Ich und du, dort und da
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Im Zoom Kindermuseum eröffnet am 28. September eine Ausstellung für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren, die unsere Kleinen an das Thema Flucht heranführen und Barrieren abbauen soll.
„Die Kinder sind neugierig auf die Flüchtlinge, aber verlieren schnell das Interesse, weil sie nicht miteinander kommunizieren können. Es fehlen die Anknüpfungspunkte“, so Direktorin des Museums Elisabeth Menasse-Wiesbauer. Geflüchtete Kinder sind heute Alltag in Österreichs Schulklassen. Obwohl ihre Mitschüler meistens einen offenen Umgang mit ihnen haben, gibt es ein paar Hürden, die überwunden werden müssen.
„Ich und Du, Dort und Da“ baut auf den Biographien sechs geflüchteter Kinder aus Syrien und Afghanistan auf, die man im Laufe der Ausstellung langsam kennenlernen kann. Was sind ihre Lieblingslieder? Wie viel bedeutet Arif aus Damaskus das Lernen in der Schule? Welche Dinge genießt Nesrin in Österreich, die in Afghanistan nicht selbstverständlich sind? An zahlreichen interaktiven Stationen können sich die Kleinen spielerisch mit den Geschichten der Neuankömmlinge beschäftigen – etwa mit Aufzeichnungen von Arabischen und Deutschen Begriffen, und wie diese geschrieben werden. Auch allgemeine Fakten rund um das Thema Flucht werden vermittelt.
K wie Kind und kompromisslos
„Eine Ausstellung für Kinder zu konzipieren ist viel schwieriger, weil sie ein kompromissloses Publikum sind“, weiß Kuratorin Claudia Haas. „Gefällt ihnen etwas nicht, dann ist das final. Im Gegensatz zu Erwachsenenausstellungen muss hier die Vermittlung in den Vordergrund gestellt werden und schon sehr früh mit dem Ausstellungsarchitekten und Grafikern zusammengearbeitet werden, um alle Inhalte entsprechend zu präsentieren.“ Hilfsorganisationen wie UNHCR, Baobab und die Hemayat lieferten viele Zahlen und Schicksale, die in die Ausstellung hineinflossen. Kinderpsychologen und Sozialanthropologen fehlten im Team auch nicht, um für Fragen zu schwierigen Themen wie Trauma etwas auszuarbeiten.
Dabei konzentriert sich „Ich und Du, Dort und Da“ nicht primär auf die Flucht. „Es geht vielmehr um die Ankunft, und am meisten um das Zusammenleben“, so Kurator Thomas Marschall. Eine Videoarbeit zeigt Kinder bei den verschiedensten Begrüßungsritualen aus der ganzen Welt. Wo küsst man sich zwei, und wo drei Mal zur Begrüßung? Warum bedeutet hier eine Geste etwas ganz anderes, als anderswo auf der Welt? Missverständnisse und Misstrauen lassen sich nur durch Interaktion bekämpfen. Die Geflüchteten wollen nicht nur auf ihre Fluchterfahrung reduziert werden, sondern sich hier weiterentwickeln.
Auch die Wertschätzung, die sie für bestimmte Dinge aus ihrer Heimat – einen Teppich beispielsweise, der hier eine ganz besondere Rolle für den kleinen Faizal spielt – ist viel bereichernder. Bildungs- und Integrationsstadtrat Jürgen Czernohorszky ist beeindruckt von der Ausstellung. „Über 60 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht, die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Allein deshalb sollte das Kindermuseum dieses Thema aufgreifen.“
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