich musste vor ein paar Monaten mit einem Jungen umgehen, der mich gestalkt und bei mir zu Hause eingebrochen ist.

Der Ex-Freund meiner guten Freundin S. hat vor ein paar Monaten angefangen, mich zu stalken. Begonnen hat alles damit, dass er erzählt hat, dass wir uns gut kennen – was aber gar nicht stimmt. Er wollte S. den Kontakt zu mir verbieten. Er hat mich als Hure bezeichnet und gesagt, dass ich täglich Männerbesuch habe und dass ich während meines Kurses aufs Klo mit Jungs gehe. Nachdem S. sich von ihm getrennt hat, hat er mich jeden Tag angerufen. Er hat mir Komplimente gemacht, gesagt, dass er mich schön findet und, dass er sich mit mir treffen möchte. Als ich ihm zu verstehen gegeben habe, dass ich kein Interesse an ihm habe, hat er mich noch übler beschimpft als anfangs.

Einmal ist die Situation brenzlig geworden, er hat vor meinem Kurs auf mich gewartet. Daraufhin haben meine TrainerInnen die Polizei gerufen. Aber weil ich keinen gerichtlichen Bescheid hatte, der klarstellt, dass er mir fern bleiben muss, konnten die Polizisten nicht mehr machen, als mich nach Hause zu bringen. Ich habe daraufhin die ganze Woche nicht zu Hause geschlafen, weil ich so große Angst hatte. Nicht unberechtigt: Einmal hat er S. in der S-Bahn verprügelt, weil sie Schluss mit ihm gemacht hat. Er hat ihr zwei Zähne ausgeschlagen, ein blaues Auge hinterlassen und ihr Handy geklaut.

Ein paar Tage nachdem er vor meinem Kurs auf S. und mich gewartet hat, hat er es geschafft, mein Instagram und mein Facebook zu hacken. Obwohl ich jeglichen Kontakt mit diesem Jungen gemieden habe, wusste er, wo ich lebe, wo ich meist unterwegs bin und hat sich sogar die Arbeit gemacht, all meine sozialen Netzwerke zu hacken. Ich bin daraufhin zur Polizei gegangen und habe Anzeige erstattet. Wie sich herausgestellt hat, ist er vorbestraft: schwere Körperverletzung und Diebstahl. Etwa einen Monat später ist er bei mir eingebrochen. Er hat meine Ersparnisse geklaut, mein Badezimmer verwüstet und war so unachtsam und hat seine Kette bei mir liegen lassen. Ob er sie absichtlich zurückgelassen hat, weiß ich nicht. Aber ich habe sie wieder erkannt.

Die Polizei und die Spurensicherung sind gekommen und haben alles sichergestellt. Es wird zu einem Gerichtsverfahren gekommen, nur deswegen hat er aufgehört, mich zu belästigen. Manchmal schreibt er mir noch auf Snapchat. Sobald ich seinen Account lösche, erstellt er einen neuen. Ich bin fassungslos darüber, dass mich ein wildfremder Junge so stalkt. Ich kann mir nur wünschen, dass das keiner anderen jungen Frau passiert, weil es wirklich kein schönes Gefühl ist, in seinen eigenen vier Wänden Angst zu haben.

Die Autorin ist 21, möchte lieber anonym bleiben und besucht die Produktionsschule Pro Vita im 2 Bezirk in Wien.

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