Bildung für manche
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Mal davon abgesehen, dass sich niemand dafür rechtfertigen muss und es auch niemanden etwas angeht: Es gibt etliche Gründe, warum man in vier Semestern keine 24 ECTS-Punkte erreicht. Viele Studierende schaffen es nicht, weil sie nebenbei arbeiten, um sich das Studium zu finanzieren. Andere haben Betreuungspflichten und kümmern sich um Kinder oder Angehörige. Und wieder Anderen ist es aufgrund von Parallelstudien nicht möglich, mehr ECTS zu sammeln. Es geht ohnehin nicht darum, wie lange man studiert, sondern, dass man studieren darf. Der freie Hochschulzugang vermindert die soziale Selektion, denn Bildung wird weiterhin vererbt. Aber die türkisgrüne Regierung pocht lieber auf Leistungsnachweis, als auf Chancengleichheit. Mit einer neuen Novelle des Universitätsgesetzes sollen künftig innerhalb der ersten zwei Jahre 24 ECTS-Punkte erbracht werden, sonst erlischt die Zulassung. Wer nicht schnell studiert, verliert sein Studium. Das erhöht nicht nur den Leistungsdruck, es schließt Studierende systematisch aus dem Bildungssystem aus. Jene, die es ohnehin schon schwer haben, werden aussortiert. Die Novelle – deren Einführung inmitten einer Pandemie sowieso unverständlich ist – beachtet außerdem nicht die Unterschiede bei Studiengängen. Der Aufwand eines Publizistik-Studiums ist nicht mit dem eines Jus-Studiums zu vergleichen. Das sollte unser Bundeskanzler wissen. Sebastian Kurz war Langzeitstudent am Juridicum. Und hat das Studium bekanntlich nie abgeschlossen.
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