Es war einmal ein Land - Das Zusammenleben in BiH nach 1996

11. Mai 2015

Die 33-jährige Marija Spasojevic hat ihre Diplomarbeit dem Zusammenleben in Bosnien und Herzegowina nach 1996 gewidmet. Ein immer wieder aufwühlendes Thema, das viele zur Weißglut bringt. Umso besser, wenn man ein wissenschaftlich erarbeitetes Buch vor sich hat, dass Zahlen und Fakten, ohne Emotionen und Beschuldigungen als Grundlage für zukünftige Diskussionen bietet.

3 Fragen an Marija Spasojevic, Autorin von „Es war einmal ein Land“

Warum hast du dieses Buch geschrieben?

Der Krieg hat mich und meine Familie stark verändert. Ich habe mir damals gedacht: „Wenn ich groß bin, will ich ein Buch zu diesem Thema schreiben. Ich will dann die Leute erzählen lassen.“ Ich wollte aber nie als Opfer gesehen werden. Wir waren und sind sehr starke Menschen, die nicht auf Mitleid angewiesen sind. Ich wollte in meinem Buch vor allem Fakten angeben und so objektiv wie möglich schreiben.

 

Wie ist es dir bei der Arbeit ergangen?

Zuerst wurde mir von der Arbeit abgeraten. Es war aber eine Herausforderung, die ich annehmen musste. Anfangs sind wird durch meinen Geburtsort Zenica geschlendert – ich war das erste Mal seit 15 Jahren wieder in Bosnien. An meiner alten Schule waren deutlich Kriegsspuren zu sehen, auch 11 Jahre nach Kriegsende. Mein Heimatort sah viel kleiner und trauriger aus, als ich ihn in Erinnerung hatte. Bei meinem ersten Interview habe ich realisiert, was ich alles „verpasst“ hatte. Wie sehr ich meine Heimat vermisst hatte, die es einfach nicht mehr gab. Das war ein Schlag ins Gesicht. Es war ein sehr persönliches und herausforderndes Erlebnis. 


Welches Feedback hast du bekommen?
Mir wurde von einigen Serben übel genommen, dass ich nicht die negative Berichterstattung über selbige analysiere. Ein kroatischer Bekannte fragte mich, wer mir das Recht als Serbin gebe über den Krieg zu schreiben. Die Menschen in Bosnien haben sehr gut reagiert. Auch jene, die sich nicht vor der Kamera interviewen lassen wollten. Sie fanden es gut, dass ihnen jemand zuhört und ihre Meinung sowie ihre Erlebnisse einen Wert haben. Eine Frau in Mostar meinte aber, sie will ihr Leben ganz normal leben und kein Affe im Zoo sein, der bestaunt und analysiert werden wird.

Mir wurde klar: Nur weil wir in der Diaspora einen Heimatbezug suchen und unsere neue Identität aufbauen müssen, heißt es nicht dass die Menschen im Heimatland sich nicht weiterentwickelt haben. 

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