Blümel auf der rechten Spur

07. September 2020

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Finanzminister Blümel will Deutschkenntnisse als Voraussetzung für eine Gemeindewohnung (Foto: BKA/Dragan Tatic)
Finanzminister Blümel will Deutschkenntnisse als Voraussetzung für eine Gemeindewohnung (Foto: BKA/Dragan Tatic)

Über das türkise Wahlprogramm ist bisher wenig bekannt. Knapp einen Monat vor der Wien Wahl 2020 besteht es noch immer aus fünf nichtssagenden Überschriften. Erste besorgniserregende Details tauchten aber nun am Wochenende auf. Neben der Schließung des Ernst-Kirchweger-Hauses in Favoriten, weil es ein "Sammelbecken linksextremer Vereine" sei, hat es die türkise Bewegung vor allem auf den Gemeindebau abgesehen. Die Vergabe dieser soll nämlich, wenn es nach Blümel geht, an die Deutschkenntnisse geknüpft werden. Wer nicht B1-Niveau vorweisen kann, der kriegt auch keine Gemeindebauwohnung. Nix Deutsch, nix Gemeindewohnung.

Wo diese Menschen sonst leben sollen?  Vielleicht einfach irgendwo am Stadtrand „konzentriert“, so wie es der einstige blaue Innenminister Herbert Kickl mal über Flüchtlinge gesagt hatte? Recht wäre es der ÖVP bestimmt. Die neue Normalität.

Perfekte Deutschkenntnisse für den Mindestlohn

Unter dem angeblichen Dach der „Integration“ werden wieder mal Leistungen für etwas gefordert, das für alle selbstverständlich sein sollte. Gute Deutschkenntnisse nur um leistbar wohnen zu können. Alles geben, nur um existieren zu dürfen. Warum überhaupt? Als wären die meisten Migranten*innen im Gemeindebau Universitätsprofessoren*innen. Eher sind es die Menschen, die die Jobs machen, für die sich Österreicher*innen sowieso zu Schade sind. Sie haben es ohnehin viel schwerer als die autochthonen Mitbürger*innen. Hätte die serbische Putzfrau oder der türkische Bauarbeiter perfekte Deutschkenntnisse, würden sie diese Jobs wohl kaum ausüben. Und die Gemeindewohnung nicht brauchen.

Aber nein, am besten sollen sie für den Mindestlohn die härtesten Arbeiten errichten, dabei auch noch „den“ und „dem“ unterscheiden können und natürlich dankbar für das alles sein. Wie viele „Österreicher*innen“ einen B1-Deutschtest bestehen würden, ist eine andere Sache. Die Trennung vom Dativ und Genetiv fällt auch genug „richtigen“ Österreicher*innen schwer.  Aber der Stammbaum ist in Österreich halt wichtiger „wie“ die Deutschkenntnisse.

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