Hilfe, Europa!

02. September 2015

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Amnesty
Foto: Khalil Tareq

Angst vor den „Fremden“ und Anteilnahme an den Schicksalen von Flüchtlingen liegen oft dicht beieinander. Amnesty motiviert ihre AktivistInnen mehr zu tun und sendet ein „S.O.S.“ an die Mächtigen Europas.

„Ich weiß schon, dass die arm sind“, sagt eine ältere Dame mit hochtoupierten schwarzen Haaren und auffälligem Makeup, „aber wenn wir so weiter machen gibt es in zehn Jahren keine Österreicher mehr in Österreich.“ Sie fängt an mit einer der Amnesty AktivistInnen zu diskutieren. Dabei blickt sie auf die Portraits der Flüchtlinge, die am Samstagnachmittag auf dem großen weißen Tuch unweit des „Goldenen Dachl“ in Innsbruck aufgebahrt sind.

amnesty
Foto: Khalil Tareq

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit der Aktion „SOS Europa“ wollen Amnesty AktivistInnen in Innsbruck wieder einmal gegen das Massensterben von Flüchtlingen auf den Schlepperrouten protestieren. Es braucht sichere und legale Wege für AsylwerberInnen nach Europa und eine lang geforderte, europäische Quote für die Aufnahme von Flüchtlingen, sagt Amnesty. Auch die Abschiebung von Menschen in Länder, in denen die Menschenrechte wenig respektiert werden, wird von Amnesty scharf kritisiert. Kaum ein Thema dominiert die Medien im Moment so stark wie die Flüchtlingskatastrophen. Das Flüchtlingsthema polarisiert, während 71 tote SyrerInnen auf der A4 für internationales Entsetzen sorgen, verstärkt die EU ihre Bemühungen dem Schlepperwesen an den Kragen zu gehen. In der Innsbrucker Fußgängerzone stößt man mit dieser Kampagne daher auf Mitgefühl aber auch Abwehr und Fremdenangst.

Österreichische Amnesty AktivistInnen treffen sich in den Alpen Tirols zum Ausarbeiten von Strategien von Aktionen. „„Viele fühlen sich hilflos, aber wir können etwas bewegen. Und zwar zusammen.“ meint Natalie Eller. Die Schülerin engagiert sich seit einem Jahr bereits für Flüchtlinge und gibt  ihnen Nachhilfe. Seit kurzem ist sie auch bei Amnesty aktiv. In Innsbruck bedankt sich dann ein junger syrischer Flüchtling persönlich bei ihr für ihren Aktivismus. Für die Jugendliche ist das eines der schönsten Gefühle und macht ihr Mut weiter zu machen und für ihre Überzeugung ein zu stehen.

Amnesty
Foto: Khalil Tareq

 

„Natürlich kann Österreich nicht alle aufnehmen, aber man kann Lösungen schaffen, dass alle Menschen untergebracht werden“ ist sich Eva Dostalova, Online-Aktivitin bei Amnesty Int., sicher.  „Österreich ist viel reicher als andere Länder, deshalb müssen wir auch mehr Verantwortung übernehmen.“ entgegnet sie auf die Frage, ob Österreich nicht schon genug tut.  Judith Breitwieser, Aktivistin und Studentin aus Salzburg, ist vor allem betroffen über das „Fehlen von Mitmenschlichkeit“ in Europa. „Länder bauen lieber Zäune“ sagt sie, als sich zu überlegen wie man diesen Menschen helfen kann.

Amnesty versucht ihren AktivistInnen die Möglichkeiten des Protests und der Aufklärung der BürgerInnen an diesem Wochenende in den Alpen näher zu bringen. Entstanden ist daraus mit einfachen multimedialen Mitteln ein Europa auf Leintüchern und Grabsteine als Gedenken an die Verstorbenen Flüchtlinge. Die Aktivistinnen repräsentieren die Außengrenzen und aus den Lautsprechern tönen die Geschichten der Flucht. Von Überlebenden gekenterter Bote im Mittelmeer, von Menschen die ihre Familien verloren haben und von dem schwierigen Start in ein neues Leben in Europa. Um die „katastrophalen Zustände“ an den EU-Außengrenzen zu verbessern, „müssen wir alle in Europa an einem Strang ziehen“, sagt Judith, und spricht das aus was man sich von manchem Europa-Politiker schon sehnlichst wünscht. 

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