Warum der serbische Propagandafilm "Borba za slobodu" verboten werden sollte.

13. Oktober 2022

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Republika Srpska, Malagurski
Foto: malagurski.com

Ein Film über die Republika Srpska (RS), der den serbischen Völkermord und ethnische Säuberungen an Zivilist*innen in den 90ern verharmlost, soll in den nächsten Wochen die europäischen Leinwände bespielen. Durch eine Petition, die ich mit Selma Jahić und Georgio Konstandi initiert habe, soll dies verhindert werden. Die Aktion trägt schon erste Früchte.  


Boris Malagurski hat es sich zur Aufgabe gemacht, Geschichte am Westbalkan neu zu schreiben. Und zwar so wie es ihm gefällt. Seit 2009 versucht der kanadisch-serbische Regisseur mit seinen Filmen typische nationalistische Propaganda und Verschwörungstheorien zu verbreiten. Über den Srebrenica-Gedenktag am 11. Juli hat er sich spöttisch geäußert und es ein “Srebrenica Fest” genannt. 

So argumentierte er in seiner dreiteiligen Doku “The Weight of Chains”. Die NATO und EU seien am Zerfall Jugoslawiens Schuld. Auch Kosovo soll seiner Meinung nach kein souveräner Staat, sondern lediglich eine serbische Provinz sein. Das ist falsch und typische Propaganda. Ein Blick in die Geschichtsarchive und mehrere international renommierte Historiker*innen, wie etwa Nicholas Moll, haben die geschichtsklitternden Aussagen schon mehrfach widerlegt.

Offener Brief gegen Filmvorstellung

Um gegen die Aufführung dieses Filmes in deutschsprachigen Kinosälen zu protestieren habe ich gemeinsam mit Selma Jahić, welche selber den Genozid in Srebrenica überlebt hat, und Georgio Konstandi, einen offenen Brief verfasst. Diesen haben wir an Innenministerium, Kinosäle und Bürgermeister der Städte, in denen der Film gezeigt werden soll, geschickt. Und die Antworten, die uns erreichten, waren überwiegend positiv. Von einigen Kinos kam schnell eine Absage, wie beispielsweise Düsseldorf oder Stuttgart.

Leider hat uns der Regisseur auf Twitter blockiert und die Website, auf dem die geplanten Termine für den Film standen, heruntergenommen. Wir konnten daher nur mit wenigen Fakten arbeiten, haben aber trotzdem weitgehend viele Antworten erhalten und konnten andere Aktivist*innen motivieren, das Gleiche zu tun.

So wurde uns auch mitgeteilt, dass die Filmvorführung in Brüssel ebenfalls abgesagt wurde. Aus Kanada wurde eine Petition gegen den Film gestartet. Es zeigt, was mit gesellschaftlichen Initiativen erreicht werden kann.

Die nächsten Schritte werden nun die Absage der anderen geplanten Städte sein: “Es gibt keine Gerechtigkeit, bis alle verbleibenden Vorführungen abgesagt wurden. Obwohl ich zuversichtlich bin, dass wir dieses Ziel erreichen werden, ist mir schmerzlich bewusst, dass einige Vorführungen in serbisch-orthodoxen Kirchen gezeigt werden sollen. Als jemand, der als orthodoxer Christ aufgewachsen ist, habe ich ernsthafte Fragen an die Priester, die sich bereit erklärt haben, diesen Film zu zeigen”, sagt Georgio Konstandi, Mitverfasser des offenen Briefs und Projektleiter von “Project 1995”.

Strafrechtlich relevant

Laut § 283 StGB ist die Verhetzung aber auch Leugnung von Verbrechen, die von einem internationalen Gericht festgestellt wurden, strafrechtlich verfolgbar. Der Fall wäre bei dieser Filmvorführung gegeben. Das sollte keine Fragen mehr offen lassen, ob dieser Film nun gezeigt werden soll oder nicht. Leider kam von den Bürgermeistern aus Wien oder Linz noch keine Reaktion.

Wenn wir zulassen, dass uns geschichtsrevisionistische Filme in den eigenen Heimkinos vorgeführt werden, haben wir nichts aus der Vergangenheit gelernt. Dann haben wir weder aus der schmerzvollen Geschichte des 2. Weltkrieges oder der 90er Jahre gelernt.

 

Offener Brief RS

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