„Du solltest die Titanic doch gar nicht finden!“

01. September 2015

Gut 70 Jahre ruhte die „Titanic" ungestört auf dem Meeresboden. 1985, vor 30 Jahren, wurde das Wrack entdeckt, seitdem ist es Ziel von Forschern, Kamerateams und Goldgräbern.

Es ist der 1. September 1985, gegen zwei Uhr morgens. Der Ozeanograph Robert Ballard und sein Team halten damals den Atem an. Die Kamera ihres Miniroboters zeigt 3800 Meter unter der Meeresoberfläche Bilder von einem riesigen Dampfkessel. Jubel bricht aus.

„Wir waren direkt über dem Dampfkessel. Und wir hatten das Bild von dem Kessel an der Wand hängen.Wir hatten es gefunden", sagt Ballard. Das Wrack der Titanic, das unsinkbare Schiff. Eine Sensation. Aber eine, über die sie sich damals vor allem im amerikanischen Verteidigungsministerium nicht wirklich freuen konnten.

 „Das Witzige war, im Pentagon schäumten sie und sagten mir: Du solltest die Titanic doch gar nicht finden, sondern nur so tun, als würdest Du sie suchen", erzählt Ballard weiter.

Der Entdecker Ballard hatte vom Pentagon nämlich eigentlich Geld und den Auftrag bekommen, zwei während des Kalten Krieges vor der kanadischen Küste gesunkene amerikanische U-Boote mit Nuklearsprengköpfen an Bord zu orten. Die angebliche Suche nach der Titanic war nur die offizielle Tarnung, um die damalige Sowjetunion, den Ostblock, abzulenken.

Aber es führte dazu, dass er das als Mythos gegoltene Wrack entdeckte. Ein Massengrab, eine Gedenkstätte für die über 1500 Opfer, Männer, Frauen und Kinder, die damals in der Nacht vom 14. auf den 15. April 1912 im atlantischen Ozean starben. Nach zwei Stunden und einundvierzig Minuten war das von Luxus und technischer Innovation strotzende Schiff, „die unsinkbare Titanic", im Atlantik versunken.

30 Jahre nach dem Fund der Titanic

Die Enttäuschung war aber groß als Ballard 2004 zur „Titanic" zurückkehrte und sie kaum wieder erkannte. Der Meeresboden war mit Bierdosen und anderem Abfall übersät. U-Boote hatten auf dem Wrack aufgesetzt, unter anderem mit dem Regisseur James Cameron an Bord. Deshalb seien einige Decks dem Einsturz nahe, andere eingeknickt. Einige Bierfirmen missbrauchten den Mythos der "Titanic" für Werbung. Das große Problem dabei ist, dass der Abfall manche Mikroben nährt und sich somit der Verfall des Wracks beschleunigen könnte.

Man könne das Wrack aber erhalten, indem man den Rumpf von Robotern unter Wasser streichen lässt. In der Zukunft könne man auch vielleicht ein virtuelles Museum eröffnen, wo Fans durch Roboteraufnahmen das berühmteste Schiffswrack live miterleben könnten. Doch wer dieses kostspielige Projekt überhaupt finanzieren würde, das ist die Frage. Schließlich liegt das Wrack in internationalem Gewässer.

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