Kein Händchen für Frauen

05. November 2015

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Barazite
Facebookscreenshot Erfurt sagt Nein

Für Aufsehen in den Niederlanden sorgt gerade ein Fußballprofi, der einer Journalistin den Gruß mit Handschlag verweigert. Der 25-jährige Fußballer, Nacer Barazite, spielt beim FC Utrecht und ist streng gläubiger Muslim.

Nach einer Fußballpartie vergangenes Wochenende traf Barazite auf die Journalistin Hélène Hendriks. Diese war vom Verein Utrecht schon darüber informiert worden, dass Barazite und sein Teamkollege Yassin Ayoub aus religiösen Gründen das Händeschütteln mit Frauen ablehnten. In ihrem Interview mit dem Sportler bemerkte sie eingangs nur kurz, dass sie ihm offensichtlich nicht die Hand geben darf. Daraufhin wurde die Anweisung des FC Utrecht an Journalistinnen publik. Dem männlichen Journalistenkollegen von Hendricks, John de Wolf, drückte der Fußballprofi dann doch kräftig die Hand. In den sozialen Medien und Talkshows in den Niederlanden wird Barazite seither heftig kritisiert.

Abwertung von Frauen unter dem Deckmantel der religiösen Toleranz?

Der Fall in den Niederlanden ist jedoch nicht der einzige, der Furore machte. Die CDU-Parteichefin in Rheinland-Pfalz, Julia Klöckner, sagte kürzlich das Treffen mit einem Imam spontan ab, weil dieser sie im Vorfeld informieren ließ ihr nicht die Hand geben zu wollen.  Antje Schrupp, Journalistin bei der Zeit, kritisierte auch einen orthodoxen Rabbiner, als er ihr bei einer Diskussionsveranstaltung nicht die Hand reichen wollte. Schrupp war von dem Rabbiner zwar intellektuell beeindruckt, fragte sich aber im Nachhinein, wieso dessen Verhaltensweisen „auf archaischen Geschlechterrollen und der patriarchalen Ausgrenzung und Abwertung von Weiblichkeit beruhen“. Diese Sichtweise ist sicherlich legitim, da wir in diesen Fällen von Männern sprechen, die Frauen den unmittelbaren Körperkontakt zur Begrüßung verwehren. Jedoch auch Frauen kann aus kulturellen oder religiösen Gründen diese soziale Konvention des „Händeschüttelns“ unangenehm sein. Könnte man dann auch von einer Abwertung von Männlichkeit sprechen, wenn eine Frau die Hand verweigert? Wahrscheinlich würde man es in der gleichen Idee einer „patriarchalen“ und „archaischen“ Religionstradition verorten, die von diesen Frauen unreflektiert übernommen wurde. 

Respekt ist (k)eine Ansichtssache

Bei aller Aufregung um das Nicht-Einhalten einer sozialen Konvention und einer höflichen Umgangsform in unseren Breiten kann man dies sicherlich als toleranter Mensch verkraften. Man muss religiöse Gebote und Normen als Außenstehender nicht verstehen, aber man kann unterschiedliches Verhalten sehr wohl akzeptieren. Die Journalistin Hendriks hatte im Übrigen „kein Problem damit“, dass jemand aus religiösen Gründen ihr nicht die Hand geben möchte. Außerdem twitterte sie Barazite sei „ein sehr netter Typ“. 

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