"Die Liebe meines Lebens" und die Beleidigung des Islams

08. September 2015

Raif Badawi hat den Islam verunglimpft. So sieht es zumindest ein saudi-arabisches Gericht. Das Verbrechen des saudischen Bloggers war es den Islam mit dem Christentum, dem Judentum und dem Atheismus gleich zu setzen. Nach dem Vollstrecken der ersten 50  von insgesamt 1000 Peitschenhieben im Jänner ist seine körperliche Verfassung kritisch. Das weitere Auspeitschen wurde daher bis dato zumindest ausgesetzt. Badawi ist seit 2012 inhaftiert und erwartet außerdem eine zehnjährige Gefängnisstrafe.

Badawi
Foto: Simone Egarter

„Wir müssen Saudi Arabien kritisieren, weil es im Islam keine Menschenrechte gibt“ meint Ronald Bilik, Chefredakteur der Freidenker, der internationale Gesellschaft für Menschenrechte, provokant. Die Freidenker veranstalteten Montagabend zusammen mit Amnesty und Grünen AktivistInnen und der ARGE Österreich eine Mahnwache vor der saudischen Botschaft in Wien um an das Schicksal von Raif Badawi zu erinnern und gegen seine Folter zu protestieren. Saudi Arabien hat zwar die „Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam“ 1990 ratifiziert, jedoch nur mit dem Zusatz einer Generalklausel. Die Menschenrechte gelten in Saudi Arabien daher nur, wenn diese nicht der Scharia und den islamischen Gesetzen widersprechen. „Auspeitschen ist daher völlig in Ordnung, weil es der Scharia entspricht“ erklärt Bilik dazu. Die Islamische Glaubensgemeinschaft Österreich bezog zum Fall Badawi jedoch sehr klar Stellung. Sie forderten ebenfalls den sofortigen Stopp des Auspeitschens. In ihrer Presse-Aussendung heißt es, dass aus islamischer Sicht die Bestrafung einer Meinungsäußerung nicht gerechtfertigt sei. „ Hat nicht unser Prophet Muhammad, Friede sei mit ihm, vorgelebt, dass unterschiedliche Meinungen in einem offenen Streitgespräch gegeneinander gestellt werden?“ schreibt die Islamische Glaubensgemeinschaft. Aufgrund der weltweiten Empörung über das Urteil gegen Raif Badawi und dessen Vollstreckung befürchtet die Glaubensgemeinschaft verstärktes Misstrauen gegenüber MuslimInnen auch in Österreich. Da Saudi Arabien in der Öffentlichkeit, aufgrund der heiligen Stätten Mekka und Medina, als das Zentrum des Islams wahrgenommen wird, drohen „weltweite negative Schlagzeilen allgemein auf die Einstellung gegenüber Muslimen abzufärben“.

Badawis Frau, Ensaf Haidar, lebt mit ihren Kindern mittlerweile in Kanada und kämpft weiter um Raifs Freilassung. Mit ihrem neuen Buch „Die Liebe meines Lebens“ ringt sie abermals um die Solidarität und den Protest der Weltgemeinschaft. Mit der Mahnwache vor der Botschaft Saudi-Arabiens demonstrieren österreichische Menschenrechtsorganisationen ihre Unterstützung im Kampf gegen Folter und für Meinungsfreiheit auch in Saudi-Arabien. 

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