I’m an alien, I’m a legal alien… I’m a Polishman in London.

19. April 2016

Reisen ist schön, neue Menschen kennenlernen ist ebenfalls eine tolle Sache. Es ist immer gut, wenn man von den Städten erzählen kann, in die man gereist ist, in denen man gelebt hat und die man besichtigt hat. Es ist toll, in eine andere Stadt in einem anderen Land zu ziehen, weil man viel Neues lernen und kennenlernen kann. Es ist wie ein riesiger Selbstentwicklungstritt in den eigenen Popsch. Man wird neuen Aufgaben, Herausforderungen, oft auch einer neuen Sprache gegenübergestellt. Anfangs ist man damit beschäftigt, dass man all diese Hürden überspringt und diesbezüglich alle Aufgaben meistert. Man braucht ja schließlich einen Job, muss die Stadt kennenlernen und seine Wege finden. Dazu gehören all diese Kleinigkeiten, an die man sonst nie denken würde, weil man sie durch und durch kennt. Wo kaufe ich mein Brot? Mit welcher U-Bahn komme ich am schnellsten in die Stadt? Welche Sehenswürdigkeiten muss man gesehen haben? Was muss ich wissen, um mit anderen Stadtkennern sprechen zu können? Wie registriere ich mich beim Arzt? Wie meldet man sich bei einem Zahnarzt an? Welche Dokumente brauche ich? Was sind die bürokratischen Angelegenheiten, die zu erledigen sind? Welche Produkte soll ich kaufen? Wo kauft man am günstigsten ein? 

Es gibt unzählige Fragen dieser Art, die man sich stellen muss und Aufgaben, die man erledigen muss. Auch wenn man sie plant, kommen sie viel zu oft anders als erwartet. Und es kommen immer neue dazu, von denen man keine Ahnung und die man nicht erwartet hatte. 

 

Was passiert aber, wenn die erste Aufregung vorbei ist? 

 

Man realisiert zuerst, dass man viel geleistet hat. Alles verläuft reibungslos und man hat das Einleben mehr oder weniger geschafft. 

Die Stadt ist immer noch neu, man kennt sich aber schon eine Spur besser aus. Man weiß, wo man sein Brot kauft, mit welcher U-Bahn man am schnellsten in die Stadt kommt und auch beim Arzt ist man schon mal gewesen. Jetzt fängt das Leben in der Stadt so richtig an. Und es gibt ein paar Hürden, die schwer zu überspringen sind und die ihre Zeit brauchen. 

 

Wir Ausländer sind so lustig

 

Die kulturelle Kompetenz ist einfach nicht da. Man kennt die berühmten Persönlichkeiten nicht allzu gut, man kennt sich mit der Literatur des jeweiligen Landes nicht so gut aus, wie man sich auskennen möchte. Man kann zwar bei manchen Gesprächen mithalten, nicht aber so, wie man das in seinem Herkunftsland machen konnte. Man kann sich über die populärsten Fernsehprogramme nicht wirklich unterhalten, man weiss nicht so viel über die Politik, kennt nicht alle Bücher, die sonst jeder gelesen hat. Und man hat seine Freunde nicht, mit denen man sich über eine Party unterhalten kann, auf der man vor Jahren gewesen ist und auf der was Lustiges passiert ist. Man kann nicht über einen anderen Freund reden, der was Blödes angestellt hat. Man lernt zwar ständig neue Menschen kennen, es fehlen aber einfach die “alten” Freunde, mit denen man seine Erinnerungen hat, mit denen man über alles und nichts reden kann, weil man sich so gut kennt. 

 

Es ist toll, in eine neue Stadt, ein neues Land zu ziehen. Es ist aufregend, spannend, eine weiterentwickelnde Herausforderung. Weil man neue Sachen erfährt, neue Dinge lernt und neue Menschen kennenlernt.

 

Sowie alle guten Sachen dieser Welt, kommt auch das nicht ohne dass man einen Preis dafür bezahlen muss. 

 

Es ist vielleicht einfacher, wenn man als kleines Kind ins Ausland zieht, weil man noch nicht so viel Erfahrung sammeln konnte. Wenn man es aber als erwachsener Mensch macht, ist das Gepäck von Erfahrungen ein wenig voller. Man hinterlässt Freunde, Familie und alles, was man kennt. 

Ich bin schon zweimal in ein anderes Land gezogen. Nach Österreich als ich 20 war und nach England als ich 29 war. Ich bereue es auf keinen Fall. Ich bin froh, beide Entscheidungen getroffen zu haben, weil ich beide aus mir sehr wichtigen Gründen getroffen habe. Das heißt aber nicht, dass ich zugleich meine Freunde, meine Familie und meine zwei Herkunftsländer, Polen und Österreich, nicht vermisse. 

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