Im HMP Full Sutton Prison, East Yorkshire, heirateten letzten Freitag zwei verurteilte Mörder. Die beiden Männer sind das erste gleichgeschlechtliche Paar Großbritanniens, das hinter Gittern heiratet. Beide sitzen ausgerechnet wegen schwulenfeindlichen Verbrechen im Gefängnis. Wo die Liebe hinfällt?

Ehemaliger Schwulenhasser als Ehemann

Seit 1983 dürfen Gefängnisinsassen in Großbritannien heiraten, im vergangenen Jahr hat das Land die gleichgeschlechtliche Ehe legalisiert. Nun kam es zum ersten Mal zu einer Eheschließung zwischen zwei Männern, die beide gerade Haftstrafen absitzen. Mikhail Gallatinov, heute 40, hatte 1997 seinen damaligen Liebhaber erwürgt, und wurde dafür zu lebenslanger Haft verurteilt. Er war schon vor dem Mord wegen Kindesmissbrauchs vorbestraft. Den Mord an seinem Liebhaber soll er Berichten zufolge kaltblütig und ohne Reue begangen haben. Gallatinov suchte sich als seinen Ehepartner ausgerechnet einen ehemaligen Schwulenhasser aus: Marc Goodwin, heute 31 Jahre alt, sitzt im Gefängnis, weil er gezielt homosexuelle Männer zusammengeschlagen hat. Ein Mann überlebte den Angriff nicht, Goodwin wurde daraufhin zu 18 Jahren Haft verurteilt, davon muss er noch mindestens zehn Jahre absitzen.

Sex in der Gefängnisbibliothek

Die beiden sollen sich in der Gefängnisbibliothek kennengelernt haben, wo sie sich dann regelmäßig trafen, auch um Sex zu haben. Ihre Beziehung war den anderen Häftlingen sowie dem Gefängnispersonal bekannt. Gallatinovs Vater ist trotz der Vergangenheit seines Sohnes froh über die Hochzeit, weil er meint, dass jeder ein Recht auf Liebe habe. Die Eheschließung fand im kleinen Kreise statt, außer einigen Familienangehörigen und Mitinsassen waren vier Gefängniswächter dabei, die als Gäste eingeladen wurden. Der Kuchen wurde mit einem Plastikmesser angeschnitten, einen Kuss gab es auch. Wie bei einer normalen Hochzeit eben. Zumindest fast. Die beiden Männer dürfen sich auch nach der Hochzeit keine Gefängniszelle in ihrem Hochsicherheitstrakt teilen.

Foto: The Guardian