Aktion im Bau

28. November 2017

Das Leben im Gemeindebau steckt voller Wunder. Jeder Tag bringt etwas Neues mit sich. Im Alter von 20 Jahren habe ich nun echt vieles gesehen und erlebt. Einige Erlebnisse waren traumatisierend. Wie zum Beispiel der Hausmeister, der mich und die Nachbarskinder im Hof verschreckte, als wir im Umkreis von der Hütte mit den Gartenartikeln Verstecken spielten. Ich habe mich ungelogen zwei Jahre lang vor ihm versteckt und die Straßenseite gewechselt, um ihm nicht in die Augen schauen zu müssen. Als er dann umzog, konnte ich endlich sorgenfrei durch den Hof gehen. Gehen war noch okay, aber andere Aktivitäten, die mit Lärm verbunden waren – absolutes No-Go. Die grantigen Wiener stehen eben nicht so sehr auf Kinder. Vor allem die Älteren wollen ihre Ruhe haben. Bei uns im Hof – nicht nur Abends oder Sonntags, sondern immer. Also könnt ihr euch denken, wie viel Stress es gab, wenn Minimum zwei (max. alle Kinder von allen Verwandten die zu Besuch sind) schreiende Kinder herumliefen. Genug. Wenn wir schon beim Thema laufen und rennen sind – weder ich, noch mein Bruder, geschweige denn meine Cousinen und Cousins und deren Cousinen und Cousins hatten Glück beim Nachbar unten. Wie viele male klopfte es an der Tür und man hoffte so sehr, dass es nicht der ist, der unter einem wohnt? Der struggle war real. Wenn man Besuch hatte und es aus dem nichts klingelte, wusste man, dass es kein gutes Zeichen ist.

 

Die Nachbarschaft

 

Man hat nicht nur einen, sondern dutzende Nachbarn im schönen Gemeindebau. In der Wohnung, in der meine Familie und ich aktuell sind, haben wir schon mit sehr vielen Menschen zu tun gehabt. Nett, höfflich, komisch, aufdringlich, unfreundlich. Manche waren so komisch, dass man den Kindern zu Halloween immer einen Tipp mitgab - „Klopft im nächsten Stockwerk an keine Türen, da ist keiner.“ Eine Frau habe ich gut in Erinnerung. Sie stand eines Tages vor unserer Tür und fragte nach Filmen, die sie sich ausleihen wollte. Da sie neu umgezogen war, hatte sie noch keine angeschlossene Antenne für den TV-Empfang. Ich dachte mir nichts dabei und gab ihr die besten Filme, die für mich damals als Kind nicht so interessierten, mit. Die sind bis heute noch bei ihr und sie seit Jahren nicht mehr bei uns im Haus. Falls sie das hier liest: Find ich nicht korrekt von dir.

 

 

Die Neue von nebenan.

 

Menschen kommen und gehen. Irgendwann gehen auch die von der Tür nebenan und es kommt jemand neues. Bei uns im Haus gibt’s seitdem immer was zu sehen oder zu hören. Dank der lieben Frau war auch der Sommer voller Aktion. Die Nächte verbrachte ich damit bis spät in die Nacht ungewollt Musik zu hören, bis dann gegen zwei Uhr, die anderen Nachbarn sich beschweren kamen und sich vor einer geschlossenen Tür aufregten. Die Gespräche waren immer lit. Durch den Gucker konnte man manchmal das Geschehen im Auge behalten. Ein paar Mal erstattete die Polizei ihr einen Besuch ab und die wurden auch fast immer ignoriert. Den Höhepunkt schaffte sie, als irgendwann die

Polizei kam und die Tür nieder schlug, weil niemand aufmachte und man dachte, dass ihr vielleicht was passiert wäre. Als die Tür dann offen stand und sie plötzlich zur Tür kam, hieß es – "Ich habe nichts gehört, wegen der Musik". Ich muss zugeben, sie hat sich geändert. Die Nächte verlaufen friedlich. Und seit ein paar Wochen, bekommt die liebe Dame immer Liebesbriefe. Kleine Zettelchen mit süßen Nachrichten. Ja, ich lese sie ab und zu, wenn ich vorbei gehe. Sorry. Ab und zu gibt’s auch Geschenke dazu – Tschicks, Energie Drinks, Suppe, Bonbons und was sie sonst so brauchen könnte. Läuft bei ihr.

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