Ich hasse Meetings!

04. April 2016

Kennst du das Gefühl auch? Wenn du feststellst, dass du eigentlich ziemlich alt geworden bist? Wenn du plötzlich checkst, dass die Jahrtausendwende auch schon wieder 16 Jahre zurückliegt? Wenn du plötzlich meinst, dass das Leben viel zu schnell an dir vorbeizieht? Fragst du dich dann auch manchmal, wo die ganze Zeit nur geblieben ist? Ich verrate es dir: Du hast sie in vollkommen sinnlosen Meetings vergeudet.

Meetings sind für mich die Hölle der modernen Bürozivilisation oder auch die letzte Bastion der Herrschenden über das Fußvolk. Früher galt ja der Grundsatz, dass man das Volk teilen muss, um es zu beherrschen. Modernes Management lebt im Gegensatz dazu davon, die Angestellten möglichst oft zusammenzutreiben und gemeinsam in einen Raum zu stecken, nur um sie mit stundenlangen, quälenden Meetings bis zur absoluten Hörigkeit zu lähmen.

Die Wahrheit ist doch: Die meisten Meetings unterbrechen nur den eigentlichen Arbeitsprozess und sind nicht mehr als eine Zusatzbelastung, eine unproduktive und ineffiziente obendrein. Deshalb sollte gelten: weniger ist mehr. Schließlich machen Meetings in einem Arbeitsprozess sicher Sinn, vorausgesetzt, sie sind gut vorbereitet und gut moderiert, damit stundenlange Themenabschweifungen vermieden werden können und man sich wirklich auf die wesentlichen Themenpunkte konzentrieren kann. Das ist jedoch meiner Erfahrung nach meistens nicht der Fall. Auch die Häufigkeit von Meetings sollte wohldurchdacht sein und kann sicher in vielen Fällen reduziert werden. Die Dosis macht eben – wie so oft – das Gift.

Apropos Gift: Neben sinnlosen Grundsatzdiskussionen über Zuständigkeiten und anderes nützen manche die ohnehin oft ausufernden Meetings als Bühne, um den werten KollegInnen vor dem Chef aus heiterem Himmel eins reinzuwürgen. Nicht gerade die feine englische Art, aber sofern du nicht das Opfer der Verbalattacke bist, macht es das Ganze zumindest ein bisschen spannend. Licht geht aus, Scheinwerfer auf die beiden Kontrahenten und alle anderen lehnen sich entspannt mit Popcorn zurück, während ihre Blicke wie bei einem Tennismatch von einem Kontrahenten zum anderen wandern. Allerdings sollte man sich als Unbeteiligte nicht zu früh freuen, denn falls der Schlagabtausch zu heftige Formen annimmt, findest du dich am Ende beim Rafting-Wochenende mit den KollegInnen als Teambuildingmaßnahme  – mit noch mehr Meetings – wieder.

Das einzige, was noch schlimmer ist als reguläre Meetings, sind spontan einberufene Panikmeetings. Solche Panikmeetings, wie ich sie nenne, braucht niemand, außer dem Chef, der plötzlich einen Riesenstress bekommt, weil er gerade festgestellt hat, dass er keine Ahnung hat, was in seiner Abteilung so abgeht. Deshalb beruft er also ein Panikmeeting ein, um sich selbst das Gefühl zu geben, mittendrin statt nur dabei zu sein. Während des Meetings stellt er Fragen, die bereits vor Monaten geklärt wurden und du kannst über den Köpfen deiner KollegInnen ganz deutliche Denkblasen mit Inhalten wie „WTF….?“ oder „Wo kommt der denn her?“ oder „Bitte was will der Typ jetzt?“ erkennen. Vor der Beantwortung der Fragen werft ihr euch dann unauffällig Blicke zu, die verlautbaren „Wer klärt den armen Irren jetzt auf?“.

Wenn ich nur denke, wie viel wertvolle Arbeits- und vor allem Lebenszeit ich in sinnlosen Meetings verbracht habe. Ich glaube, alles in allem sogar mehr Zeit als in all meinen Beziehungen zusammen. Dabei fällt mir ein, warum ich nie so recht Zeit für meine Beziehungen hatte…

An dieser Stelle muss ich leider Schluss machen, ich hab‘ noch ein…. Meeting.

 

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