Endstation Ottakring: Was uns prägte

23. Januar 2019

Auch wenn es in meinem Leben einige Momente gab, in denen ich mich über meinen Handlungen aufgeregt habe, habe ich keine Sekunde davon bereut in Ottakring aufgewachsen zu sein. Obwohl Ottakring von vielen nicht geschätzt wird, prägte mich die ganzen Kulturen, die hier aufeinander crashen. Auf die Frage, ob nicht zu viele Ausländer in Ottakring wohnen, kann man nur den Kopf schütteln. Viele denken nämlich, dass ich die Schulbank zusammen mit mindestens 5 meiner Cousengs gedrückt habe. Aber so ist nicht – ich war froh eine türkische Freundin zu haben, die mich verstehen konnte, wenn Baba mal „nein“ sagte, wenn Emma uns zu ihrer Pjyama-Party eingeladen hatte.

Wenn wir schon beim Thema Schule sind: Bereits hier herrscht ein Gefühl der Gastfreundlichkeit trotz der kulturellen Differenz. Besonders für die österreichischen Schüler kann es bereichernd sein von diesen Unterschieden zu lernen und eine gewisse osteuropäische Lockerheit zu übernehmen. Besonders was Gastfreundlichkeit betrifft, kann der eine oder andere geizige Wiener sich eine Scheibe abschneiden. Es ist nämlich selbstverständlich, dass Geld keine große Rolle unter Freunden spielt und man auch mal ohne schlechtem Gewissen etwas annehmen kann. Meine ausländischen Freunde haben nie Geld verlangt, wenn sie mal vom Billa eine Jause mitgenommen haben, wohingegen andere auch mal wegen ihren 10 Cent eine Schlägerei verursachten.

Man muss auch sagen, dass zu viele Leute über Bezirke urteilen, in denen sie nicht aufgewachsen sind. Wer selber nicht täglich von der „Endstation Ottakring“-Stimme dazu motiviert wird, die U-Bahn zu verlassen, hat somit nichts zu sagen. 

Für manch einen würde es vielleicht lächerlich klingen, aber es ist auch schön in Ottakring nicht von den Reichsten umgeben zu sein, da somit ein Gefühl von Gemeinschaft entsteht, wovon man in manchen Gebieten nur träumen kann. Verhungert man Sonntags zuhause, geht man zum Türken seines Vertrauens, der einem das Fladenbrot auch mal schenkt, wenn man zu wenig Geld mitgenommen hat. Deshalb brauchen wir Hoodbrothers and -sisters das Mitleid von Nicht-Ottakringern nicht. Steigt einem der ganze Ottakring-Trubel doch zu Kopf, kann man in den 48A Richtung Baumgartner Höhe fahren und sich dort eine Auszeit gönnen oder mal schnell Richtung Innere Stadt fahren. Aber was so im ersten Bezirk abgeht, sind ganz andere Stories…

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