Muna Duzdar wird neue Staatssekretärin Österreichs

17. Mai 2016

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Muna Dizdar
© Parlamentsdirektion / WILKE

Sie hat ihre Matura absolviert, Rechtswissenschaften studiert, war jahrelang als erfolgreiche Rechtsanwältin unterwegs und engagierte sich schon während ihrer Studienzeit politisch bei der SPÖ. Jetzt ist sie die neue Staatssekretärin Österreichs und ein wichtiger Teil vom neuen Team rund um den neuen Bundeskanzler Christian Kern. Ihr Name? Muna Duzdar. Und diese Frau hat es in sich. Eine hochqualifizierte und gebildete Frau. Trotzdem fällt mir auf, dass sie medientechnisch wieder nur auf ihre Religion oder Herkunft reduziert wird.

 

Gelungenes Integrationsbeispiel?
Ist es wichtig, von wo sie oder ihre Eltern abstammen? Ist es wichtig, an welchen Gott sie glaubt, oder eben auch nicht? Eigentlich nicht. Trotzdem sitzen wir wieder alle da und stellen den Migrationshintergrund ihrer Eltern in den Vordergrund. Oder, dass sie als erste Muslimin solch ein hohes Amt in Österreich besetzen wird. Den blauen Herrschaften ist bei dieser Meldung sicher die Spucke weggeblieben. Und ich bin mir auch hundertprozentig sicher, dass viele gerade da sitzen und sich denken: „Jaaaawoooohl, die Muna is a guades Beispiel für gelungene Integration! So gehört sich das!“ Bullshit. Sie ist kein gelungenes Beispiel für Integration. Genauso wenig wie ich und alle anderen, die hier geboren wurden und aufgewachsen sind. Wir sind Österreicherinnen und Österreicher wie alle anderen auch – nur eben mit etwas anderen Namen. Wie soll sich bitte jemand integrieren, wenn er hier geboren wurde? Von Integration kann man – grob gesagt -  sprechen, wenn hier jemand neu angekommen ist und sich erst mal zurechtfinden muss in der Gesellschaft, um seinen Platz zu finden. Ansonsten ist in dieser Situation das Wort "Integration" wieder mal fehl am Platz.

 

Starke Vorbilder
Auf der einen Seite finde ich es toll, dass ungeachtet von Herkunft, Aussehen oder Religion, Menschen wie Muna solche Positionen in Österreich beziehen können. (Fette Props an Christian Kern, you the real MVP!). Die 37-jährige angehende Staatssekretärin kann nämlich ein Riesenvorbild für alle „neuen“ Österreicherinnen und Österreicher werden. Deswegen ist das ein sehr wichtiges und auch tolles Zeichen, das Bundeskanzler Kern hier gesetzt hat.
Auf der anderen Seite müssen wir endlich damit anfangen, Menschen wie Muna, Carlos und Amina als normale Mitbürger dieser Gesellschaft anzusehen und nicht als „gelungene Integrationsbeispiele“. Denn sie sind keine Exoten. Es gibt sie hier in Österreich in Hülle und Fülle. Schwer zu glauben, wenn Zeitungen immer nur von Mord und Totschlag der "Ausländer" schreiben. Und deswegen wäre es endlich auch angebracht, wenn in den Medien von solchen positiven und leiwanden Menschen berichtet wird. Es warat nämlich wegen der realistischen Darstellung der österreichischen Gesellschaft.

 

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