„Frieden schließt man mit dem Feind.“

04. November 2019

Wir trafen den Popstar Michael Patrick Kelly im Rahmen der Galanacht des Friedens zum Interview. Der Friedensaktivist und ehemaliges Mitglied der „Kelly Family“ über das Leben im Kloster, eine Friedensglocke in Wien und seine Geburt im Campingwagen.

von Sueda Altinay, Florentina Glüxam

Biber: Warum engagierst du dich für den Frieden?

Michael Patrick Kelly: Ich wurde 2003 bei einer Demo in New York verhaftet. Damals stand der Irakkrieg vor der Tür. Seitdem engagiere ich mich für verschiedene Projekte, die den Frieden in den Vordergrund stellen. Im Moment habe ich das Gefühl, dass die Welt immer verrückter wird. Es gibt so viel Hass und Hetze. 

Wann empfindest du Unfrieden?

Vor allem, wenn ich Beziehungsprobleme oder Stress im Beruf habe. Dann bin ich unruhig und finde keinen Frieden. Den muss man sich mit richtiger Herzenshaltung erkämpfen. Frieden schließt man mit dem Feind, nicht mit dem Freund. Als Musiker kann ich Menschen zusammenbringen. Im Sport, in der Religion und in der Politik sind die Leute gespalten. Manche meiner Konzertbesucher gehen in die Moschee, andere in die Kirche und sie sind trotzdem alle da und haben eine schöne Zeit. Bei allen meinen Konzerten läute ich mit der Peace Bell eine Friedensminute ein.  

Wie würdest du deine Erfahrung im Kloster mit drei Adjektiven beschreiben?

Außergewöhnlich, mega-schön, friedlich. Sehr friedlich.

Was unterscheidet dich von anderen Musiker*innen?

Ich bin in einem Campingwagen in Dublin zur Welt gekommen, habe in einem Doppeldeckerbus gelebt, später auf einem Hausboot, dann in einem Schloss und irgendwann in einem Kloster – sechs Jahre lang. Zuerst habe ich Musik auf der Straße gemacht und später mit meinen Geschwistern in Stadien gespielt. Bin nie in der Schule gewesen, mein Vater war Lehrer und hat uns unterrichtet. Immer Zickzack, up and down. Bei meinem Song „ID“ geht es um die Frage der Identität. „Who am I, who are you, who are we?". Wann hört man schon einen Popsong im Radio über so ein Thema?

Gibt es Dinge, die du heute bereust?

Gute Frage (lacht). Wenn man etwas aus Liebe macht und damit auch Geld verdient, find ich’s okay. Aber wenn man einen Auftritt nur wegen des Geldes macht, bereut man es im Nachhinein. Außerdem habe ich gelogen, auch öffentlich, weil ich etwas verbergen wollte.

Was unterscheidet das Wiener Publikum von anderen?

Der Typ, der mich vom Flughafen abgeholt hat, ist Wiener und der hat gesagt, die Wiener jammern gerne. Das kann ich nicht bestätigen, weil sie bei meinen Konzerten nur jubeln (lacht). Ich finde Wien ist eine sehr weltoffene Stadt. Da können sich manch andere Städte was abgucken.

INFO: Was sind die Galanacht des Friedens und die #PeaceBell?
Am Freitag den 25. Oktober fand die Galanacht des Friedens im Rathaus statt. Die Veranstaltung ist ein Projekt der Social City Wien. Als Ehrengast wurde der Sänger Michael Patrick Kelly eingeladen. Kelly hatte letztes Jahr die Initiative #PeaceBell ins Leben gerufen und die erste Friedensglocke in Mainz enthüllt. Durch Fundraising soll auch bald eine Friedensglocke in Wien errichtet werden.

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