Liebe Männer, #YouToo.

16. Februar 2018

Die #MeToo-Bewegung hat die Welt wachgerüttelt. Frauen aus allen Ecken der Erde wehren sich gegen Sexismus, sexuelle Belästigung und Diskriminierung. Der Hashtag richtet sich vorwiegend an Männer, von denen wiederum einige empört reagierten, sich fragten, ob Flirten überhaupt noch erlaubt ist und gleich im Anhang das sofortige Aussterben der Menschheit witterten. Ich kann euch versichern, dass es nicht so weit kommen wird, wenn wir endlich anfangen, miteinander anstatt gegeneinander zu denken. Wir alle.  

„Run like Zac Efron is waiting for you at the finish line with his shirt off“

Nach #MeToo gingen viele Männer in die Defensive. Sie wehrten sich, sie waren wütend –-weil es sie persönlich ja nicht betrifft. Sie fühlten sich als ganzes Geschlecht angeprangert . Was ja weit entfernt von der eigentlichen Absicht von #MeToo war. Hashtags wie #NotAllMen sollen aufzeigen, dass nicht alle Männer sexistische Perverslinge sind. Na no na ned. Ich denke, an dieser Stelle brauchen wir nicht näher darüber zu diskutieren. Aber damit solche Hashtags nicht mehr notwendig sind, muss sich auf beiden Seiten etwas ändern. 

Während vielen durch #MeToo die Augen geöffnet wurden, die Menschen auf Sexismus und Diskriminierung gegenüber Frauen sensibilisiert worden sind, scheint da etwas zu fehlen. Und zwar die Gleichberechtigung auf allen Ebenen. Von beiden Seiten.  Immer noch wird die Objektifizierung von Männern durch Frauen in der Popkultur irgendwie als stark, cool, und tough betrachtet. Überlegt mal. Mädchen verlinken ihre Freundinnen unter Sixpack-Fotos von nackten Männeroberkörpern von Models wie Francisco Lachowski und Anwar Hadid. „Geiler Arsch! So ein sexy Body. Zeig dich nackt!“, liest man in unzähligen Kommentaren auf Social Media Profilen. Denkt mal an die  ganzen Ryan-Gosling-Memes, Pinterest-Sprüche wie „Run like Zac Efron is waiting for you at the finish line with his shirt off“. Spricht man so über den Körper einer Frau, schreien alle auf. Eh mir inklusive. Aber wieso ist es dann bei Männern okay? Wieso gilt #MeToo nicht für Männer? „Weil sie sich selbst wehren können und keine #GRLPWR und #empowernment-Hashtags dazu brauchen", werden jetzt einige sagen. Und wieder drehen wir uns im Kreis.

 

                                                    

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Männer dürfen weinen, Frauen dürfen Sex mögen

Wir werden immer noch in veraltete Muster gepfercht , die wir von klein auf verklickert bekommen. Männer müssen tough sein und Frauen emotional. Ist es umgekehrt, läuft was schief. In diesen Schemata wachsen wir seit Jahrzehnten – bewusst oder unbewusst – auf. Durch unser Umfeld, durch Disneyfilme, durch Werbung. So kriegt man heutzutage als Frau immer noch Dinge zu hören wie: „So sind Männer einfach. Das kannst du nicht ändern“, oder „Eine Frau muss einen Mann um sich kämpfen lassen, damit er sieht, wie viel sie wert ist.“ Zu Jungs sagt man wiederum:  „Echte Männer weinen nicht.“ Nein, verdammt. Bitte brechen wir diesen Bullshit endlich auf.

Liebe Leute, es ist 2018: Männer dürfen weinen, Frauen dürfen Sex mögen, Männer müssen nicht die Rechnung beim Date übernehmen, Frauen dürfen Computerspiele lieben, Männer dürfen über Gefühle sprechen, Frauen sind keine gefühlskalten Roboter, wenn sie es nicht tun.

Liebe Männer, #YouToo.

„Das ist doch eh klar, oder? Wieso schreibt sie das überhaupt auf? Und was hat #MeToo jetzt damit zu tun, was unsere Geschlechterrollen bedeuten?“ – fragt ihr euch. Ich schreibe es deshalb auf, damit es eines Tages nicht mehr notwendig ist. Und noch was: Frauen hatten und haben es in einer männerdominierten Gesellschaft nun mal schwerer, eine Stimme zu finden und wahrgenommen zu werden. Es muss noch viel in Sachen Gleichberechtigung passieren, aber es geht gewaltig was weiter, und zwar in die richtige Richtung – und damit weiterhin was passiert, dürfen und müssen wir uns alle von Aktionen wie #MeToo angesprochen fühlen. Ja, Liebe Männer, #YouToo. 

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