„Liebe Hoch 16“: Eine Brunnenmarkt Love Story

08. Juni 2017

Wer auf eine Liebesgeschichte, wie sie im Buche steht, gerne pfeift, ist beim Stück „Liebe Hoch 16“ gut aufgehoben.

Ich bin im Hof des Museumsquartiers und nehme auf einer der vielen Bänke Platz, die innerhalb kurzer Zeit überfüllt sind. Mein Blick ist auf die zwei kleinen Bühnen gerichtet, dazwischen sitzt die Band. Die Musiker stimmen noch schnell ihre Instrumente. Dann geht’s auch schon los. Orientalische Klänge verteilen sich über den ganzen Hof, auch die am Rande sitzenden Bar-Besucher lauschen gespannt. Die Masse reckt ihre Arme in die Höhe. In der Luft sind nur noch Hände und Finger zu sehen, die sich rhythmisch zur Musik bewegen. Meine Sitznachbarin legt ihren rechten Arm ganz herzlich um meine Schulter und steckt mich mit ihrer fröhlichen Stimmung an.

 

Eine bunte Zusammenkunft

„Liebe Hoch 16“ ist eine austrotürkische Romeo & Julia Lovestory und Musikkomödie des Netzzeitteams, die sich am Ottakringer Brunnenmarkt abspielt. Wie im Stück von Shakespeare stehen auch in der Brunnenmarkt-Version zwei verfeindete und konkurrierende Familien im Fokus – nur dass es sich hier um zwei zerstrittene Fleischhauerfamilienclans handelt. More drama baby und ganz viele Spannungen sind vorprogrammiert. Die authentische Besetzung nimmt kein Blatt vor den Mund. „Kümmeltiak“, „Kanacke“, „Fette Sau“, „Hurensohn“ oder „Pudern“ sind Begriffe, vor denen während der vielen Schlagabtäusche nicht zurückgeschreckt wird. Was das Stück so besonders macht, ist, dass im Publikum Menschen unterschiedlichster Herkunft und Kultur sitzen – eine bunte Zusammenkunft, so wie es sein soll.

Es ist keine Aufführung im klassischen Sinne, nicht nur Opernfans sind im Publikum vertreten, auch Austropop-Interessierte, von der türkischen Rap-Szene-Begeisterte  und jene, die sich zum Wiener Blues hingezogen fühlen, sind an diesem Abend am Museumsquartierplatz vereint. Traditionelle türkische Kolo-(Schlager)Musik und Wiener Walzer wechseln sich gegenseitig ab. Die Schauspieler und Musiker, die für glühende Stimmung an dem Abend sorgen, bringen in das traurigste und zugleich schönste Stück von Shakespeare viel Schmäh rein und verleihen ihm einen modernen Touch. Kultur- und Nationalkonflikte, aber auch Generationenkonflikte, die in unserer heutigen Zeit hochaktuelle Themen sind, werden in Kombination mit Musik und ganz viel Humor zur Sprache gebracht.

 

© Nurith Wagner-Strauss
© Nurith Wagner-Strauss

 

Ich möchte nicht allzu viel verraten, eines sei aber gesagt: Es ist keine typische Romeo & Julia-Story. Nurten, die Tochter des Fleischhauers Süleyman, spielt die Julia. Die Rolle des Romeos oder besser gesagt der Romea übernimmt die österreichische Fleischhauertochter Lena. Ein Happy-End mit vielen Bussis und big Hugs gibt’s dennoch, davor fliegen, während getanzt und gesungen wird, aber noch fleißig die Fetzen. Ach ja, der Eintritt kostet rein gar nichts – man muss nur gute Laune mitbringen.

 

Die nächsten Termine:

10.06.2017 (SA): 1100, Columbusplatz

16.06.2017 (FR): 1160, Brunnenmarkt/Yppenplatz

20.06.2017 (DI): 1200, Wallensteinplatz

21.06.2017 (MI): 1210, Floridsdorfer Markt

 

Weitere Infos unter www.wirsindwien.com

 

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