„Am Balkan könnte europäisches Sillicon Valley entstehen.“

01. Februar 2019

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Lukas Mandl Interview
Julian Brugger

Der EU-Parlamentarier Lukas Mandl (ÖVP) über die Wahrscheinlichkeit eines Brexit, mehr Empathie im Bildungssystem und warum am Balkan ein zweites Sillicon Valley entstehen könnte.

von Johanna Heiss


biber: Karoline Edtstadler und Othmar Karas sind die medienwirksamen Kandidaten der Volkspartei. Stört es Sie, dass Ihre beiden Parteikollegen im Moment so viel Aufmerksamkeit bekommen?
Lukas Mandl: Demokratie ist ein Wettbewerb –da ist manchmal die eine Kandidatin und manchmal der andere Kandidat mehr präsent. Ich schätze die beiden sehr.

Was sind Ihre Stärken?
Meine Schwerpunkte sind die Themen Sicherheit, Bildung, Digitalisierung, Südosteuropa, Nachhaltigkeit und Regionalpolitik. Mein Arbeitsmotto ist: Rot Weiß Rot in Europa. Österreich ist mittendrin und will Europa mitgestalten.

Was würden Sie an Österreich bzw. Europa im Moment verändern?
In den Bildungssystemen sollten Empathie und Ökonomie eine größere Rolle spielen: Wie wir miteinander umgehen und wie Wohlstand entsteht, gehört stärker reflektiert. Auf Europaebene brauchen wir wieder mehr Innovation und Produktion. Im Bereich der Innovation sehe ich besonders Südosteuropa mit starken Zukunftsaussichten. Das könnte das „Silicon Valley“ Europas werden. Viele junge, engagierte Menschen haben sich dort bereits selbständig Fähigkeitenim Bereich Software und Co. angelernt. Wenn die Menschen es schaffen, ihre konfliktreiche Vergangenheit hinter sich zu lassen, sehe ich dort großes Potenzial.

Lukas Mandl
Julian Brugger

Welche Auswirkungen wird der Brexit in Österreich haben?
Große Unternehmen und Finanzinstitutionen werden aus GB abwandern – Österreich wäre ein möglicher neuer Standort. Andererseits wird der Status der in Österreich lebenden Briten ungewiss sein. Es gilt weiterhin, die Handelsbeziehungen sowie Beziehungen zwischen Bildungseinrichtungen zu wahren, damit auch zukünftig eine gute Verbindung zu GB besteht. Jetzt gibt es nur Verlierer. Es lohnt sich aber, an einer Zukunft zu arbeiten, in der wieder alle gewinnen.

Können Sie uns ein kurzes „how to Europaparlament“ geben, damit wir wissen wen und was genau wir am 26. Mai wählen?
Das Europaparlament ist für mich wie ein Familientreffen, wo alle VertreterInnen zusammenkommen. Im Fall des Europaparlaments müssen dann noch gemeinsam Entscheidungen getroffen werden. Die österreichische Bevölkerung wählt 19 Personen, die das Land im EU-Parlament vertreten. Das Parlament ist die Bürgervertretung. Vorgelagert ist die Europäische Kommission, die Initiativen setzt, nachgelagert ist derEuropäische Rat, der mitbestimmt. Wichtig zu wissen ist auch, dass alle in Österreich lebenden EU-BürgerInnen in Österreich das EU-Parlament wählen können, sofern sie sich bis allerspätestens 12. März registrieren lassen.(https://www.help.gv.at/Portal.Node/hlpd/public/content/32/Seite.320631.html)

Wie schafft man es als Politiker so faltenlos durch den Alltag?
Ich habe mir heute einen Abdeckstift gekauft, weil ich einen Pickel habe (lacht). Nein, ehrlich, ich glaube nicht, dass ich jünger aussehe als ich es bin. Mit Alkohol und Zigaretten versuche ich mich zurückzuhalten, bei Kaffee ist das schon schwieriger. Außerdem schwöre ich auf ausgedehnte Wanderungen. Meine Lieblingsstrecke ist von Hinterbühl nach Mariazell. Da das aber einige Tage in Anspruch nimmt, beschränke ich mich manchmal auch auf Spaziergänge im Marchfeld. Das ist das Beste für Körper und Seele.

Die Europa Wahl in Österreich findet am 26. Mai statt. Dabei werden 19 MandatarInnen gewählt. Im aktuellen Europa-Parlament sind fünf Parteien vertreten (ÖVP, SPÖ, FPÖ, Grüne, Neos).
Lukas Mandl tritt erneut zur Wahl an und kandidiert für die ÖVP. Diese führt einen Vorzugsstimmen-Wahlkampf, das heißt, dass zusätzlich zu der Stimme für die Partei, noch eine für eine KanditatIn der Partei vergeben werden kann. Davon ist abhängig, wer von der Liste es ins Europaparlament schafft.

Infobox
Name: Lukas Mandl
Alter: 39 Jahre
Beruf: EU-Parlamentarier
Besonderes: obwohl er 1,95m groß misst, ist er kleiner als seine zwei Brüder

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